Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Sache zu steuern, habe ich Recht?« »Ich glaube, das kann ich«, hatte sich Lew sagen hören. Alle hatten ihn angestarrt, und ein Gefühl der Hoffnung war trotz aller Erschöpfung rund um den Tisch wahrnehmbar gewesen.
»Wenn ich es recht bedenke, wünsche ich mir seit Jahren, Lyle Belfontaine in den Wahnsinn zu treiben!« Nun hielt er in seinem Herumrennen inne und blickte nach oben. Er war hunderte Male durch diesen Eingang gekommen und hatte nicht gewusst oder auch nur geahnt, dass sich über dem Türsturz ein großer Sternstein verbarg. Bevor die Matrix aktiviert wurde, war sie unsichtbar für ihn und alle anderen gewesen. Lew vermutete, dass Regis auf einer tiefen Ebene über die versteckten Schutzvorrichtungen Bescheid gewusst hatte. Da er eine lebende Matrix gewesen war, konnte man sich nur schwer vorstellen, dass er nichts davon gewusst haben sollte. Aber wie Marguerida hatte er es nie für angebracht gehalten, es jemandem zu sagen. Aus gutem Grund, wie Lew fand. Denn die Matrizen ließen sich zwar gegen Feinde von außen verwenden, aber sie ließen sich auch gegen die Bewohner der Burg selbst richten, wenn sie in die falschen Hände gerieten. Sie waren nun vorbereitet so gut es ging. Hundert Gardisten versteckten sich in einem geheimen Durchgang, der von der Kaserne zu einer Öffnung in der Burgmauer führte, etwa fünfzig Fuß entfernt von dort, wo Lew stand. Dazu kam der Zirkel der Leroni aus Arilinn. Ein Teil von Lew hoffte, Belfontaine werde die Burg nicht angreifen, sondern hinter den Mauern des Hauptquartiers bleiben. Belfontaines Kräfte waren in den letzten Tagen ein wenig dezimiert worden, weil die Stadtwache eine Reihe seiner Männer wegen Schlägereien verhaftet und ins John-Reade-Waisenhaus gesperrt hatte.
Aber ein anderer Teil Lews wünschte sich geradezu einen Angriff, damit er ein paar alte Rechnungen begleichen konnte. Genug. Er musste sich beruhigen, und wenn es ihn umbrachte. Lew stampfte von der Eingangshalle zum Empfangszimmer. Ein Feuer prasselte im Kamin, davor stand ein Stuhlkreis. Die Hälfte der Männer und Frauen aus Arilinn hatte dort Platz genommen, während die übrigen standen oder auf und ab liefen, ebenso unruhig wie Lew selbst. Erstaunt beobachtete er eine ältere Frau, die friedlich am Feuer strickte, als gäbe es nichts Wichtigeres als die Gleichmäßigkeit ihrer Maschen. »Sei nicht so hektisch, Lew«, sagte Valenta leise, die unvermittelt neben ihm aufgetaucht war und ihre kurzen Schritte seinen längeren anzupassen versuchte. Ohne es zu bemerken, hatte er wieder begonnen, hin und her zu rennen. Mit achtundzwanzig war Valentas Schönheit, die sie schon als Kind besessen hatte, voll erblüht. Ihr dunkles Haar war zu Zöpfen geflochten und um ihren Kopf gewunden, und ihre Haut glänzte vor Gesundheit. Der Rosenknospenmund war halb geöffnet, als setzte sie zu einem Lächeln an, und die dunklen Augen funkelten schalkhaft wie immer, trotz aller Spannung um sie herum. Als sie mit der schmetterlingsgleichen Berührung der Telepathin eine Hand auf seinen Unterarm legte, spürte er die Kraft, die sie ausstrahlte.
Sie war so jung, dass sie seine Enkelin hätte sein können, aber es war Lew unmöglich, ihr nicht zu vertrauen wie einer Altersgenossin. »Ich kann nichts dafür, Valenta. Ich möchte hier sein und gleichzeitig auf der alten Nordstraße, und ich hoffe die ganze Zeit, dass aller Aufwand umsonst war und gar nichts passieren wird.« Valenta schüttelte den Kopf. »Das wäre natürlich sehr angenehm, aber du weißt so gut wie ich, dass etwas passieren wird. Dazu braucht man keine Aldaran-Gabe. Selbst wer kein Laran hat, merkt, dass etwas bevorsteht. Die Kaufleute haben die Läden geschlossen, und die Straßen sind wie ausgestorben. Außerdem fühle ich eine geballte Energie auf uns zukommen, deshalb schla ge ich vor, du hörst auf mit deiner Unruhe und bereitest dich darauf vor, sie wie Läuse zu zertreten.« »Blutrünstiges Frauenzimmer«, erwiderte er neckend. Er nahm nun wahr, dass sich Personen der Burg näherten, und war zutiefst erleichtert. Das Warten hatte ein Ende, jetzt würden sie bald feststellen, ob ihr Plan funktionierte.
»Unsinn! Mit ein bisschen Glück wird kein Tropfen Blut vergossen, und wenn, dann wird es gewiss kein darkovanisches sein.« Valentas Lächeln entblößte makellose Zähne, aber sie klang beinahe enttäuscht.
»Glaubst du, unser Plan wird gelingen? Ich weiß, es ist sehr spät für Zweifel, aber können wir tatsächlich einen Haufen
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