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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die Lähmung abzuschütteln, die der verzerrte Raum uns aufzwang. Harlekin und Kapuze drehten sich um - und fingen Linnell zwischen sich.
   Sie berührten sie nicht körperlich. Aber sie hing in ihrem Griff, als hätten sie sie an Händen und Füßen gebunden. Ich glaube, sie schrie, aber sogar das Konzept des Schalls war gestorben. Linnell wand sich, gefesselt von einer unsichtbaren Kraft. Ein dunkler, flackernder Halo legte sich um alle drei. Linnell verlor das Gleichgewicht, schwebte einen Augenblick in der Luft und schlug schwer auf. Ich schluchzte tonlose Flüche; es gelang mir nicht, ein Glied zu rühren.
   Kathie warf sich neben Linnell auf die Knie. Ich glaube, in der ganzen Halle war sie allein fähig, sich frei zu bewegen. Als sie Linnell in die Arme nahm, sah ich, daß das gequälte Gesicht glatt und friedlich geworden war. Doch das blieb es nicht. Linnell verfiel in einen knochenbrechenden Krampf. Dann war es vorbei, und sie war nur noch ein schlaffes, kleines Ding, dessen Kopf haltlos auf die Brust ihrer Zwillingsschwester fiel.
   Und über ihnen schwollen Harlekin und Kapuzenschatten an, wurden größer und mächtiger. Kadarins hagere Züge blitzten unter der Harlekin-Maske auf. Die beiden Gesichter verschmolzen miteinander - das schöne, verdammte Gesicht, das ich in Asharas Turm gesehen hatte, tanzte vor meinen Augen -, und es wurde dunkel.
   Nur Sekunden später gingen die Lichter wieder an, aber die Welt hatte sich verändert. Ich hörte Kathies Schrei, die Menschenmenge quirlte unruhig durcheinander, während ich mir mit den Ellbogen rücksichtslos freie Bahn zu Linnell schuf.
   Wie ein hingeschleudertes, jämmerliches Bündel lag sie in Kathies Schoß. Hinter ihr zeigten nur geschwärzte und verkohlte Stellen an Wand und Boden, wo die Raumverzerrung sich normalisiert hatte und Kadarin und Dyan verschwunden waren - aufgelöst, verdunstet, nicht mehr da.
   Ich kniete neben Linnell nieder. Natürlich war sie tot. Das wußte ich, noch bevor ich meine Hand auf die nicht mehr atmende Brust legte. Callina schob Kathie beiseite. Ich räumte meinen Platz Hastur ein und legte den Arm um Callina. Aber obwohl sie sich schwer auf mich stützte, nahm sie keine Notiz von meiner Anwesenheit.
   Um mich hörte ich die unruhige Menge, Befehle und Bitten und diese gräßliche Neugier der Zuschauer, wenn sich eine Katastrophe ereignet hat. Hastur sagte etwas, und die Gäste verzogen sich nach und nach. Ich dachte: Dies ist das erste Mal in vierzig Generationen, daß die Festnacht unterbrochen worden ist .
   Callina vergoß nicht eine Träne. Sie hing an meinem Arm, so betäubt vor Schock, daß nicht einmal Kummer in ihren Augen stand. Sie wirkte nur geistesabwesend. Meine Hauptsorge galt nun ihr; ich mußte sie unbedingt von hier wegbringen. Seltsam, daß ich mit keinem Gedanken an Beltran dachte, obwohl der Ehereifen um ihren Arm kalt gegen mein Handgelenk drückte.
   Ihre Lippen bewegten sich.
   »Also das war es, was Ashara beabsichtigte… «, hauchte sie.
   Mit einem langen, tiefen Seufzer verlor sie in meinen Armen das Bewußtsein.

12
Ich erwachte, und das fahle rote Sonnenlicht eines neuen Abends sickerte durch die Wände meines Zimmers. Ich blieb still liegen und fragte mich, ob das Geschehen ein Alptraum infolge meiner Gehirnerschütterung gewesen sei. Dann kam Andres herein, und die Trauer in dem häßlichen Gesicht des alten Terraners überzeugte mich. Es war alles Wirklichkeit. Callinas Ohnmacht war das letzte, an das ich mich erinnerte, aber das war nicht verwunderlich. Ich war nach meiner Kopfverletzung gewarnt worden, ich dürfe mich nicht überanstrengen. Statt dessen hatte ich mich in den Kampf mit einer der stärksten Mächte auf Darkover gestürzt.
   »Regis Hastur ist hier«, meldete Andres. Ich versuchte, mich hochzusetzen; er drückte mich mit starken Händen zurück. »Du junger Idiot, merkst du es nicht, wenn du erledigt bist? Du kannst von Glück sagen, wenn du in einer Woche wieder aufstehen darfst!« Dann durchdrangen seine wahren Gefühle seine Grobheit. »Junge, ich habe schon zwei von euch verloren! Schicke dich nicht selbst Marius und Linnell hinterher!«
   Ich gab nach und lag still. Regis kam herein, und Andres wandte sich zum Gehen - doch erst trat er ans Fenster, riß die Vorhänge zu und schloß das bläßliche Sonnenlicht aus.
   »Die blutige Sonne!« sagte er, und es klang wie ein Fluch. Damit entfernte er sich.
   Regis fragte mich

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