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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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wahr, blinde Flecken im vertrauten Stadtbild.
    »Misses Harding, Misses Harding!« Lucy tippelt mit schnellen Schritten heran und stellt sich dicht neben mich.
    »Was ist denn?«, frage ich.
    »Da ist so ein Kunde«, sagt sie gedämpft. »Der will seine Tabletten für eine ganze Woche haben. Aber auf seinem Rezept steht nur Tagesbedarf.«
    »Methadon?«, frage ich.
    Lucy sieht mich erstaunt an. »Woher wissen Sie das?«
    Ich lächele und stelle die letzte Packung Sotalol in den Arzneischrank. »Berufserfahrung, Kleines. Zeig mal her!« Sie gibt mir das Rezept.
    Wir haben nur selten Drogenabhängige hier – aber wenn, dann ist das Problem immer dasselbe. Die kleine, zuckende Gestalt auf der anderen Seite des Rezeptschalters heißt Patrick Ward und soll mit 30 Milligramm Methadon den Tag überstehen. Man muss kein abgeschlossenes Medizinstudium besitzen, um zu erkennen, dass das zu wenig ist. Mr. Wards Körper spricht eine eindeutige Sprache.
    »Ich habe ihm schon gesagt, dass wir ihm nur das geben dürfen, was sein Arzt ihm verschrieben hat«, sagt Lucy. »Aber er … er versteht es einfach nicht.« Sie sieht mich bittend an. »Könnten Sie nicht vielleicht …?«
    »Ist schon in Ordnung«, sage ich. »Ich kümmere mich darum.«
    »Danke, Misses Harding.« Sie wirkt erleichtert.
    Ich fülle drei Tabletten in eines der orangefarbenen Plastikdöschen, gehe zum Schalter und sage: »Ich bedaure, Mr. Ward.« Meine Stimme ist träge vor Mitgefühl. »Wir dürfen Ihnen nur die Menge aushändigen, die auf Ihrem Rezept vermerkt ist.«
    Er wippt unablässig von einem Fuß auf den anderen, seine linke Hand klopft auf die Theke, die rechte massiert den Nacken. Sein Gesicht ist schweißgebadet.
    »Ich bin krank, verstehen Sie?«, sagt er ohne aufzuschauen. »Ich kann … ich kann nicht jeden Tag herkommen, ich muss mich auskurieren. Ich …« Die Sätze sind einstudiert, die Verzweiflung ist echt. Wahrscheinlich sind wir nicht die erste Station seiner Odyssee.
    »Es tut mir leid«, sage ich. »Wir haben unsere Vorschriften.«
    »Aber was … was macht das denn für einen Unterschied? Ob ich jeden Tag herkomme, oder ob Sie mir gleich mehr mitgeben.«
    Der Unterschied liegt darin, dass die Wochenration nicht länger als drei Tage reichen würde.
    »Es tut mir leid, Mr. Ward«, sage ich noch einmal.
    Er sieht auf. Sein Gesicht ist eingefallen, die Haut spannt sich über den Wangenknochen. »Aber das … das ist zu wenig.« Er wird lauter. »Verstehen Sie das denn nicht? Das ist ganz einfach zu wenig!«
    »Darüber sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt sprechen.«
    »Das habe ich ihm schon gesagt! Das sage ich ihm jeden Tag!«
    »Ich kann im Moment leider nicht mehr für Sie tun. Wir haben unsere Vorschriften«, wiederhole ich mein Mantra. »Sie sind erst seit kurzem in Porterville, richtig?«
    »Was hat das damit zu tun?«, fragt er.
    »Nichts«, sage ich und warte.
    »Ich komme aus Boston«, sagt er schließlich.
    »Hören Sie, Mr. Ward, ich werde sehen, was ich machen kann. Aber für heute darf ich Ihnen nur die Menge mitgeben, die Ihnen Ihr Arzt verschrieben hat. Vielleicht haben wir morgen schon eine andere Lösung gefunden.«
    Ich stelle das Plastikdöschen auf die Theke, und Mr. Ward erstarrt für einen kurzen Augenblick. Er scheint zu überlegen, sein Kiefer zuckt hin und her. Dann schnappt er nach dem Döschen und eilt Richtung Ausgang. Auch er hinterlässt matschige Schuhabdrücke auf den weißen Fliesen.
    Wahrscheinlich ist er ein Watson. Bestimmt sogar. Er hat diese tief liegenden Augen, diese Verschlagenheit. Er würde sich als Geschenk eignen. Aber er ist auch ein Junkie. Und mit Junkies muss man aufpassen, die sind unberechenbar.

    »Ich verstehe nicht, warum du dir das überhaupt antust«, sagt Amanda und rückt den Kragen ihres Fuchsfellmantels zurecht.
    ›Weil ich das Geld brauche‹, denke ich.
    »Der Tag wird mir sonst zu lang«, sage ich. »Und eigentlich bringt es mir ja auch Spaß.« Ich greife in die Plastiktüte und streue Brotkrumen auf den Kiesweg. »Manchmal zumindest.«
    Daisy läuft aufgeregt vor der Bank hin und her und zerrt an ihrer Leine. »Nicht jetzt, Daisy! Mutti unterhält sich gerade.« Amanda zieht an der Leine. »Daisy, aus! Aus jetzt!« Sie hebt den Chihuahua hoch und setzt ihn in ihren Schoß. Daisy verschwindet zwischen Fuchsfell und Glattlederhandschuhen.
    »Aber in deinem Alter?«, fragt Amanda. »Ich weiß nicht. Ich finde, da sollte man nicht mehr arbeiten.«
    »Ich habe mein ganzes

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