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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hellen Haaren brachten ihr den eigenen abgeschabten Reitmantel, die geflickte und ausgebleichte Hose, die sie trug, besonders zu Bewußtsein. Nicht einmal die verhältnismäßig frei erzogenen Mädchen aus den Bergen trugen Hosen zum Reiten, und nur die Verzweiflung hatte Melitta veranlaßt, es zu tun. Ihr Haar war feucht und strähnig von Schweiß und Schmutz und dem Staub der Straße. Melitta errötete tief. Wirklich, es war kein Wunder, wenn man sie für den letzten Dreck hielt! Am liebsten hätte sie geweint.
   Lady von Storn , dachte sie. Ja, verdammt noch mal, sehe ich nicht ganz so aus?
   Sie durchschritten jetzt einen kahlen Bogengang, und Melitta sah Männer und Frauen, die sich im Kreis um einen Thron scharten. Dort stand einer der hellhaarigen Trockenstädter, größer und besser gekleidet als die meisten anderen, und befragte einen Mann in Gebirgstracht. Melittas Wächter sagten: »Die Stimme Rannaths hat keine Zeit; warte hier, Mädchen.« Sie lockerten ihren Griff.
   Melitta beherrschte das Cahuenga nicht sehr gut. So stand sie da, ohne zuzuhören, versuchte, wieder zu sich zu kommen, und war froh über die Ruhepause. Was sollte sie sagen, um die Lords dieser Stadt zu überzeugen, daß sie ein freies und verantwortungsbewußtes menschliches Wesen war und kein Stück Vieh, für das ihre blödsinnigen Gesetze über Frauen galten? Vielleicht hätte sie sich in den Vorbergen nach Hilfe umsehen sollen. Die Comyn -Lords auf Armida und Burg Ardais waren mit ihrer Familie nicht verwandt, aber sie hätten ihr doch wohl Gastfreundschaft erwiesen. Dann hätte sie gekleidet, wie es ihrem Rang zustand, und mit einer angemessenen Eskorte nach Carthon weiterreisen können. Sie hatte gehört, Lord Valdir Alton sei ein kluger und aufgeklärter Mann, der viel getan hatte, um seine eigenen Leute gegen die Überfälle der Bergräuber zu schützen. Er hätte einen Feldzug gegen die Forst des berüchtigten Cyrillon des Trailles angeführt. Danach hatten alle Bewohner der Kilghardberge, die Storns eingeschlossen, sicherer in ihren Betten geschlafen. Bestimmt wäre er bereit gewesen, uns gegen Brynat zu Hilfe zu kommen , dachte sie.
   Sie versuchte nicht, dem Gespräch zwischen dem Mann, den ihre Wächter die Stimme Rannaths genannt hatten, und seinem Gefangenen zu folgen, aber der Gefangene fesselte ihre Aufmerksamkeit. Er war ungewöhnlich groß mit rötlich-dunklem Haar, schweren, ernsten Gesichtszügen und einem irgendwie fremden Ausdruck um die Augen. Melitta hätte ihn gern deutlicher gesehen und seine Stimme besser gehört. Sie erkannte, daß er auf den Trockenstädter einen gewissen Eindruck machte, denn dieser lächelte. Dann durchzuckte es Melitta wie ein elektrischer Schlag: Die Stimme, die durch die Halle dröhnte, hatte genau die Aussprache ihres Bruders!
   »Ich bin Loran Rakhal Storn, Lord von Storn, von High Windward!«
   Melitta unterdrückte einen Aufschrei. Offensichtlich hatte der Mann das Falsche gesagt. Aus Kerstals Gesicht war das Lächeln verschwunden. Er rief etwas, und plötzlich hatten alle Männer in der Halle ihre Schwerter gezogen. Sie rückten gegen den unglücklichen Fremden in der Mitte des Kreises vor.
   Kerstal sagte: »Du lügst. Du lügst, Fremder. Der Sohn von Storn ist mir nicht persönlich bekannt, aber sein Vater kennt den meinen, und unser Haus weiß Bescheid über die Männer von Storn. Soll ich dir sagen, wieso du lügst? Storn-Männer sind hellhaarig. Die Augen der Storn-Männer sind grau. Und wie jeder von den Hellers bis Thendara weiß auch ich, daß der Lord von Storn von Geburt an blind ist - unheilbar blind! Jetzt nenne deinen wirklichen Namen, Lügner und Großmaul, oder du kannst Spießruten laufen, um deine elende Haut zu retten!«
   Mit einemmal begriff Melitta und keuchte auf vor Entsetzen. Sie erkannte, was Storn getan hatte - und sie wand sich, denn es war ein unaussprechliches Verbrechen - und warum er es getan hatte, und was sie tun mußte, um sie beide zu retten.
  »Laßt mich durch!« rief sie mit heller Stimme. »Er lügt nicht. Kein Storn von Storn lügt, und wenn ihr meine Worte gehört habt, kann jeder, der uns Lügner nennt, einen von uns oder beide zum Kampf herausfordern. Ich bin Melitta von Storn, und wenn ihr das Haus von Storn kennt, den Vater und den Sohn, dann seht in mein Gesicht und lest dort meine Abstammung!«
   Die Hände ihrer verblüfften Wächter abschüttelnd, trat sie vor. Der geschlossene Kreis aus

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