Darkover 17 - Die blutige Sonne
Schultern. »Nun, wir landen in einer Minute.«
Das kleine Schiff senkte sich weich auf ein kleines Landefeld nieder, wo ein paar Lichter blinkten. Auster öffnete eine Tür, und ein dunkler Darkovaner in einer Lederweste und Breeches reichte eine kurze Leiter hinauf.
»Willkommen, vai dom’yn .« Er hob eine Hand in einer kurzen Geste, die an einen Salut erinnerte. Auster stieg die Leiter hinab und winkte Kerwin, ihm zu folgen, und Kerwin wurde mit dem gleichen Salut begrüßt. Kennard tastete mühsam mit den Füßen nach den Sprossen. Kerwin hatte bisher nicht bemerkt, wie stark behindert der ältere Mann war. Einer der unten wartenden Männer eilte ehrerbietig zu Kennards Hilfe herbei, und dieser nahm seinen Arm ohne Verlegenheit an. Nur ein kleines Anspannen des Unterkiefers zeigte Jeff Kerwin, was Kennard wirklich dabei empfand. Taniquel kletterte die Leiter hinab. Sie sah verschlafen und schlechtgelaunt aus und sagte mit finsterem Blick etwas zu Auster. Sie standen beieinander, und was sie redeten, hatte irgendeinen Unterton. Kerwin fragte sich, ob sie verheiratet oder verliebt ineinander seien. Zwischen ihnen bestand eine Art von altgewohnter Intimität, die er nur an lange verbundenen Paaren beobachtet hatte. Dann blickte sie zu Kerwin auf und schüttelte den Kopf.
»Du hast Blut am Mund. Habt ihr beide euch bereits geschlagen?« fragte sie neckend. Sie legte den Kopf auf die Seite und sah erst Kerwin, dann Auster an. Auster machte ein böses Gesicht.
»Ein Unfall und ein Mißverständnis«, sagte Kennard ruhig.
» Terranan «, knurrte Auster.
»Wie kannst du von ihm erwarten, etwas anderes zu sein? Und wessen Fehler ist es, daß er nichts über unsere Gesetze weiß?« fragte Kennard. Dann lenkte er Kerwins Blick mit einer Handbewegung in die Ferne.
»Dort liegt er, der Turm von Arilinn.«
Er erhob sich mächtig und gedrungen, und doch war er bei näherem Hinsehen unglaublich hoch. Erbaut war er aus einem braunen, glanzlosen Stein. Der Anblick erweckte in Kerwin wieder das Gefühl des déjà vue , und mit bebender Stimme fragte er: »Bin ich… bin ich schon einmal hiergewesen?«
Kennard schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht die Matrix - doch das weiß ich nicht. Kommt dir der Turm bekannt vor?« Er legte seine Hand kurz auf Kerwins Schulter. Die Geste überraschte den jüngeren Mann, denn er hatte den Eindruck gewonnen, daß unter diesen Leuten schon eine zufällige Berührung von einem Tabu umgeben war. Kennard zog seine Hand rasch zurück und sagte: »Er ist nicht der älteste und nicht einmal der mächtigste der Comyn -Türme. Aber seit hundert Generationen haben unsere Hüterinnen den Arilinn-Turm in einer ungebrochenen Folge reinen Comyn -Blutes geleitet.«
»Und«, ließ sich Auster hinter ihnen hören, »in der hundertundersten Generation bringen wir den Sohn eines Terraners und einer abtrünnigen Leronis her!«
Taniquel drehte sich heftig zu ihm um. »Willst du das Wort Elories von Arilinn in Frage stellen?«
Kerwin trat zornig auf Auster zu. Er hatte sich von ihm bereits genug gefallen lassen, und jetzt hatte der Mann seine Eltern geschmäht! Der Sohn eines Terraners und einer abtrünnigen Leronis…
Kennards tiefe Stimme klang streng.
»Auster, das reicht; ich habe es dir gesagt, bevor wir hierherkamen, und ich sagte es jetzt zum letzten Mal. Der Mann ist für seine Eltern und ihre angeblichen Sünden nicht verantwortlich. Und Cleindori, vergiß das nicht, war meine Pflegeschwester und meine Bewahrerin, und wenn du noch einmal in diesem Ton von ihr sprichst, wirst du dich nicht ihrem Sohn, sondern mir gegenüber zu verantworten haben!«
Auster ließ den Kopf hängen und murmelte etwas, das sich wie eine Entschuldigung anhörte. Taniquel kam an Kerwins Seite und schlug vor: »Laß uns hineingehen. Wir wollen doch nicht den ganzen Tag auf dem Landefeld herumstehen!«
Kerwin spürte neugierige Blicke, als er das Feld überquerte. Die Luft war klamm und feucht, und es schoß ihm durch den Kopf, wie angenehm es sein würde, unter ein Dach zu kommen, warm zu werden und sich zu entspannen, und daß er sehr gern ein Bad und etwas zu trinken und ein Abendessen - nein, ein Frühstück! - hätte. Schließlich war er die ganze Nacht auf gewesen.
»Alles zu seiner Zeit«, sagte Kennard, und Kerwin zuckte zusammen. An Kennards Trick, seine Gedanken zu lesen, mußte er sich erst noch gewöhnen. »Ich
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