Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
Marius nicht einmal eine Chance bekommen, es dir zu erklären? Verdammt, wenn ich ihm etwas hätte tun wollen, hätte ich ihm dann meine Pistole geliehen? Er gab sie dem Ridenow-Jungen - Lerrys -, weil er Angst hatte, sie in die Terranische Zone mitzunehmen. Wie ich sagte, sie trägt das Schmuggelzeichen. Ich habe einen Waffenschein - er hatte keinen. Als du mich für Marius hieltest, war mein einziger Gedanke, wenn es mir nur gelänge, euch beide auseinanderzuhalten, bis du gehört hattest, was passieren würde… «
Er hatte mich überzeugt. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. Wenn wir darkovanische Männer gewesen wären, hätten wir uns umarmt und geweint. Wir besaßen jedoch beide die Reserviertheit des terranischen Blutes. Dann fragte ich schlicht: »Du hast Kadarin gesehen?«
»Einige wenige Male, mit Thyra. Ich habe versucht, ihm aus dem Weg zu gehen.« Rafe sah mich merkwürdig an. »Oh, ich verstehe. Man hat dir von ihrem Kind erzählt.«
»Und meinem«, stellte ich fest. »Ich nehme an, ich bin mit Aphroson betäubt worden. Warum hat sie das getan?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Rafe. »Thyra erzählt niemandem etwas. Sie hat etwas Seltsames an sich - fast etwas Unmenschliches. Auch wie sie mit dem Kind umging, war nicht zu begreifen. Zum Schluß mußte Bob es in das Raumfahrer-Waisenhaus bringen. Es war ihm nicht recht. Er liebte das Kind.«
»Und wußte, daß es meins ist?« Nichts davon hatte Sinn und Verstand. Am wenigsten, daß ein Kind von mir aufgewachsen war, um Kadarin Vater zu nennen, seinen Namen zu tragen, ihn zu lieben.
»Natürlich wußte er das. Wie wäre es anders möglich? Ich glaube, er hat Thyra dazu veranlaßt«, meinte Rafe. »Er hat Marja ein dutzendmal nach Hause geholt, aber er konnte sie nicht behalten. Thyra… «
Wir wurden von einem Palastdiener unterbrochen, der eine Botschaft von Callina brachte.
»Wir reden später darüber«, sagte Rafe, als ich mich entschuldigte. Und ich war mir nicht sicher, ob es ein Versprechen oder eine Drohung war.
Callina sah müde und gehetzt aus.
»Das Mädchen ist wach«, empfing sie mich. »Sie wurde hysterisch. Ich gab ihr ein Sedativ, und nun hat sie sich ein bißchen beruhigt. Lew, was sollen wir jetzt machen?«
»Das weiß ich erst, wenn ich sie gesehen habe«, antwortete ich hilflos.
Das Mädchen war in ein geräumiges Zimmer der Aillard-Suite gebracht worden. Als wir eintraten, lag sie auf einem Bett, das Gesicht in den Decken verborgen. Aber es war ein tränenloses und widerspenstiges Gesicht, das sie mir entgegenhob.
Sie war immer noch Linnells Double, und das um so mehr, als man ihr anständige darkovanische Kleidung gegeben hatte, die, wie ich richtig vermutete, Linnell gehörte.
«Bitte, sagen Sie mir die Wahrheit«, verlangte sie. »Wo bin ich? Oh… !« rief sie und versteckte das Gesicht. »Der Mann mit der einen Hand, der mich damals auf Darkover auf dem Raumhafen geküßt hat!«
Callina hielt sich würdevoll abseits und ließ es mich allein ausfechten. »Das war ein… ein Irrtum«, erklärte ich lahm. »Erlauben Sie mir, mich Ihnen vorzustellen. Lew Alton-Comyn, z´par servu . Und Sie?«
»Das ist das erste vernünftige Wort, das jemand gesprochen hat«, antwortete sie in unserer Sprache. Obwohl sie sie nur unvollkommen beherrschte, staunte ich über das Glück, das uns jemanden geschickt hatte, der sie überhaupt kannte. »Kathie Marshall.«
» Terranan? «
»Terranerin, ja. Seid Ihr Darkovaner? Was hat das alles zu bedeuten?«
»Wir schulden Euch eine Erklärung.« Ich stockte, und vermutlich machte ich ein sehr dummes Gesicht. »Aber verdammt will ich sein, wenn ich weiß, wie ich es erklären soll!« Ich überlegte. »Ihr habt nichts zu befürchten. Wir haben Euch hergeholt, weil wir Eure Hilfe brauchen… «
»Warum mich? Was heißt ›hier‹, und wie kommt Ihr zu der Annahme, ich würde Euch helfen, auch wenn ich könnte - nachdem Ihr mich gekidnappt habt?«
Das war eine gute Frage.
Callina ergriff das Wort. »Sollen wir Linnell holen und sie es selbst sehen lassen? Ihr seid hergebracht worden, Kathie, weil ihr im Geist der Zwilling meiner Schwester Linnell seid. Wir mußten es darauf ankommen lassen, ob Ihr bereit sein würdet, uns zu helfen. Zwingen werden wir Euch nicht. Und niemand wird Euch etwas antun.«
Als Callina ein paar Schritte auf sie zu machte, sprang Kathie auf und wich zurück.
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