Darkover 06 - Die Flamme von Hali
ihre Knochen fraß…
»Ihr braucht nichts zu erklären«, sagte Eduin mit einem Aufwallen von Mitgefühl. »Der gesegnete Sandoval versteht, dass mancher Kummer nicht laut ausgesprochen werden kann. Er weiß, dass Ihr gekommen seid, um den heilenden Trost Naotalbas entgegenzunehmen.«
»Oh!«, rief sie, halb ein Schluchzen.
Nun, herbeigerufen auf eine Weise, der er sich nicht widersetzen konnte, erfüllte neue Energie Saravios Züge. Seine Augen blitzten.
»Kommt«, sagte Eduin und zeigte auf die beiden Stühle, die vor dem Kohlebecken standen. Kein Feuer brannte hier, denn obwohl die Temperatur bereits fiel, wurde nicht erwartet, dass jemand diese Nacht in seinem eigenen Bett verbrachte.
Eduin sorgte dafür, dass die beiden sich hinsetzten. Schon bald begann Saravio zu singen, und Eduin spürte sofort die Reaktion in seinem eigenen Körper, das Aufflackern des Wohlgefühls.
Er sehnte sich danach, sich diesem Gefühl hinzugeben, nur für einen Augenblick, eine Insel im Sturm der Ereignisse.
Sicher würde ein wenig Ruhe ihm helfen… ein Augenblick unter den silbrigen Bäumen, den sich anmutig bewegenden Gestalten. Sehnsucht stieg in ihm auf, gleichzeitig bitter und süß. Er hatte die Augen geschlossen, wiegte sich mit der leisen Melodie, badete in den Wellen der Laran -Stimulation. Doch kein uralter Wald, kein Echo eines Chieri -Lieds erreichten ihn. Stattdessen wogten Schatten, und Feuer flackerten auf. Eine Stimme flüsterte zu den Flammen, nährte sie mit seiner Substanz und seinem Geist, bis nichts blieb außer den Schatten, der Asche.
Nein! Der Schrei kam von irgendwo tief in ihm. Er konnte nicht aufgeben, nicht jetzt, nicht nach allem, was er durchgemacht hatte. Varzil und der Frieden, den sein Tod bringen würde, befanden sich noch nicht in seiner Reichweite, aber sie würden es sein, und zwar bald.
Eduin wandte die Aufmerksamkeit der jungen Leronis zu. Hinter der jugendlichen Erscheinung, dem schlanken Mädchenkörper, lag ein Kern von Kraft. Ihr Laran glitzerte wie ein stählerner Spiegel. Sie war in einem Turm ausgebildet worden.
Aber er, er war Eduin Deslucido, und das Blut von Zauberern und Königen rauschte in seinen Adern. Wenn er seine Geheimnisse vor den Bewahrern von Arilinn und Hali, zweien der mächtigsten Türme auf Darkover, verbergen konnte, dann sollte es leicht sein, unbemerkt in den Geist selbst einer ausgebildeten Leronis einzudringen. Er verringerte seine psychische Präsenz zu einem Flüstern, dem sanftesten Schimmer. Callina verfügte nur über ausgesprochen zerbrechliche Barrieren, kaum genug, um sie vor dem psychischen Schwatzen überall in der Burg abzuschirmen. Unter Saravios Einfluss hatte sie jede andere Verteidigung aufgegeben.
Wie Nebel, wie Seide schob er sich durch die äußeren Schichten ihres Geistes.
Callinas Geist lag offen, empfänglich und unbewacht. Eduin konnte sie beherrschen, ihre Feindseligkeit gegenüber Varzil nähren, sie drängen, ihren Einfluss auf die Königin zu nutzen, ohne zu verstehen, was sie tat. Aber er hatte einen anderen Nutzen für sie, nicht nur wegen ihrer Begabung, sondern auch wegen ihrer Stellung. Anders als die anderen Bewohner von Burg Valeron hatte sie Zugang zum Turm und all seinen Möglichkeiten, besonders zu den Relais-Schirmen, die sie mit jedem anderen aktiven Kreis verbanden.
Erregung stieg in ihm auf, kalt wie der Wind aus Zandrus Schmiede. Callina konnte die Welt der Türme durchsuchen und herausfinden, wo Varzil sich aufhielt. Dann würde Eduin, wenn der Zeitpunkt gekommen war, wissen, wo er zuschlagen musste. Oder vielleicht würde sich auch eine Gelegenheit wie von selbst ergeben und sie würden von Umständen hören, die Varzil veranlassten, sich aus dem Schutz eines Turms und von Carolins Wachen zu begeben.
Finde Varzil… Der Befehl hallte im Geist des Mädchens wider.
Ich werde Varzil finden… Sie antwortete so feierlich wie bei einem Schwur.
37
Einen Zehntag nach Mittsommer kündigten Herolde an, dass sich eine Gruppe von Diplomaten aus Isoldir unter einer Waffenstillstandsfahne näherte. Königin Julianna versetzte ihre Truppen in Bereitschaft, damit Isoldir ein wachsames Willkommen finden würde, eines, das von einer Sicherheit kündete, die auf überlegene Macht zurückzuführen war.
Als die Besucher in der großen Halle empfangen wurden, drängten sich auch Eduin und Saravio hinein, hinter der Menge von Höflingen und höher stehenden
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