Darkover 06 - Die Flamme von Hali
zu fassen und starrte den See an, der einmal so vertraut und beruhigend gewesen war.
Was in Zandrus sieben gefrorenen Höllen war das?
Sie hatte das Gefühl, als hätte sie eine riesige Ansammlung von Laran -Batterien berührt, von der Art, die benutzt wurden, um einen Luftwagen anzutreiben oder einer ganzen Stadt Licht zu spenden, nur instabiler, sodass der geringste Kontakt eine Entladung bewirken konnte.
Unmöglich! Sie hatte das Wolkenwasser so häufig berührt, war sogar ein kleines Stück in den See hineingegangen, aber noch nie hatte sie so etwas erlebt. Sie hatte auch keine Berichte über irgendetwas Ungewöhnliches am See gehört; aber es war auch ein wirklich langer, kalter Winter gewesen, und nur wenige hatten sich nach draußen gewagt, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Der See war mit einem Nebel gefüllt, der weder vollkommen flüssig noch vollkommen gasförmig war. Er wand sich und schwebte, war stets in Bewegung, und man konnte ihn einatmen wie Luft, obwohl das seine eigenen Gefahren mit sich brachte. Dieses Wolkenwasser leitete Geräusch und Licht jedoch ganz Ähnlich wie gewöhnliches Wasser.
Dyannis, deren Herz immer noch raste, zwang sich nachzudenken, zwang sich, die Sache mit Vernunft anzugehen. Wasser leitete auch Elektrizität, und die Substanz des Sees tat es ebenfalls. Aber aus welcher Quelle kam diese Spannung? Warum sollten die Nebelschwaden sich anfühlen wie eine überladene Laran -Batterie?
Sie hob den Kopf, um zum grauen, bewölkten Himmel hinaufzublicken. Ihre Nerven kribbelten. Sie hätte keine Worte dafür finden können, aber sie spürte eine Verbindung zwischen der elektrischen Spannung des Himmels und dem, was sie in dem kurzen Augenblick des Kontakts mit dem Seewasser wahrgenommen hatte. Sie glaubte nicht, dass die ungewöhnlichen Unwetter der Grund für diese seltsame Veränderung waren, nein, sie hielt sie eher für eine Auswirkung.
Wenn der See psychische Energie schuf, die dann in die Luft entwich und sich als Gewitter manifestierte, warum war das noch nie jemandem aufgefallen?
Dyannis dachte stirnrunzelnd über das Problem nach. Der Boden des Sees war weitgehend unerforscht, und das aus gutem Grund. Man konnte im Wolkenwasser leben, aber irgendetwas darin unterdrückte nach einiger Zeit den Atemreflex, sodass es gefährlich war, sich längere Zeit im Nebel aufzuhalten. Und vielleicht war dieses Phänomen auch etwas Neues, das in diesem besonders harten Winter begonnen hatte und nun langsam an Kraft gewann. Sie hielt es durchaus für möglich, dass sie die Erste war, die seit dem letzten Herbst nur zum Vergnügen am See entlangging.
Augenblicke vergingen. Die Wolkenwellen schlugen an den Strand. Das diffuse Licht veränderte sich nicht. Irgendwo hinter Dyannis zwitscherte ein Vogel und verstummte dann.
Dyannis stand auf. Ein Schritt oder zwei brachten sie zurück zum Rand des Wassers. Sie nahm ein Amulett aus Kupferfiligran, das an einer Kette hing, vom Hals. Darin lag, eingepackt in Seide, ein strahlend blauweißer Sternenstein. Ohne den Stein aus der Fassung zu nehmen, drückte sie die Fingerspitzen darauf und spürte ein Wachsen der Kraft.
Dyannis legte die Hand auf den Sand, der von einer sich zurückziehenden Welle feucht war. Wieder spürte sie die seltsame psychische Energie. Jeder Nerv schrie ihr zu, die Hand zurückzuziehen, aber sie verlagerte nur das Gewicht und drückte die Finger fest in den grobkörnigen Sand. Schaudernd zwang sie sich, so zu verharren, als die Welle zurückkehrte. Die wolkenartige Substanz schwappte wärmer als Wasser über ihre Hand.
Plötzlich sah sie nur noch Weiß, als wäre sie durch das Eis eines winterlichen Flusses gebrochen. Dann schaltete sich die Disziplin von Jahren der Turmarbeit ein. Noch während ein Teil ihres Bewusstseins von der Überladung verwirrt war, leitete sie sie ab und erneuerte die Integrität ihrer eigenen Laran -Systeme.
Sie erkannte, dass ihr erster Eindruck korrekt gewesen war. Das Wolkenwasser agierte als Leiter. Und so, wie gewöhnliches Wasser von der Oberfläche eines Flusses oder Sees verdampfte, wurde diese Energie als elektrisches Potenzial freigesetzt und manifestierte sich in Gestalt der immer schlimmer werdenden Unwetter.
Bei der nächsten Welle fiel es Dyannis schon weniger schwer, still zu halten. Die Kraft bewegte sich ebenfalls in Wellen, baute sich auf, erreichte einen Höhepunkt und ließ dann wieder nach. Der Rhythmus half, die
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