Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Vermutungen zutreffen, sind sie dort sicherer als hier.« Katherine wollte zwar lieber nicht wissen, von welchen Vermutungen Marguerida sprach, aber sie musste in Erfahrung bringen, was vor sich ging. Diese Ankündigung schien aus heiterem Himmel zu kommen, und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Erwartete man, dass sie mit den Kindern nach diesem Arilinn ging? Kate war hin- und hergerissen zwischen der Notwendigkeit, bei den Kindern zu bleiben, und ihrem Verlangen, Herm zu sehen. Aber sie konnte Amaury und Terese wohl kaum allein zu diesem unbekannten Ort aufbrechen lassen. »Warum sind sie hier nicht sicher?«, brachte sie schließlich heraus und fügte an: »Die beiden waren noch nie von mir getrennt.« »Das war mir nicht bewusst«, antwortete Marguerida bedächtig. »Ich verspreche dir, dass sie in Arilinn völlig sicher sind.« Sie trank einen Schluck von ihrem Tee. »Wir machen uns Sorgen, dass die Föderation versuchen könnte, die Burg zu besetzen, während wir auf dem Weg zur Rhu Fead sind.
Wir sind auf diese Möglichkeit vorbereitet, und falls Lyle Belfontaine sich tatsächlich zu einem Angriff entschließt, dürfte er höchst überrascht sein, welcher Empfang ihn erwartet, aber wir wollen die Kinder nicht in Gefahr bringen.« Sie hörte sich an, als wäre sie zu müde, um fortzufahren.
»Ich verstehe.« Kate überlegte kurz, fand den Gedanken jedoch zu bedrohlich, um ihn einfach zu schlucken. »Ich glaube dir, aber …« Gisela unterbrach. »Du willst bestimmt Herm treffen, damit du ihn die nächsten zehn Tage lang ohrfeigen kannst. Ich glaube nicht, dass mein Bruder dich auch nur ein bisschen verdient hat, Kate! Aber du kannst nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Ich gehe mit den Kindern, da meine eigenen auch nach Arilinn müssen.
Ich komme schon irgendwie zurecht – selbst wenn ich Rhodri, Alanna und Yllana auch noch mitnehme.« Marguerida sah Gisela forschend an. »Das ist sehr nett von dir.« Und als könnte sie sich einfach nicht zurückhalten, fügte sie hinzu: »Und sehr untypisch.« Gisela zuckte die Achseln. »Wie du gestern Abend wahrscheinlich bemerkt hast, Kate, bin ich nicht eben eine mustergültige Mutter. Schau nicht so entsetzt, ich weiß, dass es stimmt. Aber ich kann mich um deine, meine und Margueridas Kinder kümmern, bis wir beim Turm sind – ich bin nur faul, nicht gleichgültig.« »Was ist denn nur in dich gefahren,
Gisela?«, fragte Marguerida frei heraus.
Ein reizendes Lächeln huschte über Giselas Gesicht, und die verschwollenen Augen funkelten. »Kate hat mich meine Irrtümer erkennen lassen – nicht wahr, Breda?« Sie berührte leicht den blauen Fleck. »Ich will nicht, dass die Leute mich so sehen und neugierige Fragen stellen oder denken, Rafael habe endlich das getan, worauf alle seit Jahren sehnsüchtig warten. Wenn ihr beide mir also euren Nachwuchs anvertraut, werde ich eine gute Tante sein und sogar dafür sorgen, dass sie sich vor dem Schlafengehen das Gesicht waschen.« »Hast du sie verhext?«, erkundigte sich Marguerida ernsthaft und drehte sich zu Kate um.
»Ich glaube nicht«, erwiderte Katherine, die immer noch in ihren widerstreitenden Gefühlen gefangen war. Konnte sie Gisela ihre Kinder gefahrlos anvertrauen? Immerhin kannte sie die Frau kaum. Und Herm traute ihr nicht uneingeschränkt. Doch dann wusste sie plötzlich, dass das Angebot aufrichtig
gemeint war und dass ihre Schwägerin nur großzügig sein wollte, weil sie verstand, wie sehr es sie zu Herm zog. »Gut, wenn du die Kinder nimmst, lasse ich sie gehen. Sie mögen dich, und sie mögen deine Kinder. Danke, das ist sehr nett.« Sie runzelte die Stirn.
»Was ist, Kate?« »Bevor sich Herm wie ein Dieb in der Nacht davonmachte, meinte er noch, wir müssten Terese wegen einer Art Prüfung nach Arilinn bringen.« Sie biss sich auf die Lippen. »Ich will nicht, dass so etwas passiert, während ich nicht da bin – ich erlaube nicht, dass man meiner Tochter Angst macht!«
»Ich kann dir versprechen, dass Terese nichts geschieht und dass sie in deiner Abwesenheit nicht überprüft wird.« Marguerida überlegte kurz. »Sie ist noch ein bisschen zu jung, und bis jetzt sind keine Anzeichen der Schwellenkrankheit zu sehen, deshalb besteht keine Notwendigkeit dazu.« »Ich nehme dich beim Wort, Marguerida.« Kate konnte die plötzliche Angst um ihre Tochter kaum beherrschen. Aber sie wusste, dass Marguerida
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