Darkover 21 - Sharras Exil
Entfernung konnte ich ertragen…
Wieder hatte ich versucht, sie auf Vainwal zu lassen. Hatte gedacht, diesmal könne ich mich befreien… und dann das Brennen, der jeden Gedanken auslöschende Aufruhr… Ich hätte beinahe das Schiff verpasst, weil mir klar wurde, dass ich sie nicht zurücklassen konnte, dass es mein Tod gewesen wäre, sie zurückzulassen… Nicht, dass es mir viel ausgemacht hätte zu sterben… besser tot als auf diese Weise versklavt…
»Wenigstens siehst du jetzt nach einem Comyn aus«, meinte Jeff. »Du musst auf ihrem eigenen Boden mit ihnen kämpfen, Lew.«
Ich beeilte mich mit der Verschnürung der Jacke und führte bewusst meine Geschicklichkeit mit nur einer Hand vor. Ich reagierte immer noch verdammt empfindlich darauf, dass Marius zusah. Dyan streifte den leeren Ärmel mit einem Blick.
»Ich habe Kennard damals gesagt, diese Hand müsse ab«, bemerkte er. »Das hätten sie schon in Arilinn tun sollen. Aber er hatte immer noch Hoffnung, die Terraner würden mehr erreichen. Die terranische Wissenschaft gehörte zu den wenigen Dingen, auf die er noch vertraute, nachdem ihm der Glaube an fast alles andere verloren gegangen war.«
Das Schweigen zog sich in die Länge und wurde peinlich. Jeff, der die Hand in Arilinn gesehen und versucht hatte, sie zu retten, wollte etwas sagen, aber ich sandte ihm den gedanklichen Befehl zu, still zu sein. Vielleicht brachte ich es eines Tages fertig, mit Jeff darüber zu reden, aber nicht mit Dyan und auch sonst mit niemandem hier.
Dio hatte es akzeptiert… Ich schnitt diese Gedankenkette ab, denn ich hatte Angst, zu was sie führen mochte.
Früher oder später würde ich sie wohl wieder sehen, und dann musste ich ihr klarmachen, dass sie frei war, nicht meine Gefangene oder Sklavin, nicht an mich gebunden…
Es klopfte zögernd an der Tür, und einer von Hasturs Dienern in einer blau-silbernen Livree kam, um uns mit den Empfehlungen des Regenten die Bitte zu übermitteln, die Lords von Ardais und Alton möchten zur Sitzung zurückkehren.
Dyan verzog ein wenig die Lippen. »Wenigstens gibt es jetzt keinen Vorwand mehr, die Domäne für unbesetzt zu erklären.«
Das stimmte. Zuerst war niemand da gewesen, der einen rechtmäßigen Anspruch erheben konnte; jetzt waren es vier. Als wir den Korridor entlang zur Kristallkammer gingen, fragte ich Marius: »Hast du die Alton-Gabe?«
Marius hat die dunklen Augen unserer terranischen Mutter. Ich bin immer der Meinung gewesen, dunkle Augen seien ausdruckslos, es sei nichts in ihnen zu lesen. »Ich habe nicht die blasseste Ahnung«, antwortete er. »Man hat mir unter anderem zu verstehen gegeben, dass es eine… unerträgliche Unverschämtheit von mir wäre… den Versuch zu machen, es herauszufinden. Aber ich bin ziemlich sicher, dass Gabriel sie nicht hat.«
»Ich frage dich nur«, sagte ich erbittert, »weil sie mich drängen werden, einen Erben zu benennen.« Ich war überzeugt, Marius nahm auch den nicht ausgesprochenen Gedanken wahr: Ich würde lieber einfach voraussetzen, er besitze die Alton-Gabe, als die Schock-Taktik anwenden, deren sich mein Vater mir gegenüber hatte bedienen müssen.
»Wahrscheinlich kommt es darauf gar nicht an«, warf Dyan ein. »Jeder wusste, dass ich die Ardais-Gabe nicht habe. Das hinderte sie nicht, mich zum Erben meines Vaters und zum Regenten zu erklären.« Von der Ardais-Gabe - die Katalysator-Telepathie, die Fähigkeit, latentes Laran zu erwecken - hatte man geglaubt, sie sei ausgestorben, bis man sie an Danilo wieder entdeckte. Der Gedanke an Danilo brachte mich auf Regis, und ich fragte mich, warum er nicht gekommen war, um mich zu begrüßen. Nun, wenn eine Verschwörung bestand, die Alton-Domäne unter Hastur-Aufsicht zu bringen, dann durfte ich mich nicht wundern, dass er mir gerade jetzt nicht in die Augen blicken wollte.
… kämpfe für die Rechte deines Bruders … letzter Befehl …
Ich schüttelte den Kopf, um ihn von dem unaufhörlichen Gebrüll zu klären, und ging zwischen meinen Verwandten zurück in die Kristallkammer.
Hinter den geschlossenen Vorhängen der Hastur-Domäne hielt man eine hastige Konferenz ab. Nie war ich so froh über das Vorhandensein von telepathischen Dämpfern gewesen, die den Aufruhr in meinem Gehirn zu einem erträglichen Kopfschmerz milderten. Als von neuem zur Ordnung gerufen wurde, erhob sich Danvan Hastur und sprach: »Während wir erst niemanden hatten, der
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