Darkover 01 - Landung auf Darkover
uns erst recht wertvoll. Wir brauchen deine Gene viel mehr, als wir deine wissenschaftlichen Fähigkeiten brauchen. Derlei Fähigkeiten werden wir für ein halbes Dutzend Generationen nicht mehr brauchen - wenn überhaupt. Doch Gene von Personen mit einer hohen Intelligenz und mathematischer Begabung müssen im Gen-Pool bewahrt werden - wir können es nicht wagen, sie aussterben zu lassen.«
»Willst du damit sagen, ich sei gezwungen, Kinder zur Welt zu bringen? Wie eine Wilde, ein wandelnder Mutterleib… eine Gebärmaschine auf den prähistorischen Planeten?« Ihr Gesicht war bleich vor Wut. »Das ist absolut unerträglich! Sämtliche Frauen der Mannschaft werden in den Streik treten, wenn sie das hören!«
Ewen zuckte mit den Schultern. »Das bezweifle ich«, meinte er. »In erster Linie hast du das Reglement falsch verstanden. Frauen dürfen sich nur dann freiwillig in die Kolonien melden, wenn sie intakte Gene haben, im gebärfähigen Alter sind und eine Übereinkunft unterzeichnen, Kinder zu bekommen… Gelegentlich werden auch Frauen angenommen, die bereits keine Kinder mehr zur Welt bringen können; dies trifft dann zu, wenn sie eine medizinische oder wissenschaftliche Ausbildung genossen haben. Andernfalls bedeutet das Ende der fruchtbaren Jahre zugleich auch das Ende der Hoffnung, für eine Kolonie angenommen zu werden… und weißt du, wie lange die Wartelisten für die Kolonien sind? Ich habe vier Jahre gewartet; Heathers Eltern haben ihren Namen eintragen lassen, als sie zehn war, und jetzt ist sie dreiundzwanzig. Die Überbevölkerungsgesetze auf der Erde sind hart - manche Frauen stehen zwölf Jahre auf Wartelisten, bis sie die Erlaubnis erhalten, ein zweites Kind zu bekommen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb sie sich die Mühe machen«, erwiderte Camilla voller Abscheu. »Ein Kind müßte für jede Frau genug sein, wenn sie oberhalb des Halses noch etwas hat und sofern sie keine Neurotikerin ohne jedes eigenständige Selbstwertgefühl ist.«
»Camilla«, sagte Ewen sehr sanft, »dies ist etwas Biologisches. Schon damals, im zwanzigsten Jahrhundert, hat man an Ratten und Ghettobewohnern Experimente vorgenommen und herausgefunden, daß das Versagen mütterlichen Verhaltens eine der ersten Folgeerscheinungen kritischer sozialer Überfüllung darstellt. Es ist ein pathologischer Befund. Der Mensch ist ein rationell denkendes Tier, deshalb nannten es die Soziologen ›Frauenbefreiung‹ und dergleichen, aber es lief einzig und allein auf eine pathologische Reaktion auf Überbevölkerung und Sich-beengt-Fühlen hinaus. Frauen, denen nicht erlaubt werden konnte, Kinder zu bekommen, mußte man um ihrer geistigen Gesundheit willen eine Arbeit geben. Aber das nutzt sich ab. Wenn Frauen in die Kolonien auswandern, unterzeichnen sie eine Vereinbarung, ein Minimum von zwei Kindern zur Welt zu bringen, und die meisten von ihnen erlangen - sobald sie aus dem Gedränge auf der Erde heraus sind - sowohl ihre geistige wie auch ihre emotionale Gesundheit wieder, und die durchschnittliche Kolonisten-Familie hat vier Kinder - was, psychologisch gesprochen, ungefähr richtig ist. Bis das Baby zur Welt kommt, wird dein Hormonspiegel wahrscheinlich wieder normal sein - und du wirst eine gute Mutter abgeben. Wenn nicht, tja, dann wird es wenigstens deine Gene haben, und wir werden es einer sterilen Frau geben, um es für dich großziehen zu lassen. Vertraue mir, Camilla.«
»Versuchst du tatsächlich, mir beizubringen, daß ich dieses Baby bekommen muß!«
»Das tue ich ganz bestimmt«, gab Ewen zu, und plötzlich wurde seine Stimme hart. »Und nicht nur bei diesem einen Kind. Auch bei allen anderen, sofern du sie ohne eigene Gefährdung tragen kannst. Es besteht eine Chance von eins zu zwei, daß du eine Fehlgeburt erleidest.« Mit fester Stimme und unerschütterlich informierte er sie über die Statistik, die MacAran früher an diesem Tag bereits von Moray dargelegt bekommen hatte. »Wenn wir Glück haben, Camilla, haben wir momentan neunundfünfzig fruchtbare Frauen. Selbst wenn sie alle noch in diesem Jahr schwanger werden, werden wir froh sein können, zwölf lebende Kinder zu bekommen… und wenn diese Kolonie lebensfähig - überlebensfähig - sein soll, dann bedeutet das, daß wir unsere Zahl auf etwa vierhundert hochbringen müssen, bevor die älteren Frauen ihre Fruchtbarkeit verlieren. Es wird auf des Messers Schneide stehen, und ich habe das Gefühl, jede Frau, die sich weigert, so viele Kinder zu
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