Darkover 05 - Zandrus Schmiede
wie grün und fruchtbar dieses Land einst war. Nun ist es nicht viel mehr als ein karger grauer Wüstenstreifen.«
»Der Krieg?«, fragte sie mit krauser Stirn.
»Ja, aber nicht dieser. Damals zu Zeiten meines Vaters, glaube ich. Schon seit einigen Jahren leben hier keine Menschen mehr. Im Anschluss an Auseinandersetzungen gibt es immer Banditen, Männer, die der Krieg durch die Schrecknisse, die sie erlitten haben, ihres Zuhauses und Gewissens beraubt hat. Sie plünderten diese Gegend, nahmen an sich und zerstörten, was immer übrig geblieben war. Alle anständigen Menschen zogen in die Nähe von Neskaya, um den Schutz der Stadt zu genießen.«
»Verlier nicht den Mut«, sagte Maura. »Sieh, wie das Land sich erneuert. Mit etwas Pflege wird es wieder grün und üppig werden. Wie die Menschen in der Verbannung wartet es nur auf deine Rückkehr.«
Er wandte den Blick ab. »Wir kennen einander zu gut und zu lange für solche Schmeicheleien. Ich bin nur ein Mensch, kein Gott.«
»Was meinst du wohl, wie die Götter ihr Werk verrichten, wenn nicht durch gute und anständige Menschen?«, verlangte sie zu wissen.
Carolin erinnerte sich an den Augenblick während seiner Reise von Nevarsin, als er erfahren hatte, dass er der wahre König war, und ihm die Vision gekommen war, eine schillernde Gestalt schlösse ihre Hände um seine und nähme ihm den Schwur seines Herzens ab. Ob es eine Vision gewesen war, die seinen Kindheitsträumen entstammte, oder vielleicht sogar ein Flüstern von Aldones persönlich, spielte keine Rolle. Als König hatte er einen Schwur geleistet. Als König würde er sich an dieses Versprechen halten, auf Leben oder Tod.
Sie ritten an einem Wasserlauf entlang, einem schmalen Bach, der in einer Kaskade über verwitterte Felsen hinabstürzte, dann ruhig und breit durch eine saftige Wiese mit kleinen blauen und goldenen Blumen floss. Das Tageslicht verblasste im Osten und schickte ein perlmuttweißes Leuchten von einer Seite des Horizonts zur anderen, ein stummer Kuss des Himmels für die köstliche Erde. Noch vor dem Ende der Nacht würden drei der vier Monde gemeinsam am Himmel tanzen, zwei nahezu voll.
»Ich kann mir vorstellen, wie in einer solchen Nacht die Chieri aus den Wäldern hierher kommen.« Maura krümmte ihren Rücken im Sattel und seufzte. »Welch ein Jammer, dass wir kein Mittsommerfest abhalten können.«
Nein, nicht hier, nicht, solange diese grausame Sache noch vor uns liegt. Carolin richtete sich im Sattel auf. »So es der Wille der Götter ist, werden wir es gemeinsam in Hali feiern.«
»Möge Evanda uns diese Gunst gewähren«, sagte Maura feierlich. »Ich sehne mich nach meinem Zuhause.«
»Also nach Hali, nicht nach Tramontana?«, fragte Carolin und hatte Mühe, seiner Stimme einen heiteren Klang zu verleihen.
»Hali war immer mein Zuhause, und nirgends liegen mir die Menschen mehr am Herzen.«
»Hat denn keiner der jungen Männer hinter den Bergen« - ein Wortspiel mit dem Namen Tramontana - »dich in deiner Entschlossenheit schwanken lassen, weiter einen hübschen Anblick als Mädchen zu bieten?«
Sie lachte, ein gezwungener Laut, der ihm das Herz zerriss. »An dem Tag, an dem du mich fragst, Carolin, werde ich dich nicht enttäuscht davonschicken.«
Für einen langen Moment konnte er kaum glauben, was er gehört hatte. Unter ihm tänzelte Sonnenstern, der den Sturm seiner Gefühle wahrnahm. Irgendwie fand er seine Sprache wieder. »Wenn der Rat in unsere Ehe einwilligt, dann… dann bin ich bereit.«
Er trieb den Hengst mit Knien und Zügeln an, führte das Pferd dicht an Mauras, sodass er sich hinüberbeugen und mit den Lippen über ihre Wange streichen konnte. Ihre Haut war weich und roch nach Sonnenschein und den süßen Kräutern, die sie für ihr Haar verwendete.
Mit leiser Stimme, die niemand außer ihr hören konnte, sagte er: »Wenn ich meine Sehnsucht nie erwähnte, so lag es an meiner Furcht, du könntest noch um Rakhal trauern, dass dein Herz nicht frei wäre.«
»Er glaubte, er könne über die Leichen meiner Nächsten - über deine Leiche, Carlo - an mich herankommen, und ich sänke dankbar zu seinen Füßen nieder, wenn er mir anböte, mich zu seiner Königin zu machen«, entgegnete sie. »Ich schäme mich dafür, dass ich einmal an ihn geglaubt, sogar seine Handlungen verteidigt und sein wahres Wesen geleugnet habe. Damals war mir bewusst, dass ich… dass ich ihn… «
Sie zögerte, dann sprach sie weiter: »Ich will nicht, dass es heißt, ich
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