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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Feierlichkeit des Augenblicks riß ihn mit, und er merkte, daß er dem jüngeren Mann in die Augen sah, beinahe als würden Worte zwischen ihnen gewechselt.
   Die anderen Männer um das Feuer starrten sie an. Gwynn mit einem mißbilligenden Stirnrunzeln, Colryn überrascht und - Barron fragte sich, wieso er das wußte - vage eifersüchtig.
   Gleichzeitig verwirrt und erleichtert wandte sich Barron wieder seinem Teller zu. Es war leichter, mit dem Messer zu essen. Später stellte er fest, daß es genau in die kleine Scheide am Rand des Stiefelschafts paßte. Lerrys redete nicht noch einmal mit ihm, aber er grinste Barron hin und wieder kurz an, und Barron erkannte, daß der junge Mann ihn aus irgendeinem Grund als Freund adoptiert hatte. Es war ein seltsames Gefühl. Er war kein Mann, der leicht Freundschaften schloß. Enge Freunde hatte er überhaupt nicht. Und nun hatte ihm ein junger Mann von einer fremden Welt, der erriet, wie durcheinander er war, unerwartet seine Freundschaft geschenkt. Barron fragte sich, warum, und was als nächstes geschehen werde.
   Er zuckte die Schultern, aß die letzten Bissen auf und ging in die Richtung, die Colryns Geste ihm andeutete - um seinen Teller und seine Schale abzuspülen, sie mit dem anderen Geschirr zusammenzupacken und beim Ausbreiten der Decken im Unterstand zu helfen. Es war jetzt sehr dunkel; kalter Regen fiel auf den Hof nieder, und Barron war froh, ein Dach über sich zu haben. Seine Begleiter behandelten ihn jetzt auf subtile Art anders. Auch wenn er den Grund nicht kannte und sich sagte, es bedeute keinen Unterschied, freute er sich doch darüber.
   In der Nacht erwachte er einmal, eingewickelt in Pelzdecken, umgeben von schlafenden Männern. Er blickte ins Nichts und spürte, wie sein Körper wieder gewichtslos und von kalten Winden ergriffen wurde. Lerrys, der ein paar Fuß entfernt von ihm schlief, regte sich und murmelte etwas, und das Geräusch holte Barron in die Wirklichkeit zurück.
   Es wird eine höllische Reise werden, wenn das weiterhin alle paar Stunden passiert .
   Und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.

4
    Eine Stimme rief in Melittas Träume.
   »Melitta! Melitta, Schwester, Breda , wach auf! Hör mich an!«
   Sie setzte sich im Dunkeln hoch und lauschte der Stimme angestrengt nach. »Storn«, flüsterte sie halblaut, »bist du es?«
   »Ich kann auf diese Weise nur kurze Zeit zu dir sprechen, Breda , deshalb hör zu. Du bist als einzige imstande, mir zu helfen. Allira hört mich nicht, und auf jeden Fall ist sie zu schwach und zu furchtsam, sie würde in den Bergen sterben. Edric ist verwundet und eingekerkert. Also mußt du es sein, Kleine. Hast du Mut dazu?«
   »Ich tue alles«, flüsterte sie mit klopfendem Herzen. Ihre Augen durchsuchten die Dunkelheit. »Bist du hier? Können wir fliehen? Soll ich Licht machen?«
   »Pst, ich bin nicht hier; ich spreche nur zu deinem Geist. Ich habe in diesen letzten vier Tagen ständig versucht, dich zu erreichen, und endlich hörst du mich. Paß auf, Schwester - du mußt allein gehen. Du wirst nur oberflächlich bewacht, du kannst die Männer abschütteln. Aber du mußt jetzt gehen, bevor der Schnee die Pässe schließt. Ich habe jemanden gefunden, der dir helfen wird. Ich werde ihn dir nach Carthon schicken.«
   »Wohin… «
   »Nach Carthon«, wisperte die leiser werdende Stimme und verstummte. Melitta rief: »Storn, Storn, geh nicht!« Doch da war nichts mehr. Sie war allein in der Dunkelheit, und die Stimme ihres Bruders klang ihr noch wie ein Echo in den Ohren.
   Carthon - wo lag Carthon? Melitta war nie weiter als ein paar Meilen von zu Hause entfernt gewesen, sie war nie über die Berge hinausgekommen, und ihre geographischen Kenntnisse waren nebelhaft. Carthon mochte hinter dem nächsten Kamm liegen oder am Ende der Welt.
   Sie schleuderte angstvolle Fragen in die Nacht. Wie kann ich das fertigbringen, wohin soll ich gehen? Es kam keine Antwort. War es ein Traum gewesen, geboren aus ihrer Sehnsucht zu fliehen, oder war es ihrem Bruder in seiner magischen Trance in Wahrheit irgendwie gelungen, ihren Geist zu erreichen? Wenn das so war, konnte sie nichts anderes tun als gehorchen.
   Melitta von Storn war ein Mädchen aus den Bergen mit allem, was das bedeutet. Die Wurzel ihres Seins war die Clan-Loyalität Storn gegenüber, nicht nur als ihrem älteren Bruder, sondern als Oberhaupt seines Hauses. Daß er blind war, und unfähig zu kämpfen, daß

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