Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
Vom Netzwerk:
Jenna lachend am Haar. «Und hübsche Tochter.»
    Die anderen Männer lachten.
    Fossen wollte etwas sagen – sie anflehen, seine Familie in Ruhe zu lassen. Nur ihn zu nehmen. Aber es ging nicht wegen des Klebebands. Er zerrte mit aller Kraft an seiner Handfessel.
    Der Bullige packte Fossens Kinn; sein Griff war wie ein Schraubstock. Er zeigte auf einen seiner Landsleute, der gerade einen Strick über einen dicken Ast der alten Eiche im Garten warf. Am anderen Ende des Stricks war eine Schlinge.
    Ein anderer Mann filmte das Ganze im Mondlicht mit einem Camcorder.
    Fossens Frau schrie hinter ihrem Klebebandknebel, und Fossen kämpfte weiter gegen die Fessel und die ihn festhaltenden Arme an. Sie legten ihm die Schlinge um den Hals, und wieder hörte er die knebelerstickten Schreie der anderen. Er sah die Pein seiner Frau, als Männer ihr den Kopf in den Nacken zerrten, sie ohrfeigten, auf Fossen zeigten und
«Uite! Uite!»
brüllten.
    Andere Männer versuchten, seiner sich wehrenden Tochter den Schlafanzug vom Leib zu schneiden. Der Strick zog sich unter Fossens Kiefer zusammen, und der Bullige war wieder direkt vor seinem Gesicht und lachte durch die Skimaske, und die Nachtsichtbrille gab ihm im Dunkeln etwas von einem Insekt.
    Da kamen plötzlich aus der Dunkelheit wunderbare Geräusche – die wütenden Stimmen Hunderter Menschen, untermalt vom Klappern von Waffen und Ausrüstung. Der Bullige machte ein paar Handbewegungen, und seine Männer verteilten sich, versteckten sich hinter Fahrzeugen, Bäumen und Mauern. Sie spähten konzentriert durch ihre Nachtsichtbrillen ins Dunkel und flüsterten …
    «A se vedea ceva?»
    «Nu,
s
efule.»
    «Nimic.»
    Irgendwo dort im Dunkeln kam die Menge näher. Fossen stand auf den Zehenspitzen, die Schlinge eng um den Hals. Er wagte es nicht, den Kopf zu drehen.
    Der Bullige gab ein jähes Handzeichen, und seine Leute flohen vor den nahenden Scharen ins Dunkel. Sie gaben keinen einzigen Schuss ab, hofften offenbar, ungesehen entkommen zu können. Ihre Opfer ließen sie zurück.
    Fossen konnte das prekäre Gleichgewicht nicht mehr halten. Er kippte zur Seite und merkte unendlich erleichtert, dass das Seil, jetzt von niemandem mehr gehalten, einfach nachgab, als er umfiel.
    Er spähte ins Dunkel, nach der Menge, die jetzt fast da war. Aber plötzlich wurde es ganz still. Fossen wälzte sich herum, um zu seiner Frau und seiner Tochter hinüberzuschauen. Er sah eine schemenhafte Gestalt, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, bei ihnen knien und rasch ihre Fesseln durchschneiden. Ihr Retter gab das Messer einem der Studenten und kam dann zu Fossen herüber, wobei er ein weiteres Messer zog.
    Jetzt konnte Fossen den Mann deutlich sehen. Er trug eine Art enganliegenden schwarzen Panzeranzug mit Kapuze und etwas, das aussah wie eine besonders raffinierte Nachtsichtbrille. Waffen und anderes Zubehör steckten in Taschen, die in den Panzeranzug integriert waren.
    Der Mann drehte Fossen auf den Rücken und riss ihm das Klebeband vom Mund. «Sind Sie verletzt?»
    «Nein. Gott sei Dank sind Sie rechtzeitig gekommen.» Fossen sah, wie seine Frau und seine Tochter sich weinend umarmten. Auch die Studenten und die Arbeitskräfte fielen sich vor Erleichterung in die Arme.
    Der Mann schnitt Fossens Fesseln durch, zog dann seine Kapuze vom Kopf und nahm die Nachtsichtbrille ab.
    «Jon!» Fossen lächelte und fasste ihn am Arm. «Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.»
    «Wir können hier nicht bleiben, Hank. Leute aus der Stadt sind auf dem Weg hierher, aber die Todesschwadron könnte zurückkommen.»
    Fossen sah sich nach der Menschenmenge um, die er eben noch gehört hatte, aber da war niemand. «Ich dachte, die Leute wären schon hier.»
    «Sie werden gleich da sein.»
    «Aber ich habe sie doch
gehört

    Jon zeigte auf ein Gerät, das an seinem Unterarm befestigt war. «Hypersonic-Sound-Projektor. Ein Schallwerfer. Ich habe die Illusion einer nahenden Menschenmenge erzeugt.» Er blickte auf. «Wir sollten in Deckung gehen.»
    «Guter Gott! Sie sind ganz allein?»
    Plötzlich hörten sie das Knattern automatischer Waffen irgendwo auf den Feldern. Die Studenten und Arbeitskräfte rannten mit Fossens Frau und Tochter in Deckung.
    Jon setzte das Nachtsichtgerät wieder auf und nickte leise. «Augen zuhalten, Leute.»
    «Was … warum?»
    Zur Antwort barsten aus den dunklen Feldern gehirnsprengende Lichtblitze und markerschütternde Donnerschläge, die die Realität zu zerreißen

Weitere Kostenlose Bücher