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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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weitere Nährstoffe zuzuführen und die toten Zellen auszuschwemmen. Vielleicht verlor sie einen oder zwei Zehennägel und ein wenig Haut, aber das würde mit der Zeit nachwachsen. Auf dieser Ebene stieß er auch auf Prellungen und eine gebrochene Rippe, doch das würde alles von selbst wieder heilen.
    Auf einer tieferen Ebene folgte er dem Luftstrom durch ihre geöffneten Lippen die Atemwege hinab bis zu den Lungenflügeln.
    Eine Flüssigkeit verstopfte die unteren Bereiche, wo die Kanäle rot glühten und sich zu einem dunklen Braun eintrübten. Die Abwehr ihres Körpers, von Hunger und Entkräftung geschwächt, reagierte nur schleppend. Er suchte nach einem Hinweis auf Sporen oder Gift, die für Lungenfäule sorgen konnten, und fand zu seiner Erleichterung nichts. Es war eine natürliche Erkrankung, die gesunde junge Erwachsene selten befiel. Konnte es sein, dass ihr eine andere Erkrankung zu Grunde lag?
    Coryn beschwichtigte sich innerlich und tauchte noch tiefer ein. Er überprüfte die Kanäle, die Lebensenergie durch die Drüsen in ihrem Hals beförderten, ihr Herz, ihre Leber und ihre Milz… ihre Nieren… ihre Gebärmutter.
    Sie trug ein Kind, erkannte er erstaunt. Erst seit einigen Wochen, aber da war es, dieses sanfte goldene Leuchten.
    Wer würde eine Schwangere bei einem solchen Wetter nach draußen schicken? Was konnte sie veranlassen, dieses Risiko einzugehen?
    Schwanger… allein… und sehr verzweifelt…
    Und tapfer. Und atemberaubend schön. Wenn er nicht schon halbwegs in sie verliebt gewesen wäre, hätte ihre Notlage ihn für sie eingenommen.
    Behutsam begann er, die Flüssigkeit in ihren Lungen nach und nach zu verlagern, so dass sie durch die Membranen wieder austrat. Hier und da fand er Infektionsherde, schwarze Flecken, gegen die das geschwächte Abwehrsystem ihres Körpers nicht ankam. Dorthin schickte er Energiestöße, die er sich als weißes Licht vorstellte. Manche lösten sich sofort in explodierende Regenbogenfarben auf, andere erst nach einer Weile. Als ihre Lungen sich allmählich reinigten, spürte er die Wärme des ansteigenden Sauerstoffpegels, ein pastellenes Schillern wie im Inneren einer Perlmuschel. Das strahlende Licht zog ihn an, und er zögerte auf dem Weg an die Oberfläche. Musik umgab ihn, erfüllte ihn, die säuselnden Arpeggios einer Harfe und Frauen, die wortlos gemeinsam sangen. Ohne es zu wollen, gegen seine Absicht, hatte er ihre Gedanken berührt.
    Einen Moment lang sah er sie außerhalb der Zeit, eine Frauengestalt, von einem leuchtenden Schein umgeben. Haar wie gesponnenes schwarzes Glas lag wie ein Strahlenkranz um ihr Gesicht. Die Augen waren weit geöffnet, ihr Mund lachte. Sie streckte die Arme nach ihm aus, und schon war es wieder vorbei.
    Coryn kehrte in seinen Körper zurück, steif von der andauernden Reglosigkeit. Das Feuer war erloschen, so dass es in der Hütte kalt geworden war. Draußen fegte der Wind mit erneuter Kraft gegen die verschlossenen Fenster. Er rekelte sich in dem jähen Bewusstsein des Energiestroms, der mit Laran-Arbeit einherging.
    Er war der Ansicht gewesen, dass Marisela es zu gut meinte, als sie auf zusätzlichem Proviant mit Nahrungskonzentraten bestand. Nun beutelte es ihn vor Hunger, und er holte dankbar die Nussriegel mit Honigüberzug heraus.
    Tani schlief den restlichen Tag über, während der Sturm tobte und den Bergen einen weiteren halben Meter Schnee bescherte.
    Coryn kümmerte sich um sie, kümmerte sich um die Pferde und ruhte sich aus, um seine eigenen Energiereserven wieder aufzubauen. Er dachte kurz daran, was geschehen könnte, wenn sie zu lange in dem Sturm festsaßen. Seine Lebensmittelvorräte reichten einige Zeit, aber nicht für zwei, selbst wenn man den Proviant mit dem streckte, was sich noch in der Hütte befand.
    Nichts davon schien besonders wichtig zu sein. Er brauchte nur kurz in ihre Richtung zu schauen, um das langsame, mühelose Sichheben und senken der Brust zu sehen, das Profil ihres Gesichts, die Umrisse ihrer Schultern und Hütten unter den Decken. Einmal drehte sie sich zur Seite und streckte in schlichter Anmut einen Arm über den Kopf. In wenigen Minuten, in wenigen Tagen würde der Sturm sich legen, dann wäre sie wieder kräftig genug, um ihre Reise fortzusetzen, und er würde sie nie mehr wiedersehen.
     
    Am dritten Morgen erhob sich die Sonne gemeinsam mit Tani, hell und klar. Als Coryn vom Pferdefüttern zurückkehrte, fand er sie angekleidet vor, ihr Haar ordentlich zu einem langen,

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