Darkover 01 - Landung auf Darkover
Viele Frauen werden Kinder haben wollen, aber nicht in der Lage sein, welche zu bekommen… Viele werden ihr Kind während der Schwangerschaft durch eine Frühgeburt verlieren… Es wird Totgeburten geben. Wenn Camilla das Kind nicht haben will, nachdem es geboren ist, dann ist das ihre Angelegenheit - eine Angelegenheit, die die Gemeinschaft nicht trifft. Es wird genügend Pflegemütter geben.«
Dieser Gedanke nun bewegte Rafael MacAran und stachelte allmählich seinen Unwillen an, je länger er dasaß und das betäubte Mädchen betrachtete. Ihre Liebe war - selbst im besten Fall - aus Feindseligkeit erwachsen, war ein Auf und Ab aus Ablehnung und Verlangen gewesen, und jetzt geriet sein Zorn außer Kontrolle. Verflixtes Balg! dachte er. Dein ganzes Leben lang ist alles nach deinem Willen gegangen, und jetzt fängst du beim ersten Anzeichen dafür, vielleicht einer anderen Erwägung als deiner eigenen Bequemlichkeit nachgeben zu müssen, an, Theater zu machen! Zum Teufel mit dir! Als hätte die Heftigkeit seiner zornigen Gedanken die dünner werdenden Schleier der Droge durchdrungen, schnellten Camillas Lider von schweren, dunklen Wimpern gesäumt hoch, und sie blickte aus blauen Augen umher, momentan noch verwundert, dann registrierte sie die durchscheinenden Wände der Lazarettkuppel und MacAran an der Seite ihres Feldbettes.
»Rafe?« Ein schmerzvoller Hauch flackerte über ihr Gesicht, und MacAran dachte: Wenigstens nennt sie mich nicht mehr MacAran. Er sprach so sanft, wie er nur konnte: »Es tut mir leid, daß du dich nicht wohl fühlst, Liebes. Man hat mich gebeten, zu kommen und dir eine Weile Gesellschaft zu leisten.«
Die Erinnerung kehrte wieder, und ihr Gesicht verhärtete sich. Er konnte ihren Zorn und ihr Elend fühlen, und es war wie ein Schmerz in ihm, und er schaltete den eigenen Unwillen ab, wie mit einem Schalter, den man nur drehen mußte.
»Es tut mir wirklich leid, Camilla. Du hast es nicht gewollt. Hasse mich, wenn du unbedingt jemanden hassen mußt. Es war mein Fehler, ich habe nicht sonderlich verantwortungsbewußt gehandelt, ich weiß.«
Seine Sanftheit, seine Bereitschaft, alle Schuld auf sich zu nehmen, entwaffnete sie. »Nein, Rafe«, sagte sie mühselig, »das ist nicht fair dir gegenüber. Zu der Zeit, als es geschah, wollte ich es so sehr wie du, deshalb hat es keinen Sinn, dir etwas vorzuwerfen. Das Problem liegt darin, daß wir es alle nicht mehr gewohnt sind, Schwangerschaft und Sex miteinander in Verbindung zu bringen… wir haben mittlerweile alle eine recht… zivilisierte Einstellung diesbezüglich. Und natürlich konnte keiner von uns wissen, daß die regulären Verhütungsmittel nicht mehr wirken.«
Rafe streckte eine Hand aus und berührte die ihre. »Nun, dann werden wir die Verantwortung also gemeinsam tragen. Ich mache dir einen Vorschlag… Willst du nicht versuchen, dich daran zu erinnern, wie du während des Windes darüber empfunden hast? Wir waren so glücklich.«
»Da war ich wahnsinnig. Du auch.« Die tiefe Bitterkeit in ihrer Stimme ließ ihn vor Schmerz zurückprallen, denn er fühlte nicht nur seinen Schmerz, doch er hielt die schlanken Finger fest.
»Aber jetzt bin ich bei Verstand - wenigstens glaube ich das -, und ich liebe dich noch immer, Camilla. Ich finde keine Worte, um dir zu sagen, wie sehr.«
»Müßtest du mich nicht viel eher hassen?«
»Ich könnte dich nicht hassen. Ich bin nicht glücklich darüber, daß du dieses Kind nicht willst«, fügte er hinzu. »Aber wenn wir auf der Erde wären, dann wäre es für mich selbstverständlich, daß es dein gutes Recht ist zu wählen - und das Kind nicht zur Welt zu bringen, wenn du das nicht willst. Trotzdem… auch darüber wäre ich nicht glücklich, und du kannst nicht von mir erwarten, daß es mir leid tut, weil es eine Chance hat zu leben.«
»Du bist also froh, daß ich dazu gezwungen werde, es zur Welt zu bringen?« schleuderte sie ihm wütend entgegen.
»Wie kann ich über etwas froh sein, das dich so elend macht?« antwortete MacAran mit einer verzweifelten Gegenfrage. »Glaubst du, ich ziehe eine Befriedigung daraus, dich so unglücklich zu sehen? Es zerreißt mir das Herz, es bringt mich um! Aber du bist schwanger, und du bist krank, und wenn du dich besser fühlst, wenn du diese Dinge sagst… Ich liebe dich, und was kann ich schon dagegen tun, als dir zuzuhören und mir zu wünschen, etwas Hilfreiches sagen zu können? Ich wünsche nur, du wärst darüber ein bißchen glücklicher -
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