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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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und sich gemäß Caitlins Anweisung auf ihren Atem konzentriert. In ihrem Kopf baute sich ein Druck auf, der sie an den Morgen des Überfalls auf Acosta erinnerte, nur tiefer und unerbittlicher, auf das Zentrum ihrer Gedanken gerichtet. Sie befand sich wieder in Padriks Räumlichkeiten, nur dass sie die einst vertrauten Umrisse des Wohnzimmers jetzt durch einen nebligen Schleier sah, der einige Farben dämpfte und andere hervorhob. Wie zuvor saß Deslucido am Tisch, und seine Hände griffen nach den Speisen, die dort standen. Blaues und karmesinrotes Licht flirrte über sein Gesicht und seine Augen, als er sie ansah, ein Blick wie aus gelbem Feuer.
    »Ihr habt mir versprochen… « Taniquel vernahm ihre eigene Stimme, gedämpft und wie aus weiter Ferne, »… als ich mich dorthin begeben wollte… er in der Kapelle aufgebahrt wird… mir verboten, meine Räumlichkeiten zu verlassen.«
    »… kleiner Übermittlungsfehler.« Auch Damians Stimme bebte unter dem gespenstischen Widerhall. Mit jeder Formulierung gewannen seine Worte an Kraft und Klarheit, als käme er näher.
    »… bedaure jede Unannehmlichkeit… «
    »Weshalb wurde mir dann nicht erlaubt, meine Räumlichkeiten zu verlassen?«
    »Für eine holde Lady wie Euch würde es sich nicht schicken… wäre es auch nicht sicher genug… um Eurer eigenen Sicherheit willen… es bringt niemanden einen Vorteil, wenn seine Beisetzung zu einer Kundgebung für Unzufriedene wird.«
    »Dann ist es mir also nicht erlaubt, ihn zu sehen?« Taniquels Stimme klang wehklagend, wie der Schrei einer Trauernden.
    »… eine Lady… muss vor einem solchen Anblick geschützt werden. Vertraut uns in dieser Sache und gebt Euch zufrieden… «
    »Gebt Euch zufrieden… zufrieden… Das letzte Wort hallte in ihr wider, als die Bilder zersplitterten. Der starke Druck wurde zu einem höllischen Schmerz.
    Wahrheit? Wahrheit?, hämmerte es unablässig in ihren Schläfen. Eine Lanzenspitze aus Feuer stocherte in der Tiefe herum.
    Einmal hatte sie vielleicht aufgeschrien, doch sie war sich nicht sicher. Später schlief sie ein.
     
    In ihrem besten Gewand, die Haare von Caitlin gerichtet, wie es einer Königin gebührt, erschien Taniquel erneut vor dem Comyn-Rat. Es war nicht erforderlich, dass sie das Wort ergriff. Sie brauchte nur an der Seite ihres Onkels zu stehen.
    Nie zuvor hatte er so grimmig gewirkt, als bestünde er aus Granit gewordenem Fleisch. Sein Gesichtsausdruck hatte sich gewandelt. Die Verkniffenheit angesichts einer unangenehmen Aufgabe war eiserner Entschlossenheit gewichen. Darunter spürte sie Wut und noch etwas anderes.
    Furcht.
    Nicht vor dem Rat, obwohl die Enttäuschung gegenüber allem, was er sich erhofft hatte, wie Gift durch seine Adern floss. Furcht vor Deslucido und seiner Fähigkeit, sich über den Wahrheitsbann hinwegzusetzen, Furcht, die zerbrechlichen Bande des Vertrauens zu zerreißen, die die Länder Darkovers vor dem Chaos bewahrten.
    Furcht, die er verdrängt hatte, bis es zu spät gewesen war.
    Er hielt sich mit einer Würde und Macht aufrecht, die sie bisher nicht an ihm erlebt hatte. Er war ein Comyn, keinem Menschen untertan, und ein Hastur, Sohn des Hastur, eines Sohns von Aldones, dem Herrn des Lichts.
    Sein feierlicher Ernst spiegelte sich in allen Versammelten wider, denn als er sprach und ruhig seine Position vertrat, gab es keinerlei Ausbrüche, keine sichtbaren Reaktionen. Taniquel spürte die einzelnen Punkte der Missbilligung, des Einvernehmens und der Ungläubigkeit eher, als dass sie sie hörte. Als sie es wagte, in Deslucidos Richtung zu schauen, sah sie seine düstere Miene, den starren Kiefer, das harte Licht der Wut in seinen Augen, als er den Blick erwiderte.
    Mit dem Comyn-Rat als seinem Zeugen erklärte Rafael Hastur Acosta öffentlich zu einem Hastur-Protektorat mit Julian Regis Hastur-Acosta als rechtmäßigem Herrscher und Taniquel Hastur-Acosta als seiner Regentin, bis ihr Sohn Volljährigkeit erreicht hatte.
    Als Rafael endete, erhob sich der alte Mann, der dem Comyn-Rat vorsaß, und begann zu sprechen. »Bedenkt wohl, was Ihr tut, Hastur. Wenn Ihr diese Maßnahmen ergreift, werdet Ihr Euch unseren Befehlen offen widersetzen.«
    »Ihr wisst ebenso gut wie jeder andere, wie stark ich den Rat unterstütze«, erwiderte Rafael. »Ich glaube an unsere gemeinsame Sache und habe mich immer für Verhandlungen und Kompromisse eingesetzt. Meine Taten sprechen für sich selbst. Doch in dieser Angelegenheit muss ich meine Pflicht und mein

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