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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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war der geeignetste Treffpunkt für sie beide gewesen, und außerdem hatte Storn jeden Grund zu der Annahme gehabt, sie könnten dort Hilfe finden. Es war schon sehr merkwürdig: Wenn sie ihn nicht ansah, war es leicht zu glauben, sie reite mit ihrem Bruder Storn. Die Stimme, fremdartig in Klang und Lage, hatte trotzdem die vertrauten Eigenheiten und den Sprechrhythmus ihres Bruders. Es war, als sei sie durch Entfernung verzerrt. Aber wenn sie den Blick auf den Unbekannten richtete, der so selbstverständlich auf dem großen Rappen saß - hochgewachsen, dunkel, ein völlig anderer Typ -, wurde, sie wieder von Unbehagen ergriffen. Was würde geschehen, wenn Storn sich zurückzog und sie mit diesem Außenweltler, diesem unglaublich fremdartigen Mann, alleinblieb? Melitta hatte geglaubt, nach ihrem schrecklichen Treck durch die Berge gäbe es kaum noch etwas, das ihr Angst machen, könne. Jetzt entdeckte sie, daß es Ängste gab, an die sie früher nie gedacht hatte, die unergründlichen Risiken, die mit einem Mann, einem Gehirn von einer anderen Welt zusammenhingen.
   Entschlossen sagte sie sich: Auch wenn er - herauskommt, kann er nicht schlimmer sein als Brynats Bande von Totschlägern. Ich bezweifle, daß er mich ermorden oder vergewaltigen wollen wird . Wiederholt studierte sie dies Gesicht, das sich hinter dem Geist ihres Bruders verbarg, und dachte: Wie mag er wirklich sein? Er kommt mir wie ein anständiger Mensch vor - keine Zeichen von Grausamkeit oder Ausschweifung - traurig sieht er aus, und ein bißchen einsam. Ob ich es jemals erfahren werde?
   Am dritten Abend, nachdem sie Carthon verlassen hatten, entdeckten sie, daß sie verfolgt wurden.
   Mit Sinnen, die durch Anspannung und Furcht übernatürlich geschärft waren, merkte Melitta es zuerst. Es war, wie sie später zu sagen pflegte, als ob »ich die Gewohnheit angenommen hätte, beim Reiten über die Schulter zurückzublicken«. Sie vermutete, daß sie sich, vielleicht durch den Kontakt mit Storn, vielleicht durch einen anderen Stimulus, von einer latenten Telepathin in eine operante verwandelte. Anfangs wußte sie nicht, ob nur ihr Geist es wahrnahm oder ob ihre Sinne etwas auffingen - Geräusche, zu leise, um normalerweise gehört, Gestalten, zu weit entfernt, um gesehen zu werden. Doch kam es darauf nicht an. Sie fanden ein Obdach in der verlassenen Hütte eines Hirten auf einer Bergwiese, und da berichtete sie Storn von ihrem Verdacht. Ein bißchen hatte sie Angst, er werde lachen.
   Nichts lag ihm ferner. Er kniff die Lippen zusammen - Melitta kannte die Geste, wenn auch nicht den Mund - und sagte: »Letzte Nacht glaubte ich es auch, aber dann redete ich mir ein, nur auf meine eigenen Ängste gelauscht zu haben.«
   »Wer könnte uns denn folgen? Bestimmt keiner von Brynats Männern, aus solcher Entfernung! Männer aus Carthon?«
   »Das ist nicht unmöglich«, antwortete Storn. »Dem Haus von Rannath mag es nicht unwillkommen sein, wenn eine weitere der alten Bergfamilien verschwindet - nur könnte er es dann früher oder später selbst mit Brynats Räuberbande zu tun bekommen. Räuber haben sich gelegentlich schon bis nach Carthon gewagt, und wir wären immerhin bessere Nachbarn als das Narbengesicht. Auch wenn Rannath uns nicht helfen will, bezweifle ich, daß er uns schaden würde. Nein, ich fürchte etwas Schlimmeres als das.«
   »Eine nichtmenschliche Bande?«
   Düster schüttelte Storn den Kopf. Dann bemerkte er Melittas Unruhe und versuchte zu lächeln. »Bestimmt bilde ich mir da etwas ein, Breda , und auf jeden Fall sind wir bewaffnet.«
   Er sprach nicht aus, was er am meisten fürchtete: Larry mochte wegen seiner beschworenen Freundschaft mit Barron und aus Angst um ihn Valdir auf ihre Spur gesetzt haben. Storn hatte niemandem etwas zuleide tun wollen - ganz im Gegenteil. Aber Barron hatte zweimal - oder dreimal? - Fragen über Carthon gestellt. Es wäre ziemlich leicht gewesen, ihn dort aufzuspüren. Und wenn kein Terraner dort angekommen war - nun, zumindest Valdir würde erkennen, was er getan hatte und warum Barron, der Erdling, verschwunden war. Nach dem wenigen, was Storn über die Comyn wußte, stand fest, daß sie einen Mann, der sich so gegen die alten Gesetze Darkovers vergangen hatte, um die halbe Welt jagen würden.
   Und wenn sie ihn fingen - was dann?
   Mit der unheimlichen Gewohnheit des Gedankenlesens, die sich bei ihr entwickelte (Hatte er gut daran getan, Laran in dem Mädchen zu

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