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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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würde jede von uns ihren eigenen Gedanken nachhängen.
    Nach der Torte, nachdem Amanda das Tablett zurück in die Küche gebracht hat, kehrt Stille ein. Irgendwann fragt Dorothy: »Habt ihr mal darüber nachgedacht aufzuhören?«
    Sie schaut Richtung Flur, als wären da noch andere Menschen. Und für einen kurzen Moment bin ich der festen Überzeugung, dass niemand antworten wird, doch dann fragt Amanda: »Womit aufhören?«
    »Mit den Geschenken«, sagt Dorothy.
    »Aus welchem Grund sollte man denn damit aufhören wollen?«
    »Zum Beispiel, weil man die Freude daran verloren hat.«
    »Was für ein absurder Gedanke«, murmelt Sophia.
    »Ich versteh das auch nicht«, sagt Amanda. »Es ist ein Privileg. Ein Privileg, für das wir alle hart gearbeitet haben. Also, warum sollte man das einfach so aufgeben?«
    »Weil man zu der Überzeugung gekommen ist, dass es Unrecht ist.« Dorothy wendet ihren Rollstuhl und schaut uns an. Erst Amanda, dann Sophia, dann mich. Und ich starre auf meine großen, plumpen Hände.
    »Na ja, was heißt Unrecht?«, sagt Amanda. »Ich meine, letztendlich sind es doch nur Watsons.«
    »Es sind Menschen«, sagt Dorothy.
    »Es ist eine Krankheit!«, sagt Sophia.
    »Ich weiß nicht«, sagt Amanda. »Wir sind mit Sicherheit nicht die Einzigen, die so was machen. Das ist halt so was wie eine …« Sie schaut mich an. »Wie nennt man das? Safari?«
    Ich nicke.
    »So was wie eine Safari«, sagt Amanda.
    »Das hat nicht im Geringsten etwas mit Recht oder Unrecht zu tun!« Sophias kleine Augen funkeln böse.
    »Sondern?«, fragt Dorothy.
    »Mit Notwendigkeiten. Unsere Gesellschaft wäre niemals dort, wo sie jetzt ist, wenn es nicht Menschen wie uns gäbe.« Sophia schiebt sich in ihrem Sessel nach vorne. »Man will doch, dass sie getötet werden, diese Mörder und Vergewaltiger!«
    »Na ja, so ganz stimmt das nun wieder auch nicht«, sagt Amanda.
    »Aus welchem Grund sollte man sie sonst hierher schicken? Man will sie loswerden, sie sollen verschwinden!«
    »Es ist ein Experiment, ein Versuch«, sagt Amanda und rutscht ebenfalls nach vorne, der Plastikbezug quietscht. »Das kann man gut finden oder auch nicht, aber …«
    »Blödsinn!«, unterbricht sie Sophia. »Leeres Gewäsch! Sie sind eine Krankheit! Der schleimige Auswurf einer langsam gesundenden Gesellschaft!« Sie wird lauter. »Unsere Zivilisation muss vor diesen Kreaturen geschützt werden! Es liegt in ihren Genen. Sie können nicht mal etwas dafür. Sie sind Monster! Von dem Tag ihrer Geburt an!«
    Ich schaue auf. Amanda schüttelt den Kopf. Auf Dorothys Gesicht ist keine Regung zu erkennen.
    »Und deshalb muss verhindert werden, dass sie sich fortpflanzen!« Sophia schreit jetzt fast. »Um den Fortbestand unserer Zivilisation zu sichern! Es ist unsere Pflicht! Und es erfüllt mich mit Stolz, dieser Pflicht nachzukommen. Diese Fehler der Natur müssen ausgemerzt werden!«
    In dem Augenblick passiert es. Ein lauter Knall! Ich zucke zusammen. Im nächsten Augenblick stehe ich vor Sophia. Ihr Mund bewegt sich immer noch, doch ich höre nichts, und dann hole ich aus und ziehe dem geifernden Zwerg meinen Handrücken quer durchs Gesicht. Jetzt ist es tatsächlich still.
    Als ich durch den Flur stolpere und dabei versuche, meinen Mantel anzuziehen, ruft Amanda meinen Namen. Und dahinter, laut und schrill, das Weinen eines kleinen Kindes.

    Es regnet, den ganzen Tag schon. In langen Fäden ziehen die Tropfen über das Schaufenster, von links nach rechts, der Wind hat zugenommen. Es sind nur wenige Menschen unterwegs. Wer bei diesem Wetter nicht vor die Tür muss, bleibt zu Hause. Nur den beiden Obdachlosen, die auf dem kleinen Vorplatz sitzen, scheint der Regen und die Kälte nichts ausmachen. Immer wieder schaue ich nach draußen und beobachte sie durch die regennasse Scheibe.
    Dieses Mal bemerke ich ihn erst, als er vor mir steht. Sofort zaubere ich ein Lächeln auf mein Gesicht. »Wie geht es Ihnen, Mr. Ward? Sie sehen schon viel besser aus.« Das ist nicht einmal gelogen. Das Zucken ist verschwunden, er scheint das Wochenende gut überstanden zu haben. »Haben Sie ein neues Rezept dabei?«, frage ich.
    Er nickt. Er meidet den Blickkontakt, spricht nur das Nötigste. Vielleicht aus Sorge, dass seine Sonderbehandlung auffliegen könnte. Vielleicht fürchtet er auch, dass es ein einmaliger Irrtum war.
    Seine Dosis wurde mittlerweile auf 60 Milligramm erhöht. In dem Arzneidöschen, das ich ihm mitgebe, ist knapp das Doppelte. Ich könnte ihm noch

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