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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und ihr Schmerz begann nachzulassen.
    Aber das Geräusch aus ihrem Traum war nicht verschwunden, und sie setzte sich auf, zog die Knie an und zitterte am ganzen Leib. Es war gar kein Klagelaut, sondern etwas anderes, etwas, das sie in ihrem Leben nie mehr zu hören geglaubt hatte – eine Schifferpfeife oder wie das Instrument auf Darkover hieß. Es erklang in einiger Entfernung, aber die Melodie trug weit, und dann nahm eine zweite Schifferpfeife das Thema auf, das herzerweichend traurig war. Kein Wunder, dass sie weinte.
    Kate rieb sich das Gesicht mit dem Nachthemd trocken und schluckte ein paarmal. Immer mehr Pfeifen fielen nun ein, bis es sich nach einer Weile anhörte, als würden dreißig und mehr in allen Vierteln der Stadt Thendara spielen. Obwohl Katherine die Melodie noch nie gehört hatte, wusste sie, dass es sich um ein Klagelied handelte, und es rief eine tiefe Sehnsucht nach Renney bei ihr hervor. Sie hörte im Geiste die Brandung in der Nähe des alten Pfarrhauses, wo sie aufgewachsen war, und den Klang der Schifferpfeifen beim Totenkult für ihre Mutter. So mächtig wurde die Erinnerung heraufbeschworen, dass sie beinahe das Salz in der Luft zu schmecken glaubte.
    Ein Klopfen an der Tür schreckte sie auf, bevor sie sich völlig einer Flut von Gefühlen hingeben konnte. Sofort wurde sie nervös. Hatte sie bis in den hellen Tag hinein geschlafen, oder war während der Nacht etwas Schreckliches vorgefallen?
    Nein, zweifellos war noch früher Morgen, sie erkannte es an dem Winkel, in dem das Licht durch das schmale Fenster ihres Schlafzimmers hereinfiel. Mit pochendem Herzen schlug sie die Decke zur Seite, schwang die langen Beine aus dem Bett und schlüpfte in weiche Hausschuhe. Das Klopfen war erneut zu hören, es klang dringend, deshalb hielt sie sich nicht damit auf, einen Morgenrock überzuwerfen, obwohl es kalt im Zimmer war, sondern raffte nur ein Umhängetuch neben dem Bett zusammen und eilte zur Tür.
    Draußen stand Gisela, auf den Armen Berge von dunklem Tuch, das Gesicht kreideweiß und niedergeschlagen, das Haar war unordentlich und hing halb aus der Spange. Sie hatte ein dunkles Mal auf einer Wange, der Beginn eines blauen Flecks, und ihre Augen waren geschwollen vom Weinen. Ohne ein Wort zog Kate ihre Schwägerin ins Zimmer und legte die Arme um sie, sodass der Stapel Textilien zwischen den beiden eingeklemmt war.
    »Was ist los?« »Ich bringe dir nur die Kleidung für das Begräbnis«, antwortete Gisela mit belegter Stimme.
    »Nein«, sagte Kate und berührte vorsichtig das Mal. »Was ist das? Rafael hat doch nicht …?« Katherine und die Kinder hatten am Abend zuvor in Giselas Gemächern gegessen, und da war ihre Schwägerin noch unverletzt gewesen. Es war eine angenehme Mahlzeit gewesen, bei weitem nicht so steif wie die langwierigen Bankette an den Abenden zuvor. Sie hatten die Kinder von Gisela und Rafael kennen gelernt. Cassilde, die Älteste, und die beiden Jungen Damon und Gabriel, hatten sich sehr angenehm benommen, und Terese und Amaury waren in der Gegenwart ihrer neuen Verwandten recht lebhaft geworden. Gisela sah entsetzt drein. »O nein! Niemals. Nicht einmal, wenn ich es verdient hatte!« »Wer dann? Erzähl mir nicht, du bist gegen die Tür gelaufen oder so etwas – jemand hat dich geschlagen!« »Ja.« Gisela sprach erst nach einigen  Augenblicken weiter.
    »Mein Vater.« »Dein Vater? Aber wieso?« In diesem Augenblick tauchte Rosalys, das Dienstmädchen, am anderen Ende der Gemächer auf, wo es ein Zimmer in der Nähe der Kinder hatte. »Bringst du uns bitte Tee und etwas zu essen, Rosalys?« Kate nahm Gisela das Bündel Kleidung ab und streckte es dem Mädchen hin. »Und sorg bitte auch dafür, dass die hier aufgehängt werden.« »Gewiss, Domna .« Die Dienerin
sah die beiden Frauen neugierig an, nahm die Kleider und eilte geschäftig davon, um den Auftrag zu erledigen.
Kate zog Gisela in Richtung der Sessel, die vor dem Kamin im Salon standen. Das Feuer war über Nacht heruntergebrannt, deshalb legte sie ein Kleines Scheit nach und stocherte in der glühenden Holzkohle, bis die Flammen wieder aufloderten. Dann drehte sie sich um und begann die eiskalten Hände ihrer Schwägerin zu reiben. Sie fühlte eine Schwiele, die sich auf der rechten Handfläche bildete, in der Gisela das Schnitzmesser hielt, und an einem der schlanken Finger bemerkte sie außerdem einen winzigen Schnitt. Eine einzelne Träne lief Gisela über die Wange. »Erzählst du mir,

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