Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
Vom Netzwerk:
stolperten wir durch Büsche und über Wurzeln hinweg auf die Stimmen der beiden zu. Doch immer dann, wenn wir uns ihnen zu nähern glaubten, erklangen ihre Rufe plötzlich und viel leiser als vorher aus der entgegengesetzten Richtung. Weiter und weiter suchten und riefen wir sie. Immer angsterfüllter hörten wir sie durch den Nebel schreien. Den Nebel, der sich nicht auflösen wollte. Wie ein lebendes Tier lauerte er über uns, umschlang uns mit nassen, kalten Klauen und schob uns immer wieder an Wa-Teka und Ni-Leam vorbei, von ihnen fort.
    Er trieb sein böses Spiel mit uns.
    Mit einem Mal brach das Rufen der beiden ab, so als erblickten sie plötzlich etwas, das ihnen den Atem verschlug.
    Vor Erstaunen? Vor Entsetzen?
    Und dann geschah etwas, das uns alle tief verstörte.
    Wa-Teka begann, leise zu singen. Hell und klar erklang seine Stimme aus der Ferne.
    Es war nicht der Gesang selbst, der uns so erschreckte, sondern das Lied. Wa-Teka sang die »Gaota Te Aloan« – das Totenlied.
    Kurz darauf brach der Gesang abrupt ab, und es war ein seltsames Rascheln zu hören, so als wenn gefrorenes Fell zerschnitten würde. Währenddessen glaubte ich, ein glucksendes Kichern wahrzunehmen. Und ein unterdrücktes, fremdartiges Flüstern.
    Dann vernahm ich diese entsetzliche Stimme. Es war nicht viel mehr als ein heiseres Zischen, doch das wollüstige Grinsen, das in ihm mitschwang, brannte jedes Wort in meine Sinne:
    »Schschscht, kleiner Hampelmann, nicht so eilig. Ich bin gleich bei dir, versprochen. Vorher darfst du bei deinem Freund zusehen …«

    Dann herrschte Stille. Vollkommene Stille.
    Verzweifelt begannen wir, erneut nach Wa-Teka und Ni-Leam zu rufen, doch es war nichts mehr zu hören. Wir stolperten in die Richtung, aus der die Stimme gekommen zu sein schien, fanden jedoch niemanden.
    Plötzlich begann der Nebel, sich aufzulösen. Hier und da durchbrachen Sonnenstrahlen den weißen Dunst, und bald konnten wir wieder sehen. Angstvoll suchend blickten wir umher.
    Da!
    Unter einer mächtigen Fichte lag Ni-Leams Messer im Schnee. Die Klinge war direkt oberhalb des Griffs abgebrochen. Die Messerspitze steckte im Stamm des Baumes. Zwei weiße Blätter ragten seitlich hervor wie die Flügel eines aufgespießten Vogels. Doch welcher Riese mochte die Klinge dort hineingetrieben haben? Wenigstens acht Fuß lagen zwischen der Messerspitze und dem Erdboden. Ma-Tu musste sich auf Ti-Kahonns Schultern stellen, um an sie heranzureichen. Mithilfe seines eigenen Messers schnitt er die Klinge heraus. Als Ma-Tu wieder hinabgeklettert war, bestätigte sich, was wir bereits wussten: Auf beiden Blättern prangte das Bild eines bleichen Skeletts.
    Von den beiden Verschwundenen und dem flüsternden Fremden fehlte jede Spur. Wie schon bei der Hirschfalle war der Erdboden unterhalb des Baumes zwar zerwühlt und regelrecht aufgerissen, doch waren nirgendwo Fußabdrücke zu sehen, die hierher oder von hier fort führten.
    »Der wandelnde Geist«, hauchte Ti-Kahonn. »Er wird uns alle holen …«

    Trauer und Furcht sind sehr starke Gefühle. So stark, dass sie einen Menschen zerbrechen können. Wir wussten jedoch, dass wir widerstehen mussten, wenn es für uns und unser Dorf noch Hoffnung geben sollte. So zogen wir weiter.
    Es war ein Wunder, dass unsere Beutel immer noch Essbares hervorbrachten. Doch es würde nicht mehr lange dauern, bis auch der letzte Vorrat aufgebraucht war.
    Dann kam der Tag, an dem der Wald aufhörte. Wiederum war es der uns vorangehende Se-Temm, der es als Erster bemerkte.
    »Seht doch nur! Da vorne wird es hell!«, rief er uns zu.
    Wir konnten es kaum glauben. Doch er hatte recht. Immer lichter wurde es vor unseren Augen, und bald darauf traten wir aus dem Bannkreis des Waldes hinaus auf freies Feld. Eine weite, im Sonnenlicht glitzernde Ebene aus Schnee lag vor uns.
    Ohne Bäume.
    Wir genossen die Strahlen der Sonne, die der Schatten des Waldes uns so lange geraubt hatte.
    Wir lebten.

    »Schaut doch!« Ein Ausruf, laut, doch nicht angstvoll, sondern freudig, erfüllt von Hoffnung.
    In einiger Entfernung von uns erhob sich eine mächtige Blockhütte aus dem Schnee, an die sich eine langgestreckte Scheune anlehnte. Konnte dies die verbotene Lichtung sein?
    Von einem Holzhaus hatte Hia-Takee nichts gesagt. Und doch ging der alte Mann nun zielstrebig auf die Hütte zu, die von der tief stehenden Sonne in ein unwirkliches Licht getaucht wurde.
    Eine kaum erträgliche Spannung lag über uns. Zwar sah es nicht so aus,

Weitere Kostenlose Bücher