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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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den Türmen so einige Kniffe beherrschen.«
    Sie nickte, und ein irgendwie nachdenklicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht. »Ich fürchte, ich war… undankbar. Ihr seid schon hier in der Hütte gewesen. Ich bin hereingestolpert, habe Eure Suppe gegessen, Ihr habt mich in Euer Bett gelegt, und ich behandle Euch nicht besser als einen Gesetzlosen.« Sie schenkte ihm den Anflug eines Lächelns, der wie ein jäher Sonnenblitz am ersten Frühlingsmorgen aufschien. Er fand, dass er noch nie etwas so Schönes gesehen hatte.
    »Ich… « Aus irgendeinem Grund versagte ihm die Stimme. »Ich mache jetzt Frühstück.«
    Tani saß schweigend da, während Coryn das Feuer anfachte, den Schnee im kleinen Eisentopf schmolz und das Wasser zum Kochen brachte. Dann fügte er eine Mischung aus Körnern, gemahlenen Nüssen und Trockenobst hinzu, mit seinem kostbaren Honigvorrat gesüßt, das übliche Frühstück im Turm. Sie schwankte und versuchte sich aufrecht zu halten, als sie die Schüssel entgegennahm.
    Er plauderte von den Pferden, vom Wetter, von Belanglosigkeiten.
    »Ihr seid… sehr freundlich«, sagte sie, stellte das halb gegessene Frühstück zur Seite und ließ sich nach hinten auf die Kissen fallen. Im Nu war sie wieder in einen Dämmerschlaf versunken.
    Als Coryn einige Zeit später nach ihr schaute, schlief sie noch immer fest und hustete hin und wieder. Das Herz war ihm schwer, als er sah, wie zerbrechlich sie wirkte - die zarten Knochen, die sich unter dem glatten Gesicht abzeichneten, die hektisch geröteten Wangen, die dunklen Ränder um ihre Augen.
    »Tani.« Er berührte mit dem Handrücken ihre Wange. Ihre Haut glühte. »Tani!« Sie murmelte etwas und drehte sich von ihm weg. Ihr Delirium schwand auch nicht, als er ihr Kompressen auf die Stirn legte.
    Coryn stand einen langen Augenblick unentschlossen da. Kieran und seine Lehrer im Turm hatten immer wieder betont, dass er nie ohne Einwilligung in den Energiekörper einer anderen Person eindringen durfte. Er fand schon die bloße Vorstellung abstoßend. Doch um sie zu untersuchen, bis auf ihr Zellniveau hinab, damit er das Lungenfieber bekämpfen konnte, musste er genau das tun. Oder sie sterben lassen.
    Er kniete sich neben das Bett und nahm eine ihrer Hände in seine. Wie zierlich die Knochen waren, die Haut so dünn und weich. Die Hand einer Lady - was nicht einmal die tagelange Vernachlässigung durch die Reise verbergen konnte. Weiter oben am Handgelenk befand sich eine fast schon verheilte wunde Stelle, wie sie durch das Reiben der Ledermanschette eines Bogenschützen entstand. Wahrlich eine Lady. Eine Kriegerkönigin. Er hielt die Hand an sein Gesicht, sodass ihre schlanken Finger seine Wange berührten. Er hätte nur sachte den Kopf zu wenden brauchen, um ihre Handfläche zu küssen.
    Wach auf. Wach auf.
    Blaufleckige Lider öffneten sich flatternd. Einen Moment lang starrte sie ihn an… die Pupillen geweitet… die Lippen in lautloser Bewegung. Dann verschwand der erschreckte Ausdruck.
    »Cor… Coryn? Ich friere so sehr.«
    Er legte ihre Hand auf die Decke und tätschelte sie. »Ihr habt Lungenfieber. Durch die Erschöpfung, nehme ich an. Hört zu, Tani. Im Turm wurde ich zuerst als Überwacher ausgebildet und lernte, mit meinem Geist Kranke zu heilen. Ich kann Euch helfen, das Fieber zu bekämpfen. Wollt Ihr mir das erlauben?«
    »Mit Eurem… Eurem Geist. Ach so, Laran.« Ihr Blick schweifte ab. Er dachte schon, sie fiele wieder in Schlaf. Dann schüttelte sie ein Hustenkrampf, und er sah, wie schwach sie war.
    »Das habe ich schon einmal erlebt, als ich ein Kind war.« Sie betonte die letzten Worte auf seltsame Weise. Hatte man… ihr etwas angetan?
    »Ich werde nur Euren Körper untersuchen, nicht in Eure geheimsten Gedanken eindringen«, versicherte er ihr. »Es tut auch nicht weh. Es würde sogar vieles erleichtern, wenn Ihr schlieft.«
    »Ihr habt mir bisher nur Gutes getan«, murmelte sie. »Ihr wart mir in jeder Hinsicht ein Segen… «
    Ihr Schweigen zog sich in die Länge, bis er begriff, dass sie wieder eingeschlafen war.
    Ein Segen… Mehr brauchte er nicht an Zustimmung.
    Er fasste sich und ging ans Werk, untersuchte erst die äußeren Energieebenen ihres Körpers, tauchte dann tiefer in die Gewebestruktur ein. In Tramontana hatte es viele Verletzungen durch Kälte gegeben, deshalb erkannte er die Erfrierungen an ihren Füßen. Es fiel ihm nicht schwer, die beschädigten Zellmembranen zu stabilisieren und den Blutfluss zu erhöhen, um

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