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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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übrig geblieben sind, werden zu sehr gefordert . Hali hatte einmal ein Dutzend oder mehr Novizen gehabt, zusätzlich zu jungen Comyn , die mehr Ausbildung brauchten, als ihre Haushalts- Leronis ihnen liefern konnte. Nun, nachdem Ellimara ihre Ausbildung beendet hatte, stand der Novizenflügel leer.
   Für alles gibt es eine Zeit , hatte ihr Bruder Varzil gesagt. Nichts dauert ewig, weder die guten Zeiten noch die schlechten . Dyannis schauderte und wischte rasch jede Spur von Trübsinn beiseite. Solch ziellose Gedanken waren gefährlich, wenn man sie in einen arbeitenden Kreis mitbrachte.
   Nach einer kurzen Einführung wiederholte Dyannis sowohl in Worten als auch telepathisch, was ihr am See zugestoßen war. Alle Anwesenden befanden sich bereits durch die Tatsache, dass sie häufig zusammenarbeiteten, in leichter Verbindung. Während Dyannis sprach, spürte sie, wie die einzelnen Mitglieder sich auf die Einheit zubewegten.
   »Nun wollen wir uns diese Sache einmal näher ansehen«, sagte Raimon. Er gab das Zeichen zu beginnen.
   Dyannis legte ihren Sternenstein vor sich, schloss die Augen und senkte ihre geistigen Schilde. Sie spürte bereits Rories Kraft wie stetige Wärme, wie die Sonne des Hochsommers auf den Steinen am Fluss in Sweetwater, wo sie als Mädchen gelebt hatte. Raimons Geist streifte den ihren, und sie versenkte sich noch tiefer. Schichten von Farben schwebten an ihr vorbei, Blau verwandelte sich in Schattierungen von Grün und dann in Gold. Es fühlte sich immer so an, wenn Raimon die einzelnen Mitglieder des Kreises zu einer Gesamtheit verwob. Einmal hatte sie Lewis-Mikhail nach den Farben gefragt, aber der hatte sie nur verwirrt angesehen.
   »Für mich ist es, als würde ich in einem Chor in Nevarsin singen«, sagte er. »Viele Stimmen, einige hoch, einige tief, vermischen sich miteinander, bis ich sie nicht mehr getrennt voneinander wahrnehme.«
   Ein Hauch von Wildblumen berührte ihr Bewusstsein, und sie spürte, wie ihre Schultermuskeln sich entspannten, ebenso wie ihr Bauch, als sie tiefer Luft holte. Ellimara machte sie alle für eine lange Sitzung bereit. Dyannis trieb auf einer Welle von Erleichterung und Zufriedenheit dahin. Sie war keine einzelne Person mehr, die sich dem herausfordernden Geheimnis des Sees gegenübersah, sondern verbunden mit einem größeren Ganzen, das an Kraft und Weisheit weit über sie hinausreichte. In diesem Augenblick kam es ihr so vor, als gäbe es keine Herausforderung, die sie nicht gemeinsam bewältigen konnten.
   Raimon begann mit seiner Arbeit, nahm einen Abdruck des Musters in Dyannis' Geist und leitete ihn an den Kreis weiter. Erinnerungen stiegen an die Oberfläche, die Dinge, die sie am Seeufer gespürt und gedacht hatte. Diesmal kamen sie ihr entfernt vor, als betrachtete sie sie durch gefrorenes Glas. Sie spürte, wie Raimon alles hintereinander durchging, ihre eigenen körperlichen Reaktionen und Gefühle beiseite schob und sich dann mit großer Präzision auf ihre direkten Wahrnehmungen konzentrierte und sie extrahierte.
   Eine Bewegung ging durch den Kreis, und Dyannis wusste, dass nun jeder von ihnen diese Wahrnehmungen mit ihr teilte, als wären sie alle ebenfalls dort gewesen und hätten ihre eigenen Hände ins Wolkenwasser getaucht und das Zucken der elektrischen Kraft gespürt.
   Schwaches Summen, kaum mehr als eine Vibration, ging durch se hindurch. Es war vertraut, wenn auch künstlich - das Matrix-Gitter, das auf das Muster reagierte, das Raimon ihm zuführte. An diesem Punkt bestand ihre Aufgabe allein darin, sich auf das Gitter zu konzentrieren und ihre eigene Laran -Energie hineinfließen zu lassen. Von ihnen allen beherrschte nur der Bewahrer diese Energien und leitete sie.
   Als Dyannis nach Hali gekommen war, war der alte Dougal DiAsturian Bewahrer gewesen, und sie hatte das meiste von dem, was er tat, nicht verstanden. Mehr als einmal hatte man sie dafür getadelt, dass sie sich seinen Befehlen widersetzte. Raimons Berührung war viel subtiler, und sein Geist hatte eine transparente, beinahe vollkommen klare Qualität. Sie behielt einen gewissen Grad getrennten Bewusstseins, als er einen Ankerpunkt hier im Turm etablierte und begann, eine Brücke zum See drunten zu errichten.
   Viele Aufgaben eines Bewahrers verstand Dyannis, und sie konnte sich durchaus vorstellen, sie selbst zu leisten - aber das hier gehörte nicht dazu. Damit ein solcher geistig-räumlicher Sprung präzise und sicher

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