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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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schattig, aber trocken. Sie hatte sich entschieden, keine Kerze mitzunehmen, da das Licht, wenn es durch die vielen Gucklöcher und Spalten fiel, den Blick einer aufmerksamen Ambervale-Wache auf sich ziehen konnte. Ihre Finger, die sanft über die vertrauten Wände strichen, waren ihr Führung genug, Stimmen drangen vom Hauptkorridor heran, die lauter wurden, als die Sprechenden sich näherten. Dem Akzent nach waren es Soldaten aus Ambervale. Taniquel erstarrte, und ihr Herz begann zu rasen. Sie bemühte sich, das Gespräch zu verstehen, etwas über die zusätzliche Requirierung von Lebensmitteln unten im Dorf.
    »Bauern sind doch überall gleich«, sagte jemand. »Ständig beklagen sie sich, dass sie nichts haben, dabei weiß jeder, wo sie ihre prallen Weizensäcke horten.«
    »Aye, das ist wahr.« Der andere lachte, und seine Stimme verklang schon in der Ferne. »… ihnen eine Lehre erteilen… wie diesen Ombredin in Verdanta… weißt du noch, wie wir damals…
    Langsam ließ Taniquel den Atem entweichen. Sie umklammerte ihr Bündel fester und ging weiter. Das Schlurfen weicher Stiefel auf Stein klang in ihren Ohren wider. Der Gang wurde schmaler und wand sich nun so, dass sie manchmal gezwungen war, seitlich zu gehen. Als Kind hatte sie die Enge nicht gestört, doch nun schlossen sie die Mauern schier ein und pressten ihr die Luft aus dem Leib. Zweimal strich sie sich Spinnengeflecht aus Gesicht und Haaren und einmal ein huschendes Wesen mit vielen Beinen von der Hand. Sie war froh, nicht sehen zu können, was es war.
    Sie eilte drei Stockwerke hoch, über schmale Stufen und eine Leiter, die unter ihrem Gewicht beängstigend knarrte, und kam in einen Gang neben den Vorratskammern heraus. Zum Glück hielt sich um diese Zeit niemand hier auf, da die Köche und ihre Helfer mit dem Schrubben des Geschirrs fertig und zu Bett gegangen waren. Sie standen lange vor Tagesanbruch auf, um für den kommenden Tag Brot zu backen. Sie nahm sich ein Viertel Käserad, noch eingewachst, zwei Hand voll getrockneter Pfirsiche, den Rest eines Laibs braunes Brot und wickelte alles in ein Geschirrtuch, das aussah, als wäre es bei der großen Wäsche im vorigen Monat übersehen worden.
    Durramans Glück stand ihr bei, denn die äußere Küchentür war nicht verschlossen und unbewacht. Niemand verstellte ihr den Weg, als sie, den Kopf gegen den Regen gesenkt, den Burghof überquerte.
    Die Streitkräfte von Ambervale hatten auf den freien Flächen Zelte errichtet, mit allen dazugehörigen Bauten und dem entsprechenden Gestank. Eines der Tore stand offen, und dahinter erstreckten sich ein weiteres Lager und eine Postenkette. Die Wächter blickten aufs Land hinaus, noch wach und auf der Hut.
    Taniquel schlich auf Zehenspitzen durch das Tor und drückte sich an der Mauer entlang, versuchte, so unauffällig wie möglich zu wirken.
    »He, du! Mädchen!«, rief einer der Wächter. »Geh wieder hinein!«
    Was würde eine Frau aus dem Dorf tun? Weitergehen und das Weite suchen? Gehorsam zurückkriechen, in der Hoffnung auf bessere Zeiten? Taniquel hatte keine Ahnung.
    »Lass sie in Ruhe«, sagte einer der anderen. »Siehst du nicht, wie verängstigt sie ist? Sie ist nur ein kleiner Dorffratz, der in der Burg festsaß, als die Kämpfe ausbrachen. Kehrt jetzt bestimmt zu ihren Leuten zurück. Warum sollte sie sonst bei diesem Dreckwetter draußen sein?«
    »Vielleicht ist sie losgezogen, um ihren Spaß zu haben«, sagte der erste und lachte rau. »Komm her, Mädchen.«
    »Vai Dom… bitte… « Taniquel zog ihre Kapuze enger ums Gesicht, während sie zurückwich.
    »Gib uns einen Kuss.« Hände wie riesige Stahlklauen legten sich auf ihre Schultern und zogen sie näher. Ehe sie sich versah, hatte der Wächter seine Lippen auf ihre gepresst. Sein geschorener Bart kitzelte sie im Gesicht, seine Haut war kalt und feucht vom Regen.
    Er stieß seine Zunge zwischen ihre schlaffen Lippen. Für einen langen Augenblick hing Taniquel in seinem Griff und konnte sich nicht rühren. Sie empfand nichts, weder Freude noch - erstaunlicherweise - ein Gefühl von Abscheu. Der Atem des Mannes war süß, und er hatte auch nicht getrunken. Sie wartete einfach, bis es vorbei war.
    Er ließ sie so plötzlich los, dass sie nach hinten taumelte. »Hat keinen Saft. Da kann ich auch eine Dörrpflaume küssen.« Die anderen lachten. Er fuhr herum und stieß sie Richtung Dorf. »Geh heim zu Mama, Mädchen. Komm wieder, wenn du für einen echten Mann bereit bist.«
    Taniquel

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