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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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um ihre schlanke Gestalt, als sie auf ihn zuging; um ihren Kopf wehte ein hauchdünner Schleier. »Na, geht es schon besser?« Er starrte sie einen Augenblick lang an, unfähig, ihre Frage zu begreifen. Belfontaine hatte die Sprache der Einheimischen nie sehr gut beherrscht, und in seinem momentanen Zustand der Verwirrung verließen ihn seine Kenntnisse völlig. Schließlich begriff er, nickte und setzte sich so schnell auf, dass ihm schwindlig wurde. Die Frau war klein, nicht größer als er, und so jung, dass sie seine Tochter hätte sein können, aber nur mit seiner verschmutzten Unterwäsche bekleidet, fühlte er sich hilflos und verletzlich. Und widerlich – er stank nach Schweiß, Angst und Schlimmerem.
    Hinter der Couch näherten sich Stiefeltritte, und Belfontaine wandte den Kopf, um festzustellen, wer es war. Lew Alton tauchte auf, ein dämonisches Grinsen im Gesicht. Wenn Lyle nicht seine Waffen verloren hätte, er hätte den verhassten Mann auf der Stelle über den Haufen geschossen.
    »Sie wollten doch immer Burg Comyn von innen sehen, nicht wahr, Lyle? Jetzt haben Sie ihr Ziel erreicht«, sagte Alton ernst. »Möchten Sie einen Becher Wein?« Im ersten Moment raubte diese offene Unverschämtheit Belfontaine die Sprache. Dann fauchte er: »Was tun Sie hier? Ich dachte, Sie seien mit den anderen … Und was haben Sie mit mir und meinen Männern gemacht?« »Ich habe gar nichts mit Ihnen gemacht, kleiner Mann. Sie haben sich alle Schwierigkeiten selbst eingebrockt. Was ist jetzt mit dem Wein? Ich werde einen Becher trinken, und ich schlage vor, Sie schließen sich an.« Lew ging zu einem kleinen Tisch und goss zwei Gläser voll. »Möchtest du auch welchen, Valenta?« »Ich glaube, ja«, antwortete die Frau. Alton schenkte einen weiteren Becher ein und reichte ihn Valenta. Die anderen beiden stellte er auf ein kleines Tablett und ging zu Belfontaine hinüber.
    Kleiner Mann. Das waren genau die Worte, die er gehört hatte, bevor er … nein, er wollte lieber nicht daran denken. Er wusste genau, er hatte Lews Stimme gehört, aber nicht als normalen Schall. Die Resonanz war anders gewesen. Er musste über eine Art Gerät gerufen haben, irgendein primitives Ding, vermutlich ein uralter Lautsprecher. Er hatte sich lediglich eingebildet, dass er die Worte in seinem Kopf hörte, das Ganze war sicher nur eine Täuschung gewesen, die auf seinen erregten Zustand zurückzuführen war.
    Es machte ihn rasend, wie blasiert der Mann auftrat. Es musste einen Weg geben, durch Lew Altons arrogantes Triumphgehabe zu dringen. Aber er fühlte sich so schwach, so konfus und gedemütigt, dass es ihm schwer fiel, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Es kam ihm vor, als wären alle seine Empfindungen, abgesehen von Angst, zu bloßen Schatten verblasst. Ja, er hatte entschieden Angst, aber er sollte verdammt sein, wenn er es sich anmerken ließ.
    Er nahm den angebotenen Becher und zwang seinen schwerfälligen Verstand, sich in Bewegung zu setzen. Es musste eine vernünftige Erklärung für das alles geben. Eine Bande zurückgebliebener Halbwilder konnte doch unmöglich seine ausgebildeten Soldaten so mühelos besiegt haben. Er trank einen Schluck Wein und zermarterte sich das Gehirn.
    Sie mussten irgendwie Sabotage an den Kampfanzügen betrieben haben – das war es! Es war bestimmt irgendwer vom einheimischen Personal gewesen, wenn er sich auch nicht vorstellen konnte, wie sie es gemacht hatten. Und jetzt war er ein Gefangener. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass er scheitern könnte, und er dachte daran, wie ihm sein Vater erschienen war und ihn einen Versager genannt hatte. Das war alles völlig unmöglich! Die Stille im Raum lastete schwer auf ihm.
    »Ich dachte, Sie seien beim Trauerzug«, murmelte er. Der weinerliche Tonfall seiner Stimme gefiel ihm gar nicht, und er versuchte immer noch, irgendwie aus dem ganzen Schlamassel schlau zu werden. Der Zug! Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? Er konnte es nicht sagen, und er entdeckte nirgendwo eine Uhr. Der Trauerzug war bei Tagesanbruch losmarschiert, und er hatte mehrere Stunden gewartet, ehe er seinen Angriff begann. Er schauderte bei der Erkenntnis, mit welchem Fehlschlag er geendet hatte. Inzwischen musste der Überfall stattgefunden haben, und er allein wusste, dass die meisten Mitglieder des Rats der Comyn wahrscheinlich tot waren. Die Truppen aus den Hellers dürften keine Kampfanzüge der Föderation getragen haben und müssten deshalb immun gegen diesen

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