Darken 2 - Für immer und ewig (German Edition)
Schoß legen konnte, während sie in ihren Laptop tippte oder ein Buch las. Seine Hand lag dann auf ihrem Schenkel und er war in irgendwelche Berichte vertieft.
Die Wochen zwischen Castello Del Guardiano Della Spada und Lippstadt vergingen wie im Flug und fast hätte Sirona vergessen können, dass sie nicht eine ganz normale Familie waren. Ehe sie sich versah, war es Mitte Oktober und die Herbstferien hatten begonnen. Darken hielt sein Versprechen und sie flogen alle drei zum ersten Mal gemeinsam in Urlaub.
Sirona war klar, dass Darken lieber in einer der einsamen Villen am Hang gewohnt hätte, weil er nicht gerne viele Leute um sich hatte, aber Kim wäre dort vor Langeweile umgekommen und hätte nur nervend an ihnen geklebt. Er hatte daraufhin versucht, mit Kim zusammen eine Ferienanlage zu finden, die ihr gefiel und ihm genügend Anonymität bot. Das ausgesuchte Ressort war schön und lag natürlich direkt am Meer, mit einem weitläufigen Strand, der es ihnen ermöglichte, auch abseits der anderen Gäste zu liegen. Es gab mehrere Poollandschaften, und Kim fand relativ schnell heraus, an welchem Pool sich welche Altersgruppe und welche Jungs trafen. Zufrieden stellte Sirona fest, dass ihre Tochter ständig unterwegs und im Ressort mit seinem Angebot bestens aufgehoben war.
Am Anfang der zweiten Woche besuchten Sirona und Darken daher ohne sie die Universidad Privada Élite De Las Espadas. Sie flogen das erste Stück von La Paz, wo ihre Hotelanlage lag, mit dem Helikopter nach Chihuahua, dann fuhren sie mit dem Jeep, der am Flughafen für sie bereitstand, weiter. Es gab keinen Fahrer, Darken saß selbst am Lenkrad. Während der Fahrt erklärte er ihr, warum er die Schule gegründet hatte.
Hier war er das erste Mal auf Taamin gestoßen und hatte mit ihm viel Zeit verbracht, als er sich vor den Unruhen des herannahenden Zweiten Weltkrieges versteckt hatte. Taamin war das einzige Kind in der Schule, dessen Vater zu Darkens Bruderschaft gehörte. Alle anderen Kinder hatten beide Elternteile verloren, waren aber schon in früher Kindheit auffallend begabt und deshalb für die Schule ausgewählt worden. Jedem Kind wurde ein Fürsprecher aus Darkens Bruderschaft zugeteilt. Kein Kind war gegen seinen eigenen Willen hier. Alle Schüler waren dieser Schule treu ergeben. Sollte sich innerhalb der langen Studienzeit einer von ihnen als besonders ehrwürdig erweisen, wurde er nicht nur mit hervorragenden Zeugnissen in die Wirtschaft entlassen, sondern ausgewählt, Darkens Stiftung oder der Holding zu dienen.
Sirona war zutiefst beeindruckt von dem, was Darken hier aufgebaut hatte. Heute würde er sie einem seiner „Brüder“ vorstellen. Sein Name war Ténoch, er leitete die Schule.
M atthea hatte sich schnell in der Gemeinschaft der Schule eingelebt. In der ersten Zeit ging ihm Lorenzo nicht von der Seite und Ténoch führte kurzfristig ein neues Schulfach ein. Alle Kinder erlernten fortan die Gebärdensprache.
Den Tag, an dem Matthea das erste Mal das Musikzimmer betrat, würde er nie vergessen. Einer der Schüler spielte Amelia al Ballo von Menotti auf dem Klavier und Matthea konnte sich der Musik nicht mehr entziehen. Schnell lernte er Noten, dann Flöte, Klavier und Geige parallel. Während die anderen Kinder im Hof spielten, übte Matthea.
Sobald Musik erklang, war es so, als wenn er in eine andere Welt eintauchte. In seinem Kopf hatten die Noten Farben und wenn sie harmonierten, dann harmonierten auch die Klänge. Die Farbspiele von Puccini und Verdi gefielen ihm am besten, aber auch Traetta, Sgambati und Pacini liebte er. Auf der Geige spielte er am liebsten Ragazzi. Die italienischen Komponisten hatten für Matthea ein besonders faszinierendes Farbenspiel. Er liebte sie alle.
Die Schule wurde von den Kindern unter Ténochs Aufsicht autark geführt. Alle hatten ihre Aufgaben. Matthea war der kleinste, man hatte ihn auf circa zehn Jahre geschätzt, denn er konnte sich nicht erinnern, wann er geboren worden war. Weil er immer noch schwach war, wurde er nicht so stark in die tägliche Arbeit eingebunden wie die anderen Jungen, die wesentlich kräftiger waren als er. Neid gab es aber deshalb nicht, denn jeder hatte seine eigene Vergangenheit. Ebenso hatte jeder sein eigenes Zimmer, auch Matthea.
Anfangs fühlte sich Matthea dort einsam, dann saß er oft am Fenster und beobachtete die Sterne, bis ihm die Augen vor Müdigkeit zufielen. Inzwischen legte er sich aber schnell ins Bett und konnte es oft nicht erwarten,
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