Darkover 01 - Landung auf Darkover
mit dem biologischen Zyklus gekoppelt ist, haben wir nunmehr keine Möglichkeit zu sagen, ob es wirksam ist oder nicht.«
Man brauchte MacAran nicht zu erklären, wie ernst diese Angelegenheit war. Eine Schwangerschaftsflut konnte emotionell wirklich zersetzend sein. Säuglinge - oder auch Kleinkinder - konnten einen interstellaren Überlichtflug nicht verkraften, und seit der allgemeinen Anerkennung verläßlicher Verhütungsmittel und der Bevölkerungsgesetze auf der überbevölkerten Erde hatte eine wahre Flut an Emotionen jede Abtreibung völlig undenkbar werden lassen. Ungewollte Kinder wurden einfach gar nicht erst empfangen. Aber würde es hier eine Alternative geben?
»Natürlich«, sagte Dr. Di Asturien, »sind die Frauen auf neuen Planeten oft für mehrere Monate steril, größtenteils wegen der Veränderungen in der Luft und der Gravitation… Aber darauf können wir nicht hoffen.«
MacAran dachte: Wenn Camilla schwanger ist - wird sie mich dann hassen? Der Gedanke daran, daß ihr gemeinsames Kind möglicherweise abgetrieben werden sollte, war beängstigend. Ewen fragte nüchtern: »Was werden wir tun, Doktor? Wir können doch nicht verlangen, daß zweihundert erwachsene Männer und Frauen ein Keuschheitsgelübde ablegen.«
»Zweifellos nicht. Das wäre für die geistige Gesundheit schlimmer als alle anderen Gefahren«, erwiderte Di Asturien. »Aber wir müssen jeden einzelnen warnen - wir müssen den Leuten sagen, daß wir hinsichtlich der Wirksamkeit unseres Empfängnisverhütungsprogrammes nicht mehr sicher sind.«
»Das ist selbstverständlich. Und so schnell wie möglich.«
Di Asturien sagte: »Der Captain hat für heute abend eine Gesamtversammlung einberufen - Mannschaft und Kolonisten. Vielleicht kann ich es bei dieser Gelegenheit eröffnen.« Er verzog das Gesicht. »Ich freue mich beileibe nicht darauf. Es wird eine schrecklich unpopuläre Eröffnung werden. Als hätten wir nicht schon genug Sorgen!«
Die Gesamtversammlung wurde im Lazarett-Zelt abgehalten, der einzige Ort, der groß genug war, Mannschaft und Passagiere gleichermaßen aufzunehmen. Am frühen Nachmittag waren die ersten Wolken aufgezogen, und als die Versammlung eröffnet wurde, fiel ein spärlicher, feiner, frostiger Regen, und über den Hügelkämmen waren ferne Blitze zu sehen. Die Mitglieder des Erkundungstrupps saßen vorne, falls sie aufgerufen werden sollten, Bericht zu erstatten, aber Camilla war nicht bei ihnen. Sie kam mit Captain Leicester und den anderen Mannschaftsoffizieren herein, und MacAran registrierte, daß sie alle vorschriftsmäßige Uniformen angelegt hatten. Irgendwie hielt er das für ein schlechtes Zeichen. Warum sollten sie versuchen, auf diese Art und Weise ihre Solidarität und Autorität zu betonen?
Die Mannschafts-Elektriker hatten ein Podium errichtet und ein einfaches Lautsprechersystem für öffentliche Ansprachen zusammengebastelt, damit die leise und ziemlich heisere Stimme des Captains in dem gesamten großen Raum zu hören war.
»Ich habe Sie alle gebeten, heute abend hierherzukommen«, sagte er, »anstatt sich bei Ihren Vorgesetzten zu melden, weil in einer Gruppe von dieser Größe entgegen jeder Vorsichtsmaßnahme Gerüchte in Gang und auch außer Kontrolle geraten können. Zuerst werde ich Sie über alle vorliegenden guten Nachrichten informieren. Nach unserem besten Wissen und Glauben kann sowohl die Luft wie auch das Wasser dieses Planeten unbegrenzt und ohne jeden gesundheitlichen Schaden genossen werden, und der Boden wird sehr wahrscheinlich eine unserem Metabolismus entsprechende Ernte hervorbringen, so daß wir während des Zeitraums, den wir hierzubleiben gezwungen sind, unseren Nahrungsvorrat ergänzen können. Jetzt allerdings muß ich Ihnen die Nachrichten mitteilen, die weniger gut sind. Der Schaden an den Antriebseinheiten und Computern des Schiffes ist weit größer als wir ursprünglich angenommen haben, und es besteht keine Möglichkeit, sofortige oder schnelle Reparaturen durchzuführen.«
Er machte eine Pause, und ein Klang entsetzter und ängstlicher Stimmen erhob sich im Raum. Captain Leicester hob seine Hand.
»Ich behaupte nicht, daß wir jede Hoffnung aufgeben müssen«, erklärte er. »Aber in unserer gegenwärtigen Situation können wir keine Reparaturen durchführen. Dieses Schiff vom Boden abheben zu lassen, erfordert eine weitreichende Veränderung unserer gegenwärtigen Lage, ein gewaltiges Langzeitprojekt, das jedem Mann und jeder Frau in diesem
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