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Darkover 21 - Sharras Exil

Titel: Darkover 21 - Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erblickten, einer über dem anderen: das blassviolette Gesicht Liriels, den seegrünen Idriel, das Pfauenschillern von Kyrrdis und den Perlenglanz von Mormallor. Ich fühlte eine leichte Berührung an meinem Arm und blickte auf Dio hinab.
   So habe ich mir unsere gemeinsame Heimkehr nicht vorgestellt … Einen Augenblick lang war ich mir nicht sicher, ob es ihr Gedanke war oder meiner. Paare traten auf die Tanzfläche, um den Mondscheintanz zu beginnen, der der Tradition nach ein Tanz für Verlobte ist. Ich sah, dass Linnell auf Derik zuging - ob er betrunken war oder nicht, sie würde sich verpflichtet fühlen, sich als seine Partnerin zu zeigen. Mir war es plötzlich unmöglich, mich der alten Bindung, der alten Anziehung zu widersetzen. Ich zog Dio in meine Arme, und auch wir begaben uns auf die Tanzfläche. Über ihre Schulter sah ich, dass Regis allein am Rand stand, das Gesicht kalt und unbeteiligt, und das trotz der Frauen, die es sich angelegen sein ließen, für den Fall, dass er eine von ihnen aufforderte, in bequemer Nähe herumzustehen. Dio fühlte sich warm und vertraut in meinen Armen an. War es das, was ich mir die ganze Zeit gewünscht hatte? Dieses Lächeln, das zu viel als selbstverständlich voraussetzte, passte mir nicht. Aber der Rhythmus der Musik pochte in meinem Blut. Ich hatte es vergessen - das Gefühl, in völliger Übereinstimmung miteinander zu sein, wie ein einziger Körper auf die Klänge zu reagieren, und wie sie es damals getan hatte, griff sie fast unwillkürlich nach meinen Gedanken. Der Kontakt war hergestellt, ein engerer Zusammenschluss als jede körperliche Intimität… Nähe, Zuhause, Erfüllung. Als der letzte Akkord in der Nacht verhallte, zog ich sie an mich und küsste sie.
   Mit der Stille kam die Ernüchterung. Dio glitt aus meinen Armen, und ich fühlte mich wieder kalt und allein. Im Schein der Lichter, die nun wieder angingen, sah sie mit seltsamem Lächeln zu mir hoch.
   »So viel also habe ich von dir gehabt«, sagte sie leise. »War es nie mehr als das, Lew? War ich einfach eine Frau, und du warst einsam und… in Not? War es nie mehr als das?«
   »Ich weiß es nicht, Dio. Ich schwöre dir, ich weiß es nicht«, antwortete ich müde. »Können wir das jetzt nicht lassen und es ein anderes Mal besprechen, wenn… wenn nicht halb Thendara uns zusieht?«
   Zu meiner Überraschung erklärte sie, und ihr Gesicht war sehr ernst: »Ich glaube nicht, dass uns so viel Zeit bleibt. Ich habe Angst, Lew. Irgendetwas stimmt hier nicht. An der Oberfläche ist es so wie immer, aber da ist etwas, das nicht hierher gehört, und ich weiß nicht, was… «
   Dio hatte die sensitive Ridenow-Gabe; ich vertraute ihrem Instinkt. Aber was konnte ich tun? Es war doch ausgeschlossen, dass es irgendwer wagen würde, uns hier vor der ganzen Stadt und den versammelten Gästen anzugreifen! Trotzdem, Regis hatte sich ganz im gleichen Sinn ausgedrückt, und ich selbst empfand Unbehagen.
   Als ich mir auf der Suche nach Linnell oder Callina einen Weg durch die Menschenmenge bahnte, sah ich den Fremden in dem Harlekin-Kostüm wieder. Wen kannte ich, der so groß und so drahtig war? Warum hatte ich das merkwürdige Gefühl, ich müsse ihn ganz genau kennen? Er war zu groß, um Lerrys zu sein, und doch war die Feindseligkeit, die er auf mich abstrahlte, ähnlich der Einstellung Lerrys’, als er mich warnte, ich solle Dio in Ruhe lassen.
   (Und Dio war an meiner Seite. Würde Lerrys seine Drohung hier und jetzt wahrmachen?)
   Wieder steckte ich in der Menschenmenge. Ich hatte mit Regis gesprochen und vergessen, ihm über Derik Bescheid zu sagen - ich hatte zu viel im Kopf, mir war, als hätte ich mich die ganze Nacht ziellos hin und her durch diese blöden, lärmenden Massen bewegt. Meine Abschirmung begann sich zu lockern; viel länger ertrug ich dies mentale Durcheinandergebrülle nicht mehr. Ein paar Kadetten drängten sich um das lange Büffet. Begeistert über die Abwechslung vom Kantinenessen hieben sie gierig in die aufgehäuften Delikatessen ein. Unter ihnen entdeckte ich beide Söhne Javannes, Rafael und den jüngeren Gabriel. Vermutlich würde sich einer von ihnen immer noch als mein Erbe betrachten…
   Ich habe keinen Sohn, ich werde nie einen Sohn haben, aber ich habe eine Tochter, und ich werde für ihr Recht kämpfen, nach mir Armida zu besitzen… und dann wurde mir übel bei dem Gedanken, wie sinnlos das alles war. Würde es noch irgendetwas zu vererben

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