Darkover 21 - Sharras Exil
diese ernst nehmen soll, dann musst du mich auch überzeugen können, dass du reif genug bist, um des Anhörens wert zu sein. Ich will dich verheiratet sehen, Regis, bevor dieses Jahr zu Ende geht.«
Da hast du dich geschnitten, Großvater , dachte Regis, aber er sprach es nicht aus. Javanne runzelte die Stirn, und Regis erkannte, dass sie, die eine begabtere Telepathin als sein Großvater war, seinen Gedanken wahrgenommen hatte. Sie bemerkte: »Sogar Dyan Ardais hat seine Domäne mit einem Erben versorgt, Regis.«
»Das habe ich auch getan«, entgegnete Regis. »Es ist dein eigener Sohn, Javanne. Würde es dich nicht freuen, wenn er nach mir Hastur-Lord würde? Und ich habe andere Söhne von anderen Frauen, auch wenn sie nedestro sind. Ich bin durchaus im Stande - und willens -, Söhne für die Domäne zu zeugen. Aber ich will keine Heirat, die nichts als ein Possenspiel ist, um den Rat zufrieden zu stellen. Wenn ich eine Frau kennen lerne, die ich zu heiraten wünsche, möchte ich frei sein, sie zu heiraten.« Während er sprach, war ihm, als gehe er Seite an Seite mit jemandem. In ihm stieg ein überwältigendes Gefühl auf, wie er es noch nie empfunden hatte, abgesehen von dem ersten, plötzlichen Aufquellen von Liebe und Dankbarkeit, als Danilo sein Laran erweckt und er sich erlaubt hatte, Laran und Freund zu akzeptieren. Aber wenn er auch wusste, dass eine Frau an seiner Seite war, konnte er doch ihr Gesicht nicht sehen.
»Du bist ein romantischer Narr«, stellte Javanne fest. »Um so etwas geht es bei einer Heirat nicht.« Doch sie lächelte, und Regis bemerkte den zärtlichen Blick, den sie Gabriel zuwarf. Javanne hatte Glück; sie war in ihrer Ehe sehr zufrieden.
»Wenn ich eine Frau finde, die mir ebenso passt wie Gabriel dir, Schwester, dann will ich sie heiraten.« Regis versuchte, einen leichten Ton anzuschlagen. »Das verspreche ich dir. Allerdings habe ich eine solche Frau bisher noch nicht gefunden, und ich bin nicht bereit, nur zu heiraten, um dem Rat oder dir oder Großvater einen Gefallen zu tun.«
»Ich höre es gar nicht gern sagen«, meinte Javanne stirnrunzelnd, »der Erbe von Hastur sei ein Liebhaber von Männern. Und wenn du nicht bald heiratest, Regis, wird es gesagt werden und einen Skandal geben.«
Regis verlor die Fassung. »Dann soll man es doch sagen! Ich will mein Leben nicht in Angst vor den Zungen der Ratsmitglieder verbringen! Es gibt vieles, was mich mehr beunruhigt als die Spekulationen des Rats über mein Liebesleben - das ihn schließlich überhaupt nichts angeht! Ich dachte, wir seien zusammengekommen, um uns über Derik und die anderen Probleme, die im Rat aufgetaucht sind, zu besprechen. Und um zu essen - und bisher habe ich noch keine Spur von Essen und Trinken gesehen! Sollen wir herumstehen und wegen meiner Privatangelegenheiten aufeinander loshacken, während die Diener versuchen, das Essen warm zu halten, und sich fürchten, uns zu unterbrechen?«
Er stand kurz davor, aus dem Raum zu stürzen, und sein Großvater merkte es. Danvan Hastur sagte: »Willst du den Dienern Bescheid geben, dass sie den Tisch decken können, Javanne?« Als sie ging, um das zu tun, winkte er einem Mann, Gabriel den Mantel abzunehmen. »Du hättest deinen Sohn mitbringen sollen, Gabriel.«
Gabriel lächelte. »Er hat heute Nacht Dienst, Sir.«
Hastur nickte. »Wie schickt er sich denn bei den Kadetten? Und Rafael? Er steht im ersten Jahr, nicht wahr?«
Lächelnd antwortete Gabriel: »Ich gebe mir alle Mühe, Rafael nicht zu bemerken, Verwandter. Wahrscheinlich hat er die gleichen Schwierigkeiten wie jeder junge Bursche von Rang bei den Kadetten - wie Gabe im letzten Jahr oder Regis oder Lew Alton… Ich weiß noch, dass ich Lew ein paar besondere Tricks im Ringen beibringen musste. Sie hatten es wirklich auf ihn abgesehen, sie machten ihm das Leben zur Hölle. Wahrscheinlich ist es Kennard selbst in seinem ersten Kadettenjahr ebenso ergangen. Mir nicht, aber ich stand auch nicht in der direkten Comyn-Erbfolge.« Er seufzte. »Zu traurig mit Kennard. Er wird uns fehlen. Ich werde die Garde weiter kommandieren, bis Lew im Stande ist, eine Entscheidung zu fällen - er ist sehr krank, und diese Sharra-Geschichte lastet schwer auf ihm. Aber sobald er sich erholt… «
»Du glaubst doch nicht etwa, dass Lew fähig ist, die Alton- Domäne zu regieren?«, fragte Hastur erschrocken. »Du hast es ebenso gesehen wie ich! Der Junge ist ein Wrack!«
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