Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
gegessen?« Katherine schob ihre neue Besucherin fast gewaltsam in den Sessel neben Gisela und ihr wurde klar, dass sie es ebenso sehr wegen ihres eigenen Wohlergehens tat als wegen Margueridas.
Wo sie bei ihren früheren Begegnungen nichts bis wenig gefühlt hatte, verspürte sie nun einen unbestimmten Schmerz. Sie ging zum Tisch mit dem Tablett und entdeckte, dass Amaury bereits Platz genommen hatte und einen Kuchen mampfte.
»Ich … weiß es nicht mehr«, sagte Marguerida leise. Sie legte die Arme auf die Stuhllehne, ihre Hände hingen schlaff an den Gelenken. »Ich war fast die ganze Nacht wach«, fügte sie an, als erklärte das alles. »Und ich muss dir etwas mitteilen, das dich wahrscheinlich beunruhigen wird …« Sie drehte den Kopf und betrachtete Gisela kurz, und als sie den blauen Fleck auf ihrer Wange sah, riss sie die müden Augen auf.
Marguerida erhob sich halb und streckte, auf die Sessellehne gestützt, eine Hand in Giselas Richtung. »Wer war das?« Ihre eben noch kraftlose Stimme klang nun wütend. Sie bebte vor Zorn. Dann strich sie mit den Fingern der rechten Hand über den blauen Fleck und zuckte zusammen.
Katherine reagierte rasch, weil sie fühlte, dass Margueridas eiserne Selbstbeherrschung nun doch an eine Grenze gelangt war. Sie war in diesem Augenblick froh, dass sie keine weitere Gabe als die der Empathie besaß, denn sie hätte bestimmt gehasst, was sie jetzt in Margueridas Gedanken hätte lesen können. Sie drückte die Erschöpfte in den Sessel zurück, beugte sich über sie und sagte: »Du rührst dich jetzt mindestens fünf Minuten lang nicht.« »Du bist sehr gebieterisch, Kate«, murmelte Marguerida, fügte sich aber und ließ den Kopf nach hinten gegen die Sessellehne sinken. Sie schloss die Augen, atmete tief und langsam durch, die Hände ruhten im Schoß. Nach einigen Minuten dann fragte sie: »Wer hat dich geschlagen, Gisela?« »Mein Vater.« »Würde es dir viel ausmachen, wenn ich ihn umbringe?« Gisela schaute zuerst entsetzt, dann belustigt drein, und Amaury verließ abrupt den Raum, ihm war sichtlich unwohl.
»Nein, aber eigentlich würde ich es lieber selbst tun.« »Ja, ich sollte nicht so gierig sein und den ganzen Spaß allein haben wollen. Meinst du, du könntest mir ein Bein oder einen Arm aufheben – nur damit ich meine Wut angemessen abreagieren kann? Wohl eher nicht. Ich glaube, hier hat jemand etwas von Tee gesagt.« Marguerida hatte sich wieder gefangen, und ihre Stimme klang beinahe emotionslos. Sie hätte genauso gut über das Wetter sprechen können statt über Mord, und Katherine war froh, dass ihr Sohn hinausgegangen war, bevor er die letzte Bemerkung hörte. Sie glaubte zwar nicht, das es die beiden Frauen ernst meinten, aber völlig sicher war sie sich dessen nicht.
Gisela lächelte dünn und nickte. »Vielleicht könnten wir ihn an den Händen und Füßen an vier Pferde fesseln und sie dann auseinander treiben.« »Das würde mich sehr befriedigen«, entgegnete Marguerida. »Ich denke mir gern schmerzhafte Todesarten für gewisse Leute aus. Natürlich nur für solche, die eine solche Behandlung verdient haben, denn normalerweise bin ich nicht besonders mordlüstern, vor allem nicht um diese Tageszeit.« »Nein, nur wenn dich Banditen mitten in der Nacht angreifen«, gab Gisela zurück, und die beiden lachten. Kate lauschte der Unterhaltung leicht konsterniert und fragte sich, worum es überhaupt ging. Es klang, als wäre von einem tatsächlichen Ereignis die Rede – hatte Marguerida etwa einen Banditen getötet? So gern sie eine Erklärung verlangt hätte, sie hielt sich lieber zurück. Stattdessen gab sie stark aromatischen Honig aus einem kleinen Topf in die Teetassen. Bis auf das Klagen der Schifferpfeifen herrschte Stille in dem Raum. Erst jetzt bemerkte Kate, dass der gleichmäßige Rhythmus von Trommeln hinzugekommen war, so leise, dass sie diese zunächst kaum wahrgenommen hatte. Die Melodie hatte ebenfalls gewechselt, zu einem weiteren langsamen, traurigen Lied. Die Frauen tranken ihren Tee Und aßen die noch warmen Kuchen, und abgesehen von Margueridas Trauerkleidung hätte es ein ganz normaler Morgen sein können. Das Dienstmädchen war in den Kinderbereich der Gemächer verschwunden und hatte die drei allein mit ihren Gedanken zurückgelassen. Schließlich raffte sich Marguerida auf. »Kate, vor dem Begräbnis werden wir alle Kinder nach Arilinn schicken, auch unsere eigenen. Wenn unsere

Weitere Kostenlose Bücher