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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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am Boden, aber bevor ich den dritten Bolzen laden kann, dreht sich der letzte Armbrustschütze um und schießt in meine Richtung. Ich höre ein Klirren, als der Bolzen gegen den Metallgriff der Pumpe schlägt. Jetzt – während er nachlädt – schieße ich meinen Bolzen ab.
    Er trifft ihn an der Schläfe. Ich verharre eine Sekunde, um sicher zu sein, dass es keine weiteren Armbrustschützen in der Nähe gibt, dann gebe ich den Köhlern das Zeichen, dass der Weg frei ist.
    Je näher ich dem Kai komme, umso lauter werden die Kampfgeräusche. Die Franzosen müssen begriffen haben, dass der Sinn unseres Angriffs darin bestand, die Briten durchzulassen, und sie haben sich dafür entschieden, eine letzte Verteidigungsstellung bei den Docks aufzubauen.
    Ich habe nur noch zwei Bolzen übrig, tröste mich aber mit dem Gewicht der Messer.
    Als ich das Ende der Straße erreiche, muss ich über drei Leichen steigen. Ich folge einer Spur gefallener französischer Soldaten bis zum Dock, dann trete ich aus der Gasse und halte mitten im Schritt inne. De Waroch, die Bestie, steht allein da und hackt und stößt auf fast ein Dutzend Männer ein. Sein Mut – oder seine Dummheit – ist atemberaubend. Er schenkt seiner eigenen Sicherheit nicht die mindeste Beachtung, während er sich durch seine Feinde hackt. In der Tat, möglicherweise ist es genau das, was ihm einen solchen Vorteil über die anderen verschafft, denn niemand kalkuliert die Risiken ein, die er mit seinem eigenen Leben einzugehen bereit ist.
    Kopfschüttelnd und erfüllt von widerstrebender Bewunderung lade ich meine letzten Bolzen, lasse sie fliegen und schieße zwei seiner Gegner nieder.
    Die Bestie tut nichts, als sich weiter vorzuarbeiten. Ich ziehe eins der Messer von meinem Knöchel und lasse es durch die Nacht pfeifen. Es bohrt sich in den Hals eines der französischen Soldaten. Er stolpert und gibt de Waroch gerade die Blöße, die er braucht, um dem Mann den Rest zu geben.
    In dem Moment, der folgt, sehe ich einen Wirbel von Bewegungen aus dem Augenwinkel. Es sind die Briten! Die ersten Boote sind angekommen. Der Bootsmann hat noch nicht einmal das Seil um den Poller geschlungen, als die ersten Soldaten bereits an Land springen. Schließlich waren sie zwei lange Wochen eingepfercht an Bord ihrer Schiffe, was ihren Zorn angefacht hat.
    Während die frischen Truppen in die Stadt quellen, begreifen die verbliebenen französischen Soldaten – jene, die nicht bereits von den Stadtmauern gesprungen sind –, dass sie in der Minderzahl sind, und sie liefern schnell ihre Waffen aus.
    D’Albret wird bald sechstausend britische Soldaten im Nacken haben, und er wird gefangen sein zwischen ihnen und den Soldaten, die in Rennes stationiert sind. Die Herzogin hat jetzt eine Chance auf einen Sieg.
    Und wir haben uns ein wenig Zeit erkauft.
    De Waroch sucht mich im Lager auf, wo ich die Verwundeten versorge. Er kommt aus der Nacht stolziert, verdreckt, blutverschmiert und grinsend. Ich kann nicht anders. Ich lächle zurück, denn obwohl er kein Mal getragen hat, haben mich Visionen von seinem Tod verfolgt. Ich trete etwas von den verletzten Männern weg, damit unsere Begrüßung sie nicht stört. »Ihr habt es geschafft«, sage ich, aber meine Worte gehen unter, als er mich hochhebt und herumschwingt. »Wir«, verbessert er mich. »Wir haben es geschafft. Ich, Ihr, die Köhler, wir alle.«
    »Setzt mich ab«, sage ich und verkneife mir ein Lachen.
    Er stellt mich auf den Boden, nimmt aber die Arme nicht weg. Stattdessen beugt er sich vor und drückt seinen Mund auf meinen. Es ist ein wollüstiger Kuss, voller Glück und Triumph und Sieg. Aber nach einem Moment macht der Triumph etwas anderem Platz. Etwas Wundersamem und Zerbrechlichem.
    De Waroch lässt die Hände meine Taille hinaufwandern, und seine Handflächen ruhen fest und sicher auf meinem Rücken, eine Festung, die nicht fallen wird, was auch kommen mag.
    Eine Hand bewegt sich weiter, legt sich um mein Gesicht, und das Gefühl seiner rauen, schwieligen Finger so sanft auf meiner Haut weckt in mir den Wunsch zu weinen. Obwohl ich schon oft geküsst worden bin, habe ich niemals etwas Derartiges gespürt. Es ist, als hätte ich ein winziges Stück der Sonne verschluckt, und ihre Wärme und ihr Licht reichten in jeden Winkel meiner Seele und verjagten die Schatten.
    Ich ergebe mich diesem Kuss – ergebe mich der Stärke und dem Mut und der schieren Güte des Mannes.
    Kurze Zeit später erscheinen die übrigen Männer.

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