Darken 2 - Für immer und ewig (German Edition)
sofort wieder. Sie fühlte sich wie unter einer Glocke, nicht ganz in der Wirklichkeit, aber auch nicht ganz im Jenseits. Ihr Peiniger griff nach ihren Händen. Sirona hielt die Augen geschlossen, sie war müde, sie war erschöpft und sie brauchte ihre Konzentration, um die Schmerzen zu ertragen. Dann durchfuhr sie plötzlich rasender, berennender Schmerz in den Fingern. Sie schrie auf und konnte nicht mehr aufhören, wollte sich wehren, aber mit jeder Bewegung nahmen die Schmerzen in den Schultern und in den Fingern zu. Ihre Stimmbänder gaben schließlich nach, sie hatte bereits so viel geschrien. Dann sackte sie weg.
Sirona spürte, wie ihr Körper niedersank, ganz sanft. Sie lag in einer Wolke aus weichem Stoff, der ihren geschundenen Körper umschmiegte und ihr Trost spenden wollte. Sie hörte das Läuten von weit entfernten Kirchenglocken, die nach ihr riefen, und sie schmeckte die Süße von Trinkwasser in ihrem Mund. Sie wollte aufatmen, da kam das Erwachen. Sie schlug hart auf, ihr Gesicht knallte auf dem Boden auf, ein Bersten ging durch ihren Kopf. Sie schmeckte wieder Blut und war blind, blind vor Tränen. Der Boden war feucht und roch modrig nach Urin, Fäulnis und Tod. Stechend scharf verhinderte der Gestank, dass sie tief durchatmen konnte.
Vorsichtig drehte sie sich auf den Rücken, ihre Schultern schmerzten so unsäglich und ihre Finger spürte sie nicht mehr. Nach einer Unendlichkeit konnte Sirona sich aufrichten, sie ließ vorerst die Augen geschlossen und sah dann im Geiste von oben auf sich herab.
Sie saß in einem Kreis von vier Menschen. Alle waren in weiße, schmutzige Hemden gekleidet, genau wie sie. Alle hatten sie den Blick gesenkt und den Rücken nach vorne gebeugt, wie sie. Dann sah sie, wie sie die Hände hob. Sie schluchzte und dann schrie sie. Ihr Geist kehrte zurück in ihren Körper. Man hatte ihr die Daumenschraube angelegt und jeden einzelnen ihrer Finger zerquetscht.
„Warum? Bei Gott , warum?“, wimmerte sie. Wo einmal Fingernägel ihre Hände schmückten, sah Sirona nur noch Blut und ein unförmige Masse, und als die begriff, was mit ihr geschehen war, sackte sie wieder zusammen. Zeit gab es nicht mehr für sie, nur noch Wellen von Übelkeit, die durch ihren geschundenen Körper rasten.
Jemand packte sie in den Haaren und riss sie hoch. Sie hatte keine Wahl, sie musste zum Stehen kommen, obwohl sie dafür keine Kraft mehr hatte. Dann wurde sie gestoßen und ihre Füße trugen sie kaum. Vor ihr liefen die Gestalten, die sie vorher umringt hatten, deren Augen sie nicht erkennen konnte. Sie liefen einen Tunnel entlang, durchschritten ein Tor und traten dann in gleißendes Licht.
Sirona wurde geblendet, ihre Augen und Lippen bran nten und sie hatte entsetzlichen Durst. Schmutzige, strähnige Haare fielen ihr ins Gesicht, es mussten ihre sein, obwohl sie nicht so aussahen. Sie sah ihr Haar und erkannte es nicht mehr. Sie konnte nur den Boden vor sich anstarren, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Person vor ihr, ob Frau oder Mann wusste Sirona nicht, lief schleppend. Sirona sah, wie Flüssigkeit an ihren Beinen herablief. Die unbekannte Person urinierte, das wusste Sirona in dem Moment, als sie durch die Pfütze lief und die Wärme der Flüssigkeit über ihre schmutzigen Füße schwappte.
Wieder packte sie jemand und hob sie hoch. Bitte nicht wieder an den Armen! , flehte sie stumm und schloss die Augen. Ihr Beten wurde erhört. Sie wurde an Händen und Füßen rückwärts an einen Baum gebunden.
Sirona atmete tief die frische Luft ein, als ihr ein Strick um den Hals gelegt wurde. Erneutes Entsetzen durchdrang sie. Sie riss die Augen auf und sah sie. Sie sah auf die Männer, die in farbenprächtigen Talaren vor ihr standen. Ihre Kleidung war göttlich, ihr Blick kam aber aus der Hölle. Sie sah Männer der Kirche, die ihr nicht halfen, obwohl sie erkennen mussten, wie sie litt. Statt einzugreifen und sie zu retten, schauten sie lächelnd zu.
Fassungslos starrte Sirona sie an . Warum halfen sie ihr nicht? Dann stieg Rauch in ihre Nase. Sie begann zu husten, und mit jedem Husten verschlimmerte sich der Reiz in ihrer Kehle. Sie würgte und senkte den Blick, erkannte den Reisig und die Flammen. Gleichzeitig spürte sie Brennen unter ihren Füßen und begann, sich zu wehren. Verzweifelt riss sie an ihren Fesseln, aber sie gaben nicht nach. Dann schrie sie wieder, überschrie den Schmerz in den Füßen, der sie zu übermannen drohte, als die ersten Flammen an ihnen
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