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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Teppich lag jetzt an Stelle der Läufer, die den bleichen Stein, den Padrik so sehr geliebt hatte, bisher zur Geltung brachten. Die Möbel kannte Taniquel nicht; sie mussten aus einem der Räume im alten, nicht benutzten Flügel stammen. Ein Tisch war für drei Personen gedeckt worden, diesmal noch üppiger gefüllt als beim letzten Mal.
    König Damian saß, nicht mehr in Soldatenkleidung, sondern einer mitternachtsblauen Samtrobe mit schwarzweiß gemustertem Pelzbesatz, in einem riesigen Stuhl vor dem Feuer. Belisar stand an den Kaminsims gelehnt, einen Kelch in der Hand. Seine Augen funkelten im Feuerschein. Der Laranzu kam aus einem der kleineren Räume herbeigeglitten und stellte sich hinter sie.
    Taniquel bemühte sich, die grau gewandete Gestalt nicht anzusehen, obwohl sie spürte, dass die Aufmerksamkeit des Laranzu auf sie gerichtet war. Sein Geist bedrängte sie zwar nur leicht, aber unbarmherzig.
    Ich muss den Eindruck erwecken, als wäre ich noch verwirrt von meinem Kummer und den jüngsten Ereignissen, aber durchaus zugänglich.
    Damian begrüßte sie, ohne sich zu erheben. Mühsam wahrte sie ihre Fassung. Sie verneigte sich tief, dann gestattete sie Belisar, sie zu ihrem Platz bei Tisch zu führen.
    Als hätte man im Korridor nur auf dieses Zeichen gewartet, kamen vier Diener in den Raum geeilt und stellten abgedeckte Schüsseln hin, Schneidebretter mit köstlichem Weißbrot und zwei Flaschen Wein, die noch mit Kellerstaub bedeckt waren. Als Damian und Belisar sich ihrerseits setzten und die Diener die Deckel von den Schüsseln nahmen, erkannte Taniquel die Kunstfertigkeit ihrer Köche. Ein Frühlingslammbraten mit Kräuterkruste, bedeckt von kleinen Zöpfen aus Knoblauchzehen, ruhte auf einem Nest aus in Honig geschwenktem Gemüse. Kleine Grillhühnchen breiteten ihre Schwingen aus, deren Federn durch Schichten hauchdünn geschnittener Rotwurzscheiben ersetzt worden waren. Einer der Diener öffnete den Wein, einen alten Jahrgang, der für Taniquel immer wie mit reifen Pflaumen und Rauch vermischter Sonnenschein roch.
    Am Tisch hob Damian seinen Kelch, ließ den Wein kreisen, damit sich das Aroma entfaltete, und sog tief den Duft ein. Taniquel sah zu, ein wenig erstaunt, dass ein Fremdländer wusste, wie man Wein richtig genoss. Der würzige Geruch des Fleisches und der scharfe Duft der Kräuter versetzten ihre Sinne in Aufruhr.
    Er nippte mit dem Ausdruck äußerster Konzentration und nahm einen Schluck. Dann lächelte er mit so sichtlicher Freude, dass sie den Eindruck gewann, er habe Acosta lediglich seiner Weine wegen erobert. Nur in wenigen Gegenden Darkovers wuchsen geeignete Trauben, und Obstweine waren für Taniquels Geschmack meistens zu süß, aber in den Tälern von Acosta gab es kälteunempfindliche Weinstöcke, die trockenere und vielfältigere Geschmacksrichtungen hervorbrachten.
    Der Offizier füllte ihren und dann Belisars Kelch.
    »Auf Acostas Zukunft«, sagte Damian. »Auf seinen neuen König und seine hinreißende Königin, die sich in drei Tagen vereinen werden, um etwas hervorzubringen, was ebenso kostbar wie dieser Wein ist.«
    »Und auf die Söhne, die nach uns regieren werden«, fügte Belisar hinzu. Er trank seinen Wein in einem Zug, ohne innezuhalten und ihn zu genießen.
    Söhne! Taniquel senkte den Blick und beugte sich über den Kelch, um ihr Entsetzen zu verbergen. Das konnte er doch nicht wissen, noch nicht! Nein, er meinte die Söhne, die er mit ihr zeugen wollte.
    »Sir«, sagte sie, als sie sich wieder gefasst hatte, »lasst uns nichts überstürzen. Höfisches Werben muss mit Würde erfolgen. Ich bin erst seit kurzer Zeit Witwe.«
    Damian begann eine Scheibe von der Lammkeule abzusäbeln.
    Dunkler Saft lief aus dem Schnitt, dunkel wie lebendiges Blut. Er legte die Scheibe auf ihren Teller, sie war auf der Innenseite noch leicht rosa.
    »Bitte trinkt. Und esst etwas.« Belisar hob ihren Kelch hoch und reichte ihn ihr. »Oder wollt Ihr Euch noch immer stur stellen?« Sie nahm den Kelch. Der Duft rief die Erinnerung an glücklichere Zeiten wach und vermischte sich mit dem köstlichen Geruch des Bratenfleisches, den würzigen Kräutern, dem Aroma des frisch gebackenen Brotes. Ein Pulsieren schickte kleine Schmerzblitze durch ihre Schläfen. Wie leicht es doch wäre, einfach daran zu nippen - sie konnte ihn schon auf der Zunge schmecken und spüren, wie die rubinrote Wärme ihren Hals hinabglitt.
    Noch nie hatte sie sich so elend gefühlt, so schrecklich allein.
    Sie sah von

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