DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Einladung genommen hat. Was wird er tun, wenn wir mein Zimmer erreichen?
Wir bleiben an meiner Tür stehen, und obwohl ich weiß, dass Julian darauf wartet, dass ich sie öffne, drehe ich mich um, als wolle ich ihm eine gute Nacht wünschen. »Ich bin froh, dass du gesund und munter zurück bist«, murmle ich.
Er tritt näher an mich heran und beugt sich vor, um mir durchs Haar zu streichen. »Du weißt, wie ich es hasse, von dir getrennt zu sein. Ich bin zurückgekommen, so schnell ich konnte.«
Ich lege ihm die Hände auf die Brust und spiele mit einer goldenen Tresse an seinem Wams, um ihn daran zu hindern, näher an mich heranzurücken.
Es funktioniert nicht. Er ignoriert meine Hände zwischen uns und bewegt seine Lippen von meinem Haar hinunter zu meinem Mund. Verzweiflung erfüllt mich, und ich versuche, mir schnell etwas einfallen zu lassen, um sein eigenes Verlangen gegen ihn zu wenden, aber ich kann nicht. Nicht jetzt, da ich müde und durchgefroren bin und die Panik meiner Entdeckung mir immer noch in den Knochen steckt.
Dann, gelobt sei Mortain, öffnet sich die Tür hinter mir, und ich taumle beinah rückwärts in den Raum. Julian hebt ruckartig den Kopf und seine Augen sind dunkel vor Zorn. Ich wirble herum, um zu sehen, wer uns gestört hat, und bin bestrebt, meinen Körper entschieden vor Julian zu schieben, bis er sein Temperament zügeln kann.
Es ist Tephanie. Die liebe, unbeholfene, süße Tephanie! Ihr Blick flackert kurz zu Julian hinüber, dann kehrt er zu mir zurück, und sie sieht mir ohne das geringste Anzeichen einer Irritation in die Augen. »Ihr habt mich gebeten, auf Euch zu warten, gnädiges Fräulein.«
»Ja – danke, Tephanie.« Meine Stimme ist ruhig und fest und enthält den schwachen Unterton von Geringschätzung, den Julian erwarten würde.
Ich schaue Julian an, als wolle ich mich für diese übertrieben pflichteifrige Hofdame entschuldigen. Sein Zorn hat sich gelegt und an seine Stelle ist leichter Spott getreten. »Es ist spät, und ich bin mir sicher, dass deine Hofdame gern ein wenig schlafen würde, bevor die Nacht vorüber ist.« Er wendet sich an Tephanie. »Ihr dürft gehen«, sagt er zu ihr.
Versteckt hinter meinem Rock sucht meine Hand nach ihr und packt sie am Arm, mit einem eisernen Griff, der sie festhält. Sie knickst und murmelt: »Es macht mir nichts aus, gnädiger Herr, sondern es ist eine große Ehre, meiner Herrin in jeder Weise, die sie wünscht, zu Diensten sein zu können.«
Ich lege den Kopf schräg und sehe Julian an. »Hörst du das, mein lieber Bruder? Es ist ihr eine Ehre, mir auf jede erdenkliche Weise zu dienen.«
Er schaut zuerst mich an, dann Tephanie, und plötzlich sehe ich in seinen Augen, dass er den Kampf verloren gibt. »Gegen solche Hingabe kann ich nichts sagen. Ich wünsche euch beiden eine gute Nacht.«
Nachdem Julian sich verabschiedet hat, stolpere ich in mein Zimmer und sacke beinahe zu Boden. Meine Knie werden schwach, es wird mir ganz flau im Magen, und ich kann nicht aufhören zu zittern.
»Gnädiges Fräulein?« Tephanies simples Gesicht ist umwölkt von Sorge. »Geht es Euch gut?«
»Ja.« Da ich unsicher bin, ob ich meine Züge im Moment beherrschen kann, schaue ich nicht auf.
Tephanie ignoriert meine Antwort und eilt an meine Seite. Ich wappne mich dagegen, dass es gleich Fragen hageln wird, aber sie überrascht mich, indem sie nichts sagt. Sie nimmt einfach meine eiskalten Hände in ihre und beginnt, wieder etwas Wärme hineinzureiben.
Etwas an ihrer Berührung, an der schlichten, anspruchslosen Art dieser Berührung, weckt in mir den Wunsch zu weinen. Oder vielleicht ist es immer noch die Nachwirkung des Schreckens, den ich erlitten habe.
Wieder einmal hat Julian sich eingemischt, meine Pläne ruiniert und meine hart erkämpfte Entschlossenheit zerstört. Schlimmer noch, ich habe den Verdacht, dass er d’Albrets Vertrauen in größerem Maße genießt, als ich dachte. Wie weit wird seine Loyalität gehen? Welches ist sein größeres Verlangen – mich zu beschützen oder unserem Vater zu dienen?
Und der Ritter! Großer Gott, was haben sie mit ihm vor! Aufgehängt, ausgeweidet und gevierteilt zu werden, ist die grauenvollste Folter, die ich mir vorstellen kann. Man wird ihn am Hals aufhängen – aber nicht so lange, dass er tatsächlich stirbt. Nein, sie werden ihn abschneiden, bevor er ins süße Nichts entgleitet. Dann werden sie ihn aufschlitzen und vor seinen Augen seine Eingeweide herausnehmen, und sie
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