Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Kannst du dir nicht vorstellen, welchen Eindruck du auf die Terraner machst?«
   »Geht dich nichts an, was ich tue! Ich bin… bin nicht betrunken.«
   »Linnell wird sehr stolz auf dich sein!« fuhr ich ihn an.
   »Li'l is böse auf mich.« Er vergaß seinen Zorn und sprach im Ton äußersten Selbstmitleids. »Wollte nich mal tanschen… «
   »Wer würde schon mit dir tanzen wollen!« Ich stellte mich fest auf beide Füße, damit ich nicht der Versuchung erlag, ihn zu treten. Dann entschloß ich mich, Hastur aufzutreiben. Er hatte die Autorität, die mir fehlte, und Einfluß auf Derik. Es war schlimm genug, in solchen Zeiten eine Regentschaft zu haben. Mußte der Thronerbe sich auch noch vor dem halben Planeten als Idioten beweisen?
   Auf der Suche nach Hastur wanderte mein Blick über das Durcheinander von Kostümen. Eins fiel mir besonders auf; ich hatte solche Harlekins in alten Büchern auf Terra gesehen. Buntscheckig, eine Schnabelkappe über einem maskierten Gesicht, wirkte die hagere Gestalt irgendwie schrecklich. Nicht das Kostüm, das war nur grotesk, aber da war eine Art von Atmosphäre, der Mann an sich - ich ärgerte mich über mich selbst. Bildete ich mir allmählich Dinge ein?
   »Nein, mir gefällt er auch nicht«, sagte Regis neben mir. »Und ebensowenig gefällt mir die Atmosphäre dieser Halle - oder dieser Nacht.« Er hielt inne. »Ich bin heute zu Großvater gegangen und habe Laran verlangt.«
   Wortlos ergriff ich seine Hand. Jeder Comyn kommt früher oder später soweit.
   »Die Zeiten sind anders geworden«, meinte er langsam. »Vielleicht bin ich anders. Ich weiß, was die Hastur-Gabe ist und warum sie in so vielen Generationen rezessiv war. Ich wünschte, sie wäre in mir ebenso rezessiv wie in Großvater.«
   Ich brauchte nicht zu antworten. Er würde genesen. Aber im Augenblick war diese neue Kraft, diese zusätzliche Dimension - wie man es auch nennen wollte - eine frische Wunde in seinem Gehirn.
   Regis fuhr fort: »Du kennst doch die Geschichten über die Hastur- und die Alton-Gabe? Wie fest kannst du deinen Geist abschirmen? Die Hölle könnte losbrechen, weißt du.«
   »In einer Menschenmenge wie dieser ist meine Abschirmung nicht allzu viel wert«, antwortete ich. Ich verstand, was er meinte. Die Hastur- und die Alton-Gabe sind einander entgegengesetzt wie die beiden Pole eines Magneten, die sich nicht zusammenführen lassen. Ich wußte nicht, was die Hastur-Gabe war, doch seit undenklichen Zeiten arbeiteten im Comyn Hasturs und Altons nur unter sorgfältigen Vorsichtsmaßnahmen zusammen - auch an den Matrix-Schirmen. Mit Regis hatte ich in Rapport treten können, solange er ein latenter Hastur war und seine Gabe schlummerte. Nun stand mir plötzlich in ihm ein voll entwickelter Hastur gegenüber, der fähig war, meine geistige Berührung mit der Gewalt eines Blitzes abzuwehren. Regis und ich konnten gegenseitig unsere Gedanken lesen, wenn wir wollten - die normale Telepathie wird nicht beeinträchtigt -, aber wahrscheinlich würden wir uns nie wieder im Rapport verbinden.
   Mir drängte sich ein Gedanke auf. Ich hatte einen Kontakt mit Regis erzwungen; hatte er diesen Schritt unternommen, um sich vor einem weiteren Versuch dieser Art zu schützen? Traute er mir nicht?
   Ich erhielt keine Gelegenheit, ihn zu fragen, denn die Lichter der Kuppel wurden ausgeschaltet. Sofort überflutete silbriges Mondlicht den Raum. Leises »Ah!« ertönte von den dicht gedrängten Gästen, als durch die sich klärende Kuppel die vier Monde sichtbar wurden, jetzt in voller Konjunktion. Sie machten die Halle tageshell. Ich spürte eine leichte Berührung und entdeckte Dio Ridenow neben mir. Ihr Kleid - ein Stoff, der im wechselnden Mondlicht grün und blau und silbern schimmerte - war ihr so atemberaubend eng auf den Leib geschneidert, daß es hätte aufgesprüht sein können, und ihr helles Haar in der Farbe des Mondscheins kräuselte sich wie Wasser unter dem Glitzern von Juwelen. Sie warf den Kopf zurück, und winzige Glöckchen klingelten.
   »Nun? Bin ich schön genug für dich?«
   Auf den herausfordernden Ton, auf das grüne Hexenfeuer in ihren kecken Augen wollte ich nicht eingehen. Trocken stellte ich fest: »Ich muß sagen, es ist eine Verbesserung gegenüber deinen Reithosen.«
   Sie kicherte und schob mir die Hand unter den Arm, eine harte, leichte kleine Hand. »Tanzt du mit mir, Lew? Eine Secain? « Ohne auf eine Antwort zu warten, klopfte