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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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Ysaye sie fragte, warum sie so viel Zeit mit dem Katalogisieren von Musik verbrachte, protestierte sie, das sei doch wesentlich für ihr Spezialgebiet. Volkslieder und ihre Veränderungen, behauptete Elizabeth, wiesen auf tiefverwurzelte Veränderungen in der Gesellschaft und in der Psyche der Menschen hin. Sie erläuterte, von der überwältigenden Zahl alter gälischer Lieder, die vom Meer handelten, habe kaum ein einziges in der gegenwärtigen Eingeborenen-Kultur überlebt. Wahrscheinlich lag dies daran, daß diese Leute nichts mit einem Meer oder etwas Ähnlichem zu tun hatten, denn sie waren von Bergen umgeben. Elizabeth erwähnte besonders ein altbekanntes Lied über Seemöwen, das zu einem traurigen Liebeslied geworden war. Die Worte hatten sich irgendwie aus einem Refrain, der auf den Schreien der Möwen aufbaute, zu dem traurigen Rauschen des Winds in den Bäumen und den Schreien von Raubvögeln verwandelt. Der Refrain lautete: »Wo bist du jetzt? Wo wandert mein Geliebter?«
   Ysaye zuckte die Achseln. »Ich hoffe, die Imperiumszentrale empfindet ebenso«, warnte sie ihre Freundin, »denn andernfalls wirst du dich wahrscheinlich wundern, wenn du deine nächste Beförderung erwartest.«
   Aber irgendwie glaubte sie nicht, daß das für Elizabeth sehr wichtig war, jedenfalls im Augenblick nicht.

Am Morgen des Hochzeitstages stand Ysaye in der Großen Halle und zeigte den Dienern, wo sie den Tisch aufstellen sollten, der, mit einer Bahn fleckenlos weißer Polyseide bedeckt, als Altar dienen sollte. Die ganze Schiffsgesellschaft und die meisten von Aldarans Leuten würden anwesend sein.
   Als Ysaye gefragt hatte, warum so viele seiner Leute - die nicht einmal die Sprache verstanden, in der die Zeremonie abgehalten wurde - teilnehmen wollten, hatte Aldaran mit listigem Augenzwinkern geantwortet: »Jeder Vorwand ist recht für ein Fest, eine Hochzeit ebenso wie irgendein anderer und besser als die meisten.«
   Er hatte Elizabeth noch ein weiteres Angebot gemacht. »Ich werde Euch in die Ehe geben, wenn niemand von Euren Verwandten anwesend ist.«
   Elizabeth hatte ihm gedankt und abgelehnt. Sie erzählte ihm, es sei bei ihnen nicht der Brauch, daß eine Braut von ihren Verwandten in die Ehe gegeben werde. »Ich persönlich«, gestand sie Ysaye unter vier Augen, »finde den Brauch herabsetzend, als sei man keine Person, sondern ein Stück Eigentum. Natürlich hätte ich das niemals zu Lord Aldaran gesagt, denn ich weiß, er hatte die Absicht, mir eine große Ehre zu erweisen.«
   An dieses Gespräch mußte Ysaye denken, als Lord Aldaran eintrat und sich erkundigte, ob alles zu ihrer Zufriedenheit sei. »Ja, Sir«, antwortete sie und betrachtete den erstaunlichen Pflanzenschmuck, der nicht nur aus immergrünen Zweigen aus dem Wald, sondern aus richtigen Blumen bestand, die den Angaben eines Dieners zufolge aus einem Treibhaus stammten. »Alles ist wunderschön. Wir sind Ihnen für Ihre Freundlichkeit und Großzügigkeit zutiefst dankbar.«
   Ein letztes Mal blickte sie rundum und überprüfte die Einzelheiten. Vielleicht würde Lord Aldaran ein solches Fest bald wieder veranstalten, dachte sie. Das Mädchen Mariel, das an dem Abend ihrer Ankunft bei Felicia gewesen war - war sie seine Tochter? Nein, dafür war sie zu alt, sie mußte seine Schwester, seine Nichte oder seine Cousine sein. Dauernd steckte Mariel mit Lorill Hastur zusammen. Was mochte sich zwischen ihnen abspielen? Sie verbrachten eine Menge Zeit damit, sich kichernd in irgendwelchen Ecken herumzudrücken.
   Ein ungebetenes Bild stieg vor ihrem geistigen Auge auf, und Ysaye unterdrückte ein Lächeln: Aldaran knöpfte sich den jungen Hastur vor und verlangte wie ein Patriarch in einem Drama aus alter Zeit zu wissen, welche Absichten er verfolge.
   Und wenn Aldaran es tat? Was würde dieser arrogante junge Aristokrat antworten? Ging es sie, Ysaye, überhaupt etwas an?
   Sie blickte hoch und bemerkte, daß Aldaran sie merkwürdig musterte.
   »Ich werde mit Lorill Hastur reden«, sagte er. Sein Gesicht verriet nichts. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ließ Ysaye mitten in der Halle stehen.
   Sie sah ihm nach, beunruhigt von dem plötzlichen Wechsel in seinem Verhalten. In einer unbewußten Geste der Beunruhigung flog ihre Hand an ihre Lippen. Sie erkannte, daß dieser Wechsel ihren Gedanken über den Hastur-Jungen und das Mädchen Mariel auf den Fersen gefolgt war.
   Hatte Aldaran ihre Gedanken gelesen?
  

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