Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
schlichter Mensch, den man leicht für sich gewinnen kann. Ein Wort hier, eine Zärtlichkeit dort, dann lege ich Euch mein Herz zu Füßen. Ihr seid eine sehr schöne Frau, wisst Ihr das?
Ich werde Euch Spiegel aus Silber bringen, poliert wie Mormallors Antlitz, damit Ihr das Licht Eures Gesichts sehen könnt. Wie hinreißend Ihr seid mit Euren roten Wangen!«
Taniquel schwankte, halb eingelullt vom Rhythmus seiner Worte. Sie wich wieder seitlich aus, damit der Stuhl zwischen ihnen blieb, nur langsamer diesmal, so dass er sich ihr weiter näherte.
»Nein, weicht mir nicht aus«, murmelte er. »Ich werde Euch nicht wehtun. Ich möchte nur Eure Wangen berühren, Euer Haar fühlen. Es gleicht einer Wolke aus ungewebter Seide. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ihr habt nichts von mir zu befürchten.
Nichts wird geschehen, wenn Ihr es nicht wollt. Und glaubt mir, mein Herzblatt, wenn Ihr mich anfleht, Euch zu berühren, wenn Ihr mir mit der Leidenschaft begegnet, von der ich weiß, dass sie in Euch steckt, werde ich kein Verlangen haben, mich anderswo umzuschauen.«
Taniquel zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Er wollte - dieser arrogante Wüstling -, dass sie ihn anflehte, sie zu berühren, dass sie es mit ihr trieb!
Eher wird die Hölle schmelzen, bevor ich mich zu dir lege!
»Ich habe in diese Hochzeit nicht eingewilligt«, sagte sie störrisch.
»Warum macht Ihr es Euch nur so schwer? Wir werden vermählt, und als begierige Braut wärt Ihr mir lieber. War Euch die erste Ehe denn so eine Bürde? Oder liebt Ihr insgeheim die Frauen? Wenn ja, werde ich Euch die Freuden zeigen, die Ihr in den Armen eines echten Mannes finden könnt. O ja, ich freue mich schon darauf, sie Euch nahe zu bringen. Und jedes Wort aus Eurem Mund verrät mir nur, wie sehr Ihr das braucht.«
Taniquel keuchte auf, brachte es jedoch fertig, nichts zu sagen.
Er genoss ihren Widerstand! Sie senkte den Blick und bemühte sich nach Kräften, den Eindruck verwirrter Sittsamkeit zu erwecken. Vielleicht, wenn sie so tat, als hätte er sie überzeugt…
»Bitte, es ist alles so schnell gegangen. Ich brauche ein bisschen mehr Zeit.«
»Ich bin kein Barbar, wie Ihr sehen werdet. Ich gebe Euch bis zu unserer Hochzeitsnacht Zeit. Ich lasse Euch jetzt sogar allein, damit Eure Zofen Euch angemessen kleiden können. Ihr solltet etwas wählen, was zu Euren roten Wangen passt.«
Mit diesen Worten ging er. Taniquel stand für einen Moment da, und ihre Brust hob und senkte sich, als wäre sie durch die ganze Burg gerannt und wieder zurück.
Ich muss hier weg. Ich muss sofort hier weg. Aber wenn sie nicht zum Abendessen erschien, würden sie binnen einer Stunde Jagd auf sie machen. Sie würde nicht weit kommen. Irgendwie musste sie sich Belisar vom Hals halten und nicht mehr an diesen verfluchten Laranzu denken, bis sich eine Gelegenheit zur Flucht ergab.
Minuten später kamen Verella, Betteny, Piadora und ein Mädchen mit grobem Gesicht, das sie nicht kannte, ins Zimmer gerauscht. Betteny kicherte viel, und Piadora sah aus, als hätte sie wieder geweint. Das neue Mädchen schrak zusammen, wenn man sie ansprach, und blickte sich nur verwirrt um.
»Nein, nicht das«, sagte Taniquel, als Betteny ihr das pflaumenblaue Samtkleid hinhielt. Die Farbe verwandelte ihre Haut in sahniges Porzellan und brachte ihre Augen zum Strahlen. Auf keinen Fall wollte sie gesund und munter oder schön aussehen. Sie deutete auf eine steife orangerote Tunika mit Stickereien, ein Geschenk des alten Königs, der keinen Sinn für Farben gehabt hatte.
Sie hatte sie ein einziges Mal getragen und nur zur Erinnerung an ihn behalten, denn in dem Orange wirkte sie, wie Padrik es einmal ausgedrückt hatte, »als wärst du mit einem Pilz verwandt, der an feuchten, dunklen Orten wächst, an die nie ein Lichtstrahl fällt.«
»Das da.«
Piadora rümpfte die Nase.
»Die Stickerei ist sehr schön. Seht, wie geschickt die Goldfäden in das Muster der Sonne eingearbeitet sind, aber… «
»Aber das ist etwas, das Eure Großmutter tragen würde!«
Betteny kicherte und strich ihr weich wallendes Mieder über den großzügig gewölbten Brüsten glatt. »Es zeigt nichts von Eurer Figur!«
Taniquel seufzte innerlich. »Es ist kostbar und würdevoll. Absolut geeignet, um dem neuen König Ehre zu erweisen.« Und von mir aus könnt ihr ihn beide haben, wenn ihr wollt!
In den letzten paar Tagen hatte sich das Aussehen des Wohnraums geändert. Ein riesiger, zerschlissener
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