DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
der Schwärze seines Barts.
Es ist klar, dass d’Albrets entfesselter Ehrgeiz nichts als dem Tod weichen wird. Beim Gedanken, wie seine Truppen Rennes stürmen und in die Stadt einfallen, kommt mir die Galle hoch.
Pierre hebt beipflichtend seinen Kelch. »Ist jetzt die Zeit gekommen, ihr unsere Botschaft zu schicken, Euer Erlaucht?«
D’Albret erstarrt, und für einen langen Moment fürchte ich, dass er seinen Kelch nach Pierre werfen wird. Stattdessen lächelt er. »Morgen, du Welpe. Wir werden ihr unsere Botschaft morgen schicken.«
Es scheint, dass über den verletzten Ritter gerade das Todesurteil gefällt wurde.
Vierzehn
J ULIAN LIEGT DER L ÄNGE nach in einem Sessel am Feuer. Er hat den Kopf zurückgelegt und sein Mund steht weit offen. Er sieht beinahe tot aus. In der Tat, ich habe – kurz – daran gedacht, ihn zu töten, aber am Ende konnte ich es nicht. Nicht einmal nach all dem, was er getan hat. Wir haben zu viel zusammen überlebt, waren miteinander verbündet, als niemand sonst zu uns halten wollte.
Außerdem ist er einer der Wenigen, die mich jemals geliebt und überlebt haben.
Er wird sich benommen und krank fühlen von der Überdosis des Schlafmittels, das ich ihm verabreicht habe, aber es ist nicht mehr, als er dafür verdient, dass er ohne Einladung in mein Gemach gekommen ist. Allein der Gedanke, dass ich nie wieder sein nächtliches Kratzen an meiner Tür werde ertragen müssen, genügt, um meinen Schritt leichter zu machen.
Sobald ich mich mit sämtlichen Waffen ausgerüstet habe, die ich besitze – den Messern, den Dolchen und den Würgedrähten –, schlüpfe ich aus meinem Zimmer. Ich fühle mich geradezu wie ein reisender Kesselflicker mit den vielen Tränken, Waffen und Werkzeugen, die ich bei mir trage. Ich kann von Glück sagen, dass es nicht klirrt, als ich die Treppe hinuntergehe.
Mir bleiben nur wenige Möglichkeiten und da ist kein Raum für Irrtümer. Ich werde endlich meinen Wunsch erfüllen, d’Albret zu töten – oder zumindest werde ich es versuchen. Falls ich scheitere – und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das geschieht –, dann ist es noch wichtiger, dass der Ritter überlebt, denn er muss dem Schicksal entfliehen, das d’Albret für ihn vorgesehen hat, und der Herzogin so bald wie möglich eine Warnung überbringen.
Ich bin die Einzige, die in der Position ist, d’Albret aufzuhalten. Und selbst meine Chancen sind gering, da mein Plan sich auf einen schwer verletzten Ritter und meine eigenen, begrenzten Fähigkeiten stützt.
Fast alle Diener und Landsknechte im Palast schlafen, während ich von meinem Gemach in den Innenhof gehe. Es ist nicht leicht gewesen und hat jeden Tropfen Gift in den Perlen aus dem Haarnetz und von meiner Kruzifixkette gekostet. Ich habe alles in das Abendessen der Männer gegossen, während der Eintopf noch in dem Topf köchelte, der am Feuer hing. Eine solch verwässerte Dosis wird dafür sorgen, dass die ganze Garnison schläft, aber nur wenige Stunden. Wenn sie erwachen, werden sie sich fühlen, als sei eine Herde Ochsen über sie hinweggetrampelt, aber zumindest werden sie leben.
Ich hätte sie liebend gern alle vergiftet, denn wenn sie meinem Vater treu ergeben sind, haben sie kein Fünkchen Unschuld im Leib. Aber die Ermordung so vieler Männer stinkt zu sehr nach einem von d’Albrets Plänen. Stattdessen gebe ich mich mit dem Wissen zufrieden, in welch großen Schwierigkeiten sie sein werden, wenn der Morgen kommt und die volle Auswirkung meiner nächtlichen Aktivitäten klar wird.
Nur die diensthabenden Wachen am Osttor werden Schwierigkeiten machen, denn sie haben ihr Abendessen noch nicht verzehrt. Ich werde mich um sie kümmern müssen, damit ich den Gefangenen in den wartenden Karren bringen kann.
Der Karren ist mich teuer zu stehen gekommen, da es dem Fäkalienkutscher widerstrebt hat, von der Quelle seines Lebensunterhalts abzulassen. Aber als ich ihm genug Schmuck gegeben habe, hat er sich endlich bereit erklärt, den Karren zu leeren und seine mysteriöse Fracht durch das Osttor aus dem Palast zu fahren. Natürlich habe ich ihn nicht mit meinem eigenen Schmuck bezahlt, sondern mit dem von Jamette. Es war ziemlich leicht, in ihr Zimmer zu schlüpfen und eine Handvoll von dem Tand zu nehmen, den ihr der Verrat an mir eingetragen hat.
Während ich dem Turm immer näher komme, fällt die Last der Geheimnisse und heimlichen Schachzüge, der aufrechterhaltenen Illusionen und der überzeugend geflüsterten
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