DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
fasst.
»Ich habe Euch gewarnt, dass es scharf ist.«
Seine Nasenflügel beben vor Zorn und er sieht d’Albret an. »Sie hat nichts bei sich«, erklärt er, »nichts als einen kleinen, kalten Dolch und ein noch kälteres Herz.«
Ich lächle, als hätten seine Worte mich zutiefst erfreut. D’Albret bedeutet ihm zurückzutreten. »Du wirst glücklich sein zu hören, dass ich endlich eine Verwendung für dich gefunden habe, Tochter.«
Mein Herz setzt einen Schlag aus, denn ich weiß, dass d’Albret glaubt, dass Frauen nur zwei Zwecke haben: ihm Söhne zu gebären und seine Lust zu befriedigen. Bei seinen eigenen Töchtern räumt er widerstrebend einen dritten Zweck ein: nämlich als Tauschgegenstände für Ehen benutzt zu werden, die seinen Wohlstand und seine Macht vergrößern.
Es ist der Brief vom Kloster, der mir den Mut gibt, das Kinn vorzurecken und ihn charmant anzulächeln. »Mir fällt nichts ein, was mir größere Freude machen würde, Euer Erlaucht, als Euch zu Diensten zu sein.«
»Ich habe noch nicht herausgefunden, wer unsere Pläne an die Herzogin verraten und sie gewarnt hat. Ich möchte die Barone von Nantes genauer beobachten. Vielleicht heuchelt einer von ihnen seine Loyalität nur und verrät ihr dann all meine Pläne. Mit diesem Verdacht im Sinn wirst du intime Bekanntschaft mit Baron Mathurin schließen.«
Ich verziehe keine Miene. Dies ist ein neuer Tiefpunkt, selbst für ihn – seine eigene Tochter zu politischen Zwecken zur Hure zu machen. »Ihr meint den fetten Mann mit dem Doppelkinn? Ich bin mir nicht sicher, ob wir intim werden müssen, damit ich ihm seine Geheimnisse abschwatzen kann«, erwidere ich leichthin.
D’Albret beugt sich vor und sein schwarzer Bart sträubt sich. »Du weigerst dich?«
»Natürlich nicht.« Mein Herz schlägt jetzt schneller, denn ich bin mir vollauf bewusst, was jenen widerfährt, die sich seinen Wünschen in den Weg stellen.
D’Albret legt den Kopf zur Seite. »Sag mir nicht, dass du jüngferliche Skrupel hast, denn wir wissen alle, was für eine Lüge das ist.«
Seine Worte sind wie ein Schlag ins Gesicht und lassen mich durch einen langen, grauenhaften Korridor von Erinnerungen taumeln. Erinnerungen, die so beängstigend sind, dass meine Sicht sich trübt, bevor mein Verstand vor ihnen zurückschreckt. »Ich weise lediglich darauf hin, dass es viele Methoden gibt, um an die Informationen heranzukommen, die Ihr zu haben wünscht.«
Zufriedengestellt von meiner Antwort lehnt er sich in seinem Stuhl zurück. »Du wirst beim Abendessen neben ihm sitzen.«
Bevor er mir weitere Anweisungen geben kann, trifft sein Haushofmeister ein, der einen von der Reise erschöpften und schmutzigen Boten begleitet. D’Albret wedelt mit der Hand in meine Richtung und die des Hauptmanns. »Lasst uns allein«, befiehlt er, und Hauptmann de Lur geleitet mich aus dem Raum.
Verzweiflung und Frustration drohen in mir aufzusteigen, aber ich dränge sie beiseite. Auch wenn d’Albret seinen Männern und Vasallen ungeniert verkündet, ich sei so besudelt, dass ich seinen Schutz nicht verdiene, kann ich gerade jetzt keine Panik gebrauchen. Ich lege die Hand über meine Handgelenkscheide, ziehe Trost aus dem, was sich dort versteckt, und eile zu meinen Räumen.
Ich erreiche mein Zimmer, wo Tephanie und Jamette ein großes Theater um mich machen und schrecklich erleichtert sind, mich zu sehen. Unvernünftigerweise gebe ich ihnen die Schuld an dem, was mir an diesem Nachmittag zugestoßen ist. »Lasst ein Bad ein, sofort«, befehle ich ihnen schroff.
Während sie sich an die Arbeit machen, schlüpfe ich in das Ankleidezimmer und entferne den Brief aus seinem Versteck. Meine Hand zittert, als ich die Nachricht aufrolle, vorsichtig darauf bedacht, sie über den Abtritt zu halten, damit keine Spur von schwarzem Wachs gefunden und als Beweis gegen mich verwendet werden kann. Ich hoffe, dass dies die Anweisungen sind, nach denen ich mich gesehnt habe. Natürlich ist der Brief verschlüsselt. Ich bezähme meine Ungeduld und zähle schnell die verabredete Sequenz an Buchstaben ab, aber ich habe keine Tinte oder Pergament, daher brauche ich viel zu lange, um die Nachricht zu entschlüsseln.
»Gnädiges Fräulein? Euer Bad ist bereit. Seid Ihr krank?«
»Mir geht es gut«, blaffe ich als Antwort auf Tephanies besorgte Frage. »Nur dass ich nicht eine Minute für mich allein sein kann.«
»Ich bitte um Vergebung, gnädiges Fräulein«, sagt sie unterwürfig, und ich wende mich
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