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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ließ man sie wirklich im Stich.
    Egal, wenn es tatsächlich so war, würde er eben über den Planeten herrschen.
Niemand würde ihm seinen Führungsanspruch streitig machen können. Wenn Vancof seinen Befehlen folgte, würde Granfell bald tot sein, und so würde es jedem ergehen, der sich ihm widersetzte. Eigentlich müsste er Miles dankbar sein, weil die Idee ursprünglich von ihm stammte. Ein Jammer, dass man dem Mann nicht trauen konnte. Aber er konnte sich nun wirklich keinen Stellvertreter leisten, der womöglich ein Verräter war.
Belfontaine war nicht oft in diesem Teil Thendaras gewesen, weil er den Stützpunkt mit seinen Annehmlichkeiten nur selten verließ. Er betrachtete die Gebäude zu beiden Seiten der Straße, die zwar breit für Cottman IV war, aber schmal nach den Maßstäben zivilisierter Städte. Die hohen Steinmauern ragten drohend über ihm auf, er sah die handgemalten Schilder an den Geschäften und bemerkte, dass die Läden geschlossen waren. Es kam ihm überhaupt sehr still für die Mittagszeit vor – auf den Straßen schien kaum etwas von dem üblichen Verkehr zu herrschen, und falls der Anblick von mehreren Gruppen Bewaffneter, die durch diese Hauptstraße marschierten, irgendwen beunruhigte, dann merkte man jedenfalls nichts davon. Vielleicht war heute ein Tag der Trauer.
Belfontaines wenige Spione hatten ihm versichert, dass der Trauerzug am Morgen mit allen Bewohnern der Burg, einschließlich der Burgwache als Begleitung, aufgebrochen war.
Warum wurde er also zunehmend nervös? Konnte er seinen Agenten trauen? Was, wenn jemand den Angriff erahnt hatte und es nun so aussehen ließ, als wäre die Burg eine reife Pflaume, die man nur noch zu pflücken braucht? Aber so schlau war sicher niemand.
Vor sich sah er die leuchtend weißen Mauern von Burg Comyn, und seine Sorgen begannen zu verblassen. Wie er dieses Gebäude hasste! Es symbolisierte das Scheitern seiner Bemühungen, Cottman im Namen der Föderation zu unterwerfen.
Doch nun würde er es der Bande heimzahlen, und in seiner Brust schwoll ein Hochgefühl bei dem Gedanken.
Dann kehrte seine alte Ängstlichkeit zurück. Er hatte fast den Eindruck, als beobachtete ihn das Gebäude, als verfolgte es seinen Marsch. Es war ein unheimliches Gefühl, und Belfontaine erkannte, dass seine Nerven nicht so ruhig waren, wie er vorhin gedacht hatte. Fast wünschte er, die Burg wäre nicht leer und er hätte die Gelegenheit, ihre aufsässigen, arroganten Bewohner abzuschlachten. Was für ein Sieg war es schon, einen leeren Palast einzunehmen? Er hatte einen sauren Geschmack im Mund, als ihm klar wurde, dass er es nie gewagt hätte, die Burg anzugreifen, solange sie bewacht war.
Diese ehrliche Einsicht erschütterte ihn sehr, und er biss die Zähne zusammen. Er musste sich wieder in die Gewalt bekommen!
Er warf einen Blick auf die Anzeige in seinem Visier, kleine Lichtpunkte, die ihm in verschlüsselter Form die Position seiner Männer verrieten. Der Anblick beruhigte ihn, und die vorübergehende Erkenntnis seiner Angst verblasste wieder. Er mochte den Geruch seines Helms und das Gefühl von Macht, das dieser ihm verlieh. Mit ihm konnte er seine Männer unmittelbar lenken und zugleich auch ein Auge auf etwaige Gegner haben. Nicht, dass er welche erwartete. Die Burgwache war mit dem Trauerzug unterwegs, und er hatte für Unruhe auf dem Pferdemarkt gesorgt, um die Stadtwache ans andere Ende von Thendara zu locken. Warum also vermochte ihn diese Litanei an Gewissheiten nicht zu beruhigen?
Es war zu still – das war es, was ihm auf die Nerven ging!
Es müssten doch Leute auf den Straßen sein, selbst wenn es ein Trauertag war. Er schluckte den bitteren Geschmack hinunter.
Aber eigentlich war es besser so, redete sich Belfontaine fast schon verzweifelt ein. Tote Zivilisten erweckten gern das Interesse von Untersuchungsausschüssen, und falls er einen unblutigen Handstreich zu Stande brachte, sollte es nicht sein Schaden sein. Er wünschte, er wüsste besser über den Grundriss der Burg Bescheid. Er hatte sich über all die Jahre um entsprechende Informationen bemüht, und wie es hieß, war das Gebäude ein wahres Labyrinth von Gängen und Räumen, groß genug, um tausend Mann zu verstecken. Nur zählten nicht einmal Stadt- und Burgwache zusammengenommen so viele Leute.
    Das weiße Gebäude vor ihm hatte etwas Unheimliches an sich. War da jemand auf dem Dach? Nein, nur ein Schatten.
    Belfontaine ließ vorsichtshalber den Blick über die Dächer der

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