Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Stirn, und seine Hände zitterten vor Wut und einer anderen, weniger gut erkennbaren Regung.
Javanne, die in eine Art Betäubung versunken war, raffte sich mühsam auf: »Ich glaube zwar nicht an eine Verschwörung, aber ich will trotzdem etwas darüber wissen.« Die Worte kamen ihr nur widerwillig über die Lippen. Sie wirkte innerlich zerrissen. Ihr Gesichtsausdruck wurde noch gequälter und sie schluckte heftig. Ich habe meinem eigenen Kind Unrecht getan, und jetzt endlich weiß ich es.
Mikhail fing ihren ungeschützten Gedanken auf und empfand ein so starkes Mitgefühl mit seiner Mutter wie seit Jahren nicht mehr. Er wusste, was es sie gekostet haben musste, diese Worte auch nur zu denken. Doch dann wurde ihm mit einem Anflug von Trauer klar, dass sie es vorziehen würde, sich nicht daran zu erinnern. Er selbst jedoch konnte sie nun ein Leben lang in Ehren halten, und das wollte er auch tun.
Er sah zu Lew und bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, mit der Geschichte zu beginnen. »Vor ein paar Tagen«, ergriff Lew ernst das Wort, »schlich Domenic abends aus der Burg, weil ihm ein bisschen nach Dummheiten zu Mute war.« »Hätte ich’s mir doch denken können, dass der kleine Bastard dahinter steckt«, spie Javanne. Ihr Augenblick der Einsicht war vorbei, und alle Raserei von früher kehrte zurück.
»Jetzt weiß ich Bescheid!« »Noch ein Wort gegen meinen Sohn und Erben, Mutter, und du wirst es für den Rest deines Lebens bereuen.« Sie starrte Mikhail zornig an, dann sah sie auf den Ring an seinem Finger und klammerte sich hartnäckig an ihre Wut und ihre Furcht vor ihm. »Du bist nicht länger mein Sohn!« »Danke – ich bin sehr froh, dass ich dir von nun an nicht mehr Respekt entgegen bringen muss als einem der Diener. Fahr bitte fort, Lew.« Javanne hatte ihn provozieren wollen, und er bemerkte die Enttäuschung in ihrem Gesicht. Dann schienen ihre Augen glasig zu werden, als könnte sie ihre Seelenqual nicht länger ertragen, und sie lehnte sich mit einem Seufzen zurück.
»Wie gesagt, schlich sich Domenic also davon, um eine Vorstellung des Fahrenden Volks anzusehen. Er beobachtete ein paar Männer in der Lederkluft der Föderation, die zum Nordtor gingen und da er ein neugieriger Bursche ist, folgte er ihnen. Sie trafen sich mit einem Kutscher des Fahrenden Volks, der, wie sich herausstellte, als Spion für die Föderation arbeitete. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir Regis Hasturs plötzlichen Tod noch vor dem Hauptquartier geheim halten können, aber dieser Kerl – er heißt Dirck Vancof – erzählte den Männern von seinem Hinscheiden. Einer der beiden Terraner, nämlich Miles Granfell, der Stellvertreter des Stützpunktkommandeurs Lyle Belfontaine, machte einen Vorschlag: Da der gesamte Comyn den Leichnam eines toten Herrschers stets zur Rhu Fead begleitet, hielt er einen Angriff auf den Trauerzug für eine nette Idee. Dieser Granfell wirkte auf mich schon immer wie einer, der solche Gelegenheiten gerne ergreift, deshalb überraschte mich diese Neuigkeit nicht.
Domenic dachte nach über das, was er belauscht hatte, und war so vernünftig, mir alles zu erzählen – weißt du noch, dass ich gestört wurde, Javanne, als wir am Abend deiner Ankunft beim Essen saßen? Ja, ich sehe, du erinnerst dich. Das war Domenic. Und nach dem Essen hielten wir eine Geheimsitzung ab, um zu entscheiden, was zu tun sei. Herm Aldaran erbot sich, zu Domenic hinauszureiten, um festzustellen, ob Granfells Idee mehr als nur Wunschdenken war. Inzwischen haben wir genügend Informationen gesammelt, um einen Anschlag auf den Trauerzug für wahrscheinlich zu halten, es sei denn, uns fällt ein, wie wir ihn verhindern können.« »Verzeih mir, dass ich dir nicht glaube, Lew, aber das klingt einfach zu fantastisch.« Dom Francisco war weiß vor Wut und Enttäuschung, und seine Stimme klang zittrig. Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben, er sah aus wie ein Mann, dessen Lieblingspferd sich soeben das Bein gebrochen hat.
»Dann hoffe ich, es braucht keinen Bauchschuss aus einer terranischen Waffe, damit du deine Meinung änderst. Falls du noch dazu kommst, über die Angelegenheit nachzudenken«, erwiderte Marguerida, als spräche sie über das Wetter.
Dorn Franciscos Blick wurde noch verzweifelter. »Schusswaffen sind auf Darkover nicht erlaubt.« »Das stimmt nicht ganz«, warf Robert Aldaran ein. »Sie sind nach den Bestimmungen des Pakts der Bevölkerung Darkovers untersagt, und wir würden sie von uns aus
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