Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
Kontakt herzustellen. Wenn die Versuchsperson informiert und willens ist, macht das es nicht leicht, auch nicht für zwei reife Telepathen, nur eben möglich.
Was wir vorhatten, war, unsere Gehirne zu verbinden - nicht im normalen telepathischen Kontakt und auch nicht in dem gewaltsamen Rapport, den ein Alton - oder manchmal ein Hastur - einem anderen Menschen aufzwingen kann, sondern ein vollständiger und gegenseitiger Rapport von Bewußtsein und Unterbewußtsein, telepathischem und psychokinetischem Nervensystem, Zeitsinn und energonischen Funktionen, so daß wir wie ein überentwickeltes Gehirn in zwei Körpern funktionieren würden.
Mein Vater hatte das mit mir gemacht - einmal, etwa dreißig Sekunden lang -, und ich war überzeugt gewesen, es werde mich umbringen. Er hatte es gewußt; es war die einzige Möglichkeit, dem Rat zu beweisen, daß ich ein echter Alton war. Es hatte die Comyn gezwungen, mich anzuerkennen. Ich war tagelang trainiert worden, und er hatte mich mit seiner ganzen Geschicklichkeit geschützt. Marius dagegen war so gut wie unvorbereitet.
Mir war, als sehe ich meinen Bruder zum ersten Mal. Der Altersunterschied zwischen uns, sein terranisches Gesicht, seine dunklen Augen hatten ihn zu einem Fremden gemacht. Das Wissen, daß er in ein paar Minuten durch mich sterben mochte, ließ ihn irgendwie weniger wirklich erscheinen, schattenhaft, traumhaft. Meine Stimme klang rauh.
»Möchtest du es sein lassen, Marius? Noch ist Zeit.«
Er sah mich belustigt an. »Eifersüchtig? Willst du die Laran- Privilegien für dich allein behalten?« fragte er leise. »Soll kein weiterer Alton im Comyn aufgenommen werden?«
Ich fragte unumwunden: » Hast du die Alton-Gabe, Marius?«
Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich habe nie versucht, es herauszufinden. Nicht zuletzt deswegen, weil man mir zu verstehen gegeben hatte, es wäre eine unerhörte Unverschämtheit von mir.«
Mir wurde kalt. Dieser Satz umriß meines Bruders ganzes Leben. Das durfte ich nicht vergessen. Es bestand die Möglichkeit, daß ich ihm nicht den Tod, sondern den vollen Comyn-Status als Alton gab. Wenn es ihm das Risiko wert war, welches Recht hatte ich dann, es ihm zu verweigern? Mein Vater hatte den hohen Einsatz in meinem Fall gewagt - und gewonnen. Ich senkte den Kopf und begann, das Schwert aus seiner schützenden Isolierung zu befreien.
Derik Elhalyn lenkte sein Pferd zu uns. »Ist das ein richtiges Schwert?«
Ich schüttelte den Kopf und drehte an dem Griff. Er löste sich, und ich nahm den in Seide gewickelten Gegenstand aus dem Hohlraum. Der bekannte Druck senkte sich auf meine Brust nieder.
»Nein«, antwortete ich, »das Schwert ist Tarnung. Du kannst es dir ansehen.« Ich hielt ihm die beiden Stücke hin, Griff und Klinge, aber er zuckte krampfhaft zurück. Ich bemerkte, daß die Männer ein unfreundliches Grinsen verbargen. Aber es war nicht komisch, daß Derik, Lord des Comyn, ein Feigling war. Hastur nahm die Stücke und schraubte sie wieder zusammen.
»Mit dem Platin und den Saphiren in dem Ding könnte man eine mittelgroße Stadt kaufen«, bemerkte er, »aber den gefährlichen Teil hält Lew in der Hand.«
Ich nahm die Matrix aus der Seide und spürte ihre lebendige Wärme. Sie war eiförmig, nicht ganz eigroß, ein Stück stumpfes Metall mit Adern aus einem glänzenderen Material und mit einem Muster aus blauen, zwinkernden Augen. »Das aus Saphiren gebildete Muster des Griffes - es ist sensitivierter Kohlenstoff - entspricht dem Muster der Matrix. Man hat meine nervösen Reaktionen ein bißchen geändert, damit sie… « Ich hielt inne. Meine Kehle war trocken. Wie hatte ich so dumm sein und das Ding nach Darkover zurückbringen können? Auf eigenen Füßen marschierte ich in den Winkel der Hölle zurück, den Kadarin für mich geöffnet hatte.
»Was hast du eigentlich vor?« wollte Derik wissen.
Ich versuchte, es in Worte zu fassen, die er verstehen würde. »Überall in den Hellers sind bestimmte Stellen aktiviert worden - irgendwie magnetisiert -, so daß sie auf die Schwingungen der Sharra-Matrix reagieren. Sie können benutzt werden, um die Kräfte Sharras zu erwecken.«
Niemand stellte die Frage, die ich fürchtete. Was ist Sharra? Ich hätte antworten müssen, ich wisse es nicht. Ich wußte, was sie tun konnte, aber ich wußte nicht, was sie war. Der Legende nach ist sie eine Göttin, die zum Dämon wurde. Ich wollte nicht über
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