Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
gewesen ist. Ich meinte, auch der Tod hätte sie nicht so vollständig auslöschen können!
Der Ausdruck auf Regis' Gesicht war herzzerreißend.
»Lew, wenn er sie berührt hat… «
»Nur ruhig. Derik weiß ja nicht, was er tut, und wird es nie erfahren. Hör zu, ich brauche deine Hilfe. Ich gehe geradewegs in Deriks Geist und versuche, ihn von der Fallenmatrix zu befreien.« Zum ersten Mal in meinem Leben war ich dankbar für die Alton-Gabe, mit der ich einen Rapport erzwingen - und mich in eine Matrix begeben konnte, ohne wie ein gewöhnlicher Matrix-Mechaniker ein halbes Dutzend Überwacher und Dämpfer zu brauchen. »So etwas ist die reine Hölle, Regis. Wenn es mir gelingt, die Matrix anzuheben, brichst du sie auf. Aber berühre weder mich noch Derik, sonst wirst du uns alle drei töten.«
Es war ein verzweifelter Versuch. Kein vernünftiger Mensch wird sich in einen Geist begeben, der von einer Fallenmatrix kontrolliert wird. Das ist, als laufe man in eine Sackgasse voller Ungeheuer, die nur darauf warten, einen anzuspringen. Und ich mußte alle meine Barrieren senken und mich auf die unerprobte Kraft eines Hasturs mit eben erst erwachtem Laran verlassen, der mich durch eine zufällige Berührung töten mochte.
Jeder Instinkt kreischte nein , aber ich langte hinaus und konzentrierte mich auf Derik.
Und sofort erkannte ich, daß ich dem Ding schon einmal begegnet war, als ich versuchte, Lerrys' Gedanken zu sondieren.
Wie ein Mann, der den Stich eines Messers durch eine unzureichende Narkose spürt, versuchte Derik, sich mir zu entwinden. Doch diesmal hielt ich entschlossen fest und zwang meine gebündelten Energien als Keil zwischen Deriks Verstand und die Trick-Matrix, die ihn sich unterworfen hatte.
Hinter mir spürte ich Regis wie ein grelles Licht, in das ich nicht zu schauen wagte. Er hatte diese fremde Präsenz gepackt und riß sie in Stücke, vernichtete jeden Faden an Kraft, den ich von dem telepathischen Gewebe in Deriks Gehirn abhob.
Und nun geriet ich ebenfalls unter den Bann. Wie ein Mann auf einem Schirm den Kampf zweier Sternenschiffe beobachten mag, verfolgte der Besitzer dieser unheimlichen Matrix das Dreifach-Duell und hielt vielleicht schon eine neue Waffe bereit. Zur Eile gezwungen, achtete ich nicht darauf, wie ich Derik folterte. Ich wußte aber auch, daß Derik, wäre er er selbst, mir dafür danken würde.
Während ich eine Barriere nach der anderen überwand, wehrte sich etwas gegen mich, eine groteske Parodie auf den wirklichen Derik. Ich siegte. Etwas flackerte und verschwand wie ein Rauchfaden. Die Fesseln hatten sich gelöst, die Fallenmatrix war zerstört - und zumindest Derik war sauber.
Ich zog mich zurück.
Regis lehnte an einer Säule, das Gesicht totenbleich. Ich fragte: »Hast du erkannt, wer sie kontrollierte?«
»Nein. Als die Matrix zerbrach, fühlte ich Callina, aber dann… « - Regis runzelte die Stirn - »… verlöschte sie wieder, und ich nahm nichts mehr wahr als Ashara! Warum Ashara?«
Ich wußte es nicht. Doch wenn Ashara aufmerksam gemacht und auf der Hut war, würde sie Callina schützen.
Wir hatten uns völlig verausgabt, Regis und ich, wir hatten Lebenskraft verloren. Hoffentlich waren wir für den Augenblick sicher. Meine Hauptsorge galt jetzt Regis. Ich hatte Erfahrung, war in der Anwendung dieser Kräfte geübt, und ich wußte, wieviel ich aushalten konnte. Er nicht. Falls er nicht lernte, vorsichtig zu sein, riskierte er das nächste Mal einen völligen Zusammenbruch.
Ich versuchte, ihn zu warnen; er zuckte nur mit den Schultern. »Mach dir um mich keine Sorgen. Wer ist das bei Linnell?«
Ich drehte mich um. Meinte er Kathie oder den Mann in dem Harlekin-Kostüm, der mich so beunruhigt hatte? Neben ihnen stand eine weitere Maske, ein Mann in einem Kapuzenmantel, der sein Gesicht und seinen Körper ganz verbarg. Aber irgend etwas an ihm erinnerte mich zu meinem Entsetzen an die Hölle in Deriks Gehirn. Ein weiteres Opfer - oder der Kontrolleur? Ich mußte mich zusammennehmen, um nicht durch die Halle zu laufen und ihn von Linnell wegzureißen.
Langsam ging ich hinüber. Linnell fragte: »Lew, wo bist du gewesen?«
»Draußen, habe mir die Monde angesehen«, antwortete ich kurz.
Linnell sah zu mir auf, schüchtern, unruhig.
»Was ist, chiya? « Der kindliche Kosename kam mir immer noch leicht über die Lippen.
»Lew, wer ist Kathie wirklich? Wenn ich
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