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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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habe einen Eid abgelegt - man zwang mich zu schwören, als ich nach Arilinn zurückkehrte. Es gibt also Dinge, die ich dir nicht sagen kann. Wie dem auch sei, ich lebte währenddessen einige Zeit auf Terra, und auch das ist eine lange Geschichte. Mein Vater nahm einen terranischen Pflegesohn ins Haus, und ich ging als Austauschstudent, wie ihr es wohl nennen würdet, nach Terra, während Lerrys hier aufgezogen wurde. Und so sah ich Cleindori sechs oder sieben Jahre lang nicht, und als ich zurückkam, war sie Dorilys von Arilinn geworden. Bewahrerin. Cleindori war - in gewisser Weise - die mächtigste Person unter den Comyn , die mächtigste Frau auf Darkover. Lady von Arilinn. Sie war eine Leronis von überragenden Fähigkeiten, und wie alle Bewahrerinnen hatte sie Jungfräulichkeit gelobt und lebte in Abgeschlossenheit und strenger Isolation… Sie war die letzte. Nicht einmal Elorie ist so konditioniert worden wie Cleindori, auf die alte Art; wenigstens das hat Cleindori erreicht.« Einen Augenblick lang versank er wieder in bittere Resignation. Dann richtete er sich auf seinen Kissen hoch und erklärte mit trockener, leidenschaftsloser Stimme:
   »Cleindori war eine Kämpferin, eine Rebellin. Im Herzen war sie eine Reformatorin, und als Lady von Arilinn und eine der letzten überlebenden Aillard-Frauen der direkten Linie hatte sie beträchtliche Macht und gehörte Kraft eigenen Rechts dem Rat an. Sie kämpfte erbittert gegen die Einstellung des neuen Rates, die Comyn -Türme sollten bei ihrem alten, geschützten, halbreligiösen Status bleiben und die Matrix-Wissenschaften weiter geheimhalten. Sie versuchte, Außenseiter in die Türme zu bringen - und darin hatte sie ein wenig Erfolg. Zum Beispiel nimmt der Neskaya-Turm jeden mit telepathischer Begabung auf, sei er Comyn , ein gewöhnlicher Bürger oder ein im Straßengraben geborener Bettler. Aber andererseits hat man dort seit einem halben Jahrhundert auch keine richtige Bewahrerin mehr gehabt. Doch dann griff Cleindori die Tabus an, die sich um ihr eigenes Amt rankten. Und das war zuviel, diese Art von Häresie traf auf Widerstand… Cleindori brach die Tabus wieder und wieder. Sie bestand darauf, das könne sie straflos tun, weil sie als Bewahrerin nur ihrem eigenen Gewissen verantwortlich sei. Und zum Schluß lief sie von Arilinn fort.«
   Kerwin hatte den Verdacht, das sei das Ende der Geschichte, und auch so war es schon ein Schock für ihn. Sehr leise sagte er: »Mit einem Mann von der Erde. Mit meinem Vater.«
   »Ich bin mir nicht sicher, ob sie den Turm mit ihm verließ oder ob er später kam«, wich Kennard aus. »Aber ja, das ist der Grund, warum Auster dich haßt, warum es viele, viele Menschen gibt, die schon deine Existenz für ein Sakrileg halten. Es ist auch früher vorgekommen, daß eine Bewahrerin ihr Amt niederlegte und heiratete. Viele haben es getan. Aber daß eine Bewahrerin den Turm verließ und ihre rituelle Jungfräulichkeit aufgab und trotzdem Bewahrerin blieb… nein, das konnte man nicht hinnehmen.« Die Bitterkeit in seiner Stimme verstärkte sich. »Im Grunde ist eine Bewahrerin nichts so Außergewöhnliches. Zu meines Vaters Zeit wurde entdeckt - oder wiederentdeckt -, daß jede halbwegs fähige Technikerin die Arbeit einer Bewahrerin tun kann, und einige Männer können es auch. Ich selbst könnte es tun, wenn ich müßte, obwohl ich darin nicht besonders gut bin. Aber die Bewahrerin von Arilinn - nun, sie ist ein Symbol. Cleindori sagte einmal zu mir, was die Comyn wirklich brauchten, sei eine Wachspuppe auf einem Stock, die die karmesinrote Robe trage und zur richtigen Zeit die richtigen Worte spreche. Dann wäre in Arilinn eine Bewahrerin überflüssig, und da die Puppe ohne Schwierigkeiten oder Schmerz oder Opfer für immer jungfräulich bleiben könne, wären alle Probleme Arilinns mit einem Schlag gelöst. Ich glaube nicht, daß du dir vorstellen kannst, wie schockierend das für die konservativeren Männer und Frauen des Rates war. Sie waren sehr erzürnt über Cleindoris… Sakrileg.«
   Finster blickte er zu Boden. »Auster hat dazu einen persönlichen Grund, dich zu hassen. Er wurde ebenfalls unter den Terranan geboren, obwohl er sich nicht daran erinnert. Einige Zeit war er im Raumfahrer-Waisenhaus. Allerdings holten wir ihn zurück, bevor er noch ihre Sprache gelernt hatte. Ich habe ihn kein Wort Terranisch oder Cahuenga mehr sprechen gehört, seit er dreizehn Jahre alt war; doch das hat hiermit nichts zu

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