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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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Symptome gezeigt?«
    »Nein. Nein, ich glaube nicht … hat wohl einfach zu viele Fragen gestellt. Es ist eine Schande!«
    Zwei Obdachlose kommen den Weg herauf und setzen sich etwas entfernt auf eine Bank. Zwei hagere, alte Männer in langen Mänteln. Sie schauen zu uns herüber.
    »Guck da nicht so hin!«, sagt Amanda nach einer Weile. »Die sind nicht unseretwegen hier.«
    »Die beiden haben den ganzen Tag vor dem Drugstore rumgelungert.«
    Amanda winkt ab. »Die sehen doch alle gleich aus.«

    Als wir durch das kleine Birkenwäldchen zurück zur Straße gehen, sagt Amanda: »Ich soll dir noch was sagen, wegen Dorothys Geschenk. Sie will einen mit mehr als 80 Punkten.«
    »Wie stellt sie sich das vor?«, frage ich.
    Amanda bleibt stehen und hebt die Hände. »Ich soll’s dir nur ausrichten.«
    »Das hätte sie mir früher sagen müssen. Was wäre denn, wenn ich schon längst ein Geschenk besorgt hätte?«
    »Sie weiß, dass du noch keins hast«, sagt Amanda.
    Daisy läuft zwischen unseren Beinen hin und her. Die Leine verheddert sich. Daisy kläfft.
    »In Ordnung«, sage ich. »In Ordnung, ich versuch’s. Aber ich kann nichts versprechen.«
    Ich will weitergehen, doch Amanda bewegt sich nicht. Sie steht einfach nur da, in ihrem Fuchsfellmantel, mit ihrer Fuchsfellmütze. Eine rotbraune Felltanne zwischen knorrigen, weißen Baumstämmen.
    »Da gibt es noch etwas, das du wissen solltest. Über Dorothy. Aber du darfst niemandem davon erzählen – das musst du mir versprechen.« Ich nicke, und Amanda fragt: »Hat sie dir mal von ihren Eltern erzählt?«
    »Nein. Wieso?«
    »Sie sind kurz nach ihrer Geburt gestorben. Ein Zugunglück, irgendwo nördlich von Maine.« Sie macht eine Pause. »Dorothy ist in einem Waisenhaus aufgewachsen, drüben in Mayfield«, sagt sie schließlich, und meine Hände fangen an zu schwitzen, und ich stecke sie in die Manteltaschen, trockne sie an dem rauen Stoff.
    »Das könnte ein Zufall sein«, sage ich.
    »Ist es aber nicht«, sagt Amanda. »Ich habe ihren Test gesehen: 87. 87 Punkte. Sie ist ein Watson.«
    »Woher … woher weißt du das?«
    »Von Cedric. Er ist zufällig auf ihre Testergebnisse gestoßen.«
    »Warum erfahren wir erst jetzt davon? Sie müsste doch auf den Listen stehen.«
    »Dorothys Mann war bei der Stadtverwaltung. Genauso wie Bernard. Ich muss dir das doch nicht erzählen. Es gibt Mittel und Wege, so einen Test verschwinden zu lassen.«
    Dann schweigen wir und gehen weiter. Sogar Daisy hat aufgehört zu kläffen.
    »Du weißt, was das bedeutet?«, fragt Amanda, als wir die Straße erreichen. »Sie ist anders als wir. Sie tut es nicht, weil sie es will. Sie tut es, weil sie es muss. Das ist ein großer Unterschied.«
    »Ist es das wirklich?«, frage ich, aber so leise, dass es im Verkehrslärm untergeht. Kurz darauf hält Amanda ein Taxi an, und wir verabschieden uns.
    Noch am selben Abend rufe ich Amanda an und nenne ihr einen Namen: Patrick Ward. Sie verspricht mir, ihn von Cedric überprüfen zu lassen. Es ist reine Formalität, ich bin mir sicher, dass er auf der Liste steht. Dass er ein Watson ist. Ich habe einen Blick für so was. Zumindest dachte ich das bis heute.

    Ward kommt erst am Freitag wieder. Ich schicke Lucy mit der täglichen Lieferung zu ›Asport Industries‹ und setze mein wärmstes Lächeln auf. Zwei Kunden später sage ich: »Mr. Ward! Schön, Sie zu sehen!« Meine Stimme ist Honig. »Wie geht es Ihnen? Es ist mächtig kalt geworden, finden Sie nicht auch?«
    Er antwortet nicht. Die dunklen Fingernägel bearbeiten unablässig seinen Hals, sein linkes Augenlid flattert wie ein Kolibriflügel. Das Gesicht glänzt, als hätte er es mit Bratenfett eingerieben. Das ist gut. Das bedeutet, dass er nicht rückfällig geworden ist. Er bringt ein »Ja, es ist kalt geworden« hervor und legt ein zerknülltes Rezept auf die Theke. Doktor Palmer hat die Dosis inzwischen auf 45 Milligramm erhöht.
    Das Arzneidöschen mit den Tabletten habe ich bereits Anfang der Woche vorbereitet. Ich stelle es zwischen uns auf die Theke. Für einen kurzen Augenblick kommt Wards Körper zur Ruhe – dann tanzt er auch schon wieder, dem irrsinnigen Rhythmus der Entzugserscheinungen folgend. Ich gebe das Döschen noch nicht frei, mein Zeigefinger ruht auf dem Deckel. Ich will erst, dass er versteht. Junkies können eine sehr gute Auffassungsgabe haben – wenn das Objekt der Beobachtung für sie von Interesse ist. Die 20 Tabletten, die zusammen eine Menge von 200 Milligramm

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