Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
in den Augen der Terraner so bedeutungslos war wie in Swifts Gullivers Reisen der Krieg zwischen den Stumpfendern und den Spitzendern. Im Terranischen Imperium gab es ein allgemein bekanntes Sprichwort: Es ist nicht unsere Sache zu entscheiden, an welchem Ende andere Leute ihre Eier aufschlagen sollen . Unglücklicherweise gab es viele Beispiele, in denen dieses Gesetz mehr durch den Bruch als durch die Befolgung geehrt worden war.
Ysaye empfand als das beste, was sie in dieser Situation tun könne, sich aus der Sache herauszuhalten, und machte sich daran, die Statusberichte des Computers zu überprüfen. Zu ihrer großen Erleichterung war es während ihrer Abwesenheit zu keiner Katastrophe gekommen. Sie kehrte in ihre Kabine zurück, genoß den Luxus eines wirklich warmen Raums, auf den sie wochenlang hatte verzichten müssen, und zog das Keyboard ihres Musik-Synthesizers hervor. Sie stellte es auf Cembalo ein und spielte Bachs Zweistimmige Inventionen , bis ihre Finger wieder geschmeidig waren.
Am nächsten Morgen kam Elizabeth mit der Neuigkeit zu ihr, sie und David hätten sich entschlossen, schon einmal zu heiraten, mit Kindern aber zu warten, bis die Entscheidung über den Status des Planeten getroffen war. »Wir sind des Wartens einfach müde«, sagte sie. »Wir sehen keinen Sinn mehr darin. Ich frage mich: Ist es denn wichtig, ob diese Welt erschlossen oder gesperrt wird? Ich weiß nicht einmal mehr, warum wir überhaupt so lange gewartet haben. Es kommt uns jetzt ziemlich töricht vor. Und, Ysaye«, fragte sie, »willst du meine Brautjungfer sein?«
»Natürlich!« Ysaye umarmte sie. »Wo und wann?«
Elizabeth erzählte ihr, sie hätten sowohl mit Kapitän Gibbons als auch mit dem Geistlichen gesprochen, die beide berechtigt waren, Schiffspersonal an jedem Ort des Imperiums zu trauen, und sich für den Geistlichen entschieden. Dieser verlangte von ihnen, die traditionellen drei Tage zu warten, »um abzukühlen«, und so sollte die Hochzeit in drei Tagen stattfinden. »Auf drei Tage kommt es nicht mehr an, wenn man drei Jahre gewartet hat«, hatte David philosophisch gemeint. Dieser Ansicht war auch Ysaye.
So hatten sie und Elizabeth außer ihren anderen Pflichten auch noch eine Hochzeit vorzubereiten. Es sollte keine große Feier werden. Dies war schließlich kein Bollwerk des Gesellschaftsregisters, sondern ein Erkundungsschiff. Aber so gut wie jeder auf dem Schiff würde kommen wollen, und alle würden arg enttäuscht sein, wenn es nicht irgendeine Art von Feier gab. Die meisten Leute kannten Elizabeth nur flüchtig, denn sie lebte zurückgezogen, aber David war überall beliebt.
Noch ein Problem , dachte Ysaye bei sich.
Aber Elizabeth war glücklich und auffallend weniger angespannt. Endlich war Schluß mit dem Warten.
Dann kam eine Entwicklung, mit der Ysaye nicht gerechnet hatte: Die Eingeborenen zeigten Interesse an der Zeremonie. Aldaran und Felicia stellten viele Fragen über terranische Hochzeitsbräuche und boten sogar die Große Halle und die Diener der Burg für die Feier an. Das war ein unerwarteter Bonus für Elizabeths Arbeit, denn sie hatte angefangen, sich als Vermittlerin zwischen den beiden Kulturen zu sehen, und sie war gern bereit, die Eingeborenen an diesem Teil ihres Lebens teilnehmen zu lassen.
Die Hochzeit würde das erste Ereignis sein, das für die Schiffsgesellschaft auf der neuen Welt stattfand, und es war doch nur gut und richtig, daß es eine Zeremonie wurde, die beide, Terraner und Eingeborene, einschloß.
Nachdem sie es mit David und Ysaye diskutiert hatte, nahm Elizabeth die Einladung Aldarans an, die Zeremonie in seiner Großen Halle abzuhalten. Jetzt, da er und die Schiffsgesellschaft eine gemeinsame Sprache besaßen, hatte er keine Zeit verloren, jede Menge von Einladungen auszusprechen, aber diese bot eine praktische Lösung und hatte die geringste Zahl metaphorischer Anhängsel. Elizabeth verbrachte ihre Zeit damit, jede Einzelheit der Hochzeit zu planen und jede neue Facette der Eingeborenen-Kultur, auf die sie stieß, zu erfassen. Und in kleinen Abschnitten von Freizeit fand man sie, wie sie glücklich Volkslieder katalogisierte und mit den Aufzeichnungen in der Bibliothek verglich, sich über jede veränderte halbe Note aufregte, über jede Dur-Tonart, die sich irgendwie im Laufe der Jahre in Moll verwandelt hatte, Lautenklänge auf dem Synthesizer produzierte und neue Klänge für den Synthesizer aufzeichnete.
Als
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