Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
wohnt hier.«
Tom »Vielleicht ist das der Hausmeister. Etwas nachlässig auf seine alten Tage.«
Sarah »Ein alter Bewohner, der Heimweh hatte.«
Tom »Hör bloß auf! Du liest zuviel schlechte Bücher!«
Leise lachend sahen wir uns um. Putz und Tapeten wellten sich an hohen Wänden und den regelmäßigen, schmucklosen Säulen. Das Parkett war durch die Feuchtigkeit aufgesprungen. Alte Stühle stapelten sich vor aufgerissenen und durchwühlten Glasvitrinen. Der Gang war lang und gerade und schien, das gesamte Gebäude zu durchspannen. Hindernisse aus zerstörten Einrichtungsgegenständen und Steinhaufen versperrten den Blick. Fasziniert wanderten wir weiter. An manchen Stellen sah es aus, als wären Barrikaden aus Betten und Stühlen gebaut worden, teilweise direkt hinter Türen oder Durchgängen. Ob ehemalige Bewohner oder Jugendliche die Hindernisse errichtet hatten, konnten wir nicht erkennen. Das ›Abidias‹ hatte morbiden Charme. Abstrakte Vorstellungen von Zeit und Vergänglichkeit wurden seltsam greifbar und gleichzeitig bedeutungslos.
Ein Gedanke drängte sich mir auf: ›Sein ganzes Leben lang ist man damit beschäftigt, Ordnung zu kreieren. Mühevoll legt man Stein für Stein aufeinander. Karriere, Familie, gesellschaftliche Stellung. Doch das alles kann sich von einer Sekunde zur anderen in Wohlgefallen auflösen. Wenn man nur einen Moment wegsieht, wird die mühevoll geschaffene Ordnung wieder zu dem Chaos, aus dem sie kam.‹
Hier in den Fluren der ehemaligen Nervenheilanstalt wurde mir klar: ›Auch eine Person ist nichts weiter als ein geordneter Zustand. Ein fragiles Konstrukt, das sehr leicht in Unordnung geraten kann.‹
Wir wanderten über eine große Treppe mit abgebrochenem Geländer in den zweiten Stock und entdeckten eine seltsame Anlage mit dicken Schläuchen und großen Keramikwannen. Dass sich mir ihre Funktion nicht erschloss, machte ihren Anblick umso faszinierender. Im Nebenzimmer war die Decke eingestürzt. Die Feuchtigkeit hatte sich weitergefressen und sowohl den Boden im zweiten Stock, als auch den im ersten zerstört und einbrechen lassen. Man konnte vom Dach aus quer durch das Gebäude sehen. Wir näherten uns vorsichtig dem Loch und sahen hinunter. Ganz unten im Erdgeschoss, kaum zu erkennen in der Dunkelheit, bewegte sich plötzlich etwas. Ich zuckte zurück.
Sarah »Hast du das gesehen?«
Er nickte. Wir hatten es beide gesehen. Meine Stimme wurde automatisch leiser.
Sarah »Was war das? Der Penner?«
Tom »Keine Ahnung. Möglich.«
Tom tat, als wenn es ihn nicht besonders interessieren würde. Eventuell kümmerte es ihn wirklich nicht, doch mir war die Sache unheimlich. Wer oder was auch immer uns von dort unten beobachtet hatte, wollte nicht, dass wir es sahen. ›Welchen Grund konnte das haben?‹
Sarah »Vielleicht sollten wir zurückgehen?«
Tom »Okay. Wenn du willst.«
Wir gingen die Treppe in den ersten Stock hinunter, betraten den Flur und stoppten abrupt. Der Obdachlose wartete bereits auf uns, … und er war nicht allein. Neben ihm – ein weiterer Tippelbruder. Die Kleidung in ähnlichem Zustand wie die des Ersten. Sein Haar ungepflegt und fettig. Sein Gesicht starrte vor Dreck. Die beiden machten keine Anstalten, näher zu kommen. Das beruhigte mich. Doch sie sprachen weder miteinander noch machten sie sonst irgendwas. Sie standen nur da und starrten uns an. Fast, als würden sie auf etwas warten. Wir zogen uns langsam zurück.
Sarah »Wieso stehen die da?«
Tom »Keine Ahnung. Frag doch mal.«
Tom wusste genau, dass ich das nicht tun würde. Er selbst sah auch nicht danach aus, als sei er scharf auf eine Unterhaltung.
Sarah »Vielleicht sollten wir uns nach einem anderen Weg umsehen?«
Tom »Das ist möglicherweise eine gute Idee.«
Wir drehten uns um und gingen langsam über die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Die alten Holzdielen knarrten. Ich wagte es nicht, mich umzudrehen. Auch Tom spürte, dass sich hinter uns etwas bewegte.
Sarah »Was machen sie? Folgen sie uns?«
Tom »Ich weiß es nicht.«
Tom drehte sich um, wandte sich wieder nach vorn und wurde schneller.
Tom »Die folgen uns! Es sind drei!«
Sarah »Scheiße!«
Wir kamen ins Erdgeschoss, bewegten uns auf die geschwungene Haupttür zu und gaben uns Mühe, nicht in Hektik zu verfallen. Tom legte die Hand auf die Türklinke und drückte sie nach unten. Die Tür öffnete sich nicht. Tom konnte den Fluch nicht unterdrücken.
Tom »Scheiße! Verficktes Mistteil!«
Mit lautem
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