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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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als wenn sich Soldaten hier aufhalten würden, doch auch gegenüber einfachen Siedlern musste Vorsicht gewahrt werden. Nur die wenigsten begegneten unseresgleichen friedlich. Und auch dann taten sie es nur des Tauschhandels wegen.
    Doch hatten wir eine Wahl?
    Ni-Katea hob den Arm. Fiebrige Blicke wurden auf ihn gerichtet.
    »Wer immer hier wohnen mag, wir werden ihn um Nahrung und eine Schlafstätte bitten. So scheint es Hia-Takee zu wollen.«
    Wir setzten uns in Bewegung.
    Ungeahnte Kräfte beflügelten meine Schritte auf dem beschwerlichen Weg durch den tiefen Schnee.
    Schmerzende Knochen, frierende Glieder, quälender Hunger – all das spürte ich nicht mehr. Wie eine lockende Verheißung lag das rötlich im Gegenlicht schimmernde Holzhaus vor uns.
    Als wir es fast erreicht hatten, öffnete sich die schwere Tür, und eine hochgewachsene hagere Gestalt trat heraus. Hosen aus rauem Stoff, die in langschaftigen Stiefeln steckten, ein breiter Gürtel mit Messingschnalle, ein grob gewebtes Hemd, darüber eine schwere lederne Weste.
    Das Gesicht des Mannes war sehr blass, ein harter Mund mit schmalen Lippen. Auf dem Kopf trug er einen mächtigen Hut mit weiter Krempe, die seine Augen verdeckte.
    Die Jüngsten begannen zu laufen, ja, zu rennen. Ihre Arme waren heischend dem Mann entgegengestreckt, so als sei er die leibhaftige Rettung. Mit letzter Kraft warfen sie sich an ihn, umschlangen seine Beine, wimmerten, weinten.
    Der Fremde ließ es sich gefallen, machte keine Anstalten, die Kleinen abzuwehren. Allerdings erwiderte er ihre Herzlichkeit auch nicht. Keines der Kinder drückte er an sich, keinem streichelte er über den Kopf,
    er stand einfach da, reglos, ohne ein Wort zu sprechen. Nun waren auch wir anderen heran.
    »Sei gegrüßt, Freund!«, sagte Ni-Katea.
    Ein Zucken. Fast unmerklich, aber einen Pulsschlag lang waren die spitzen Fingerknöchel des Mannes weiß hervorgetreten, so als sei eine gewaltige Spannung durch seinen Körper gefahren.
    Da der Mann immer noch schwieg, setzte Ni-Katea erneut an: »Wir möchten dich um etwas zu essen und ein Quartier für die Nacht bitten.«
    Während er dies sprach, schaute Ni-Katea sorgenvoll zum Waldrand hinüber, wo Hia-Takee nun bewegungslos verharrte.
    Noch immer konnten wir die Augen des Mannes nicht sehen. Sie lagen im Schatten seiner Hutkrempe. Und doch spürten wir einen stechenden Blick auf uns lasten.
    Dann begann der Fremde zu sprechen.
    Seine Stimme war seltsam rau und leise, mehr ein Flüstern. Fast tonlos und doch schneidend wie eine Klinge.
    Sie ergriff sofort von uns Besitz.
    »Schlafen könnt ihr in der Scheune. Auch Essen findet ihr dort. Doch wehe euch, wenn ihr mein Haus betretet.«
    Damit wandte er sich um und schritt ins Haus zurück. Die Tür schloss sich wieder. Benommen blieben die Kleinen zurück. Auch wir waren von Verwirrung ergriffen. Als Erster fing sich Ma-Tu wieder.
    »Habt ihr’s nicht gehört? Wollt ihr hier draußen erfrieren? Kommt endlich!«
    Zögernd folgten wir ihm. Der Hunger und die Sehnsucht nach Wärme waren stärker als alle Zweifel. Im Inneren der Scheune herrschte schummriges Halbdunkel. Lediglich eine kleine Laterne, die neben dem Eingang hing, verbreitete ein mattes Licht.
    Die Wärme war wunderbar. Sie umarmte uns, wie eine Mutter zärtlich ihr Kind umarmt. Wir gaben uns ihr hin, sogen sie in uns auf, fühlten, schmeckten sie wie eine herrliche Medizin, die uns so lange vorenthalten worden war. Wir legten uns ausgestreckt ins Heu und genossen die Ruhe, die unsere ausgezehrten Körper so vermisst hatten. Hinter der Stiege zum Dachboden stand ein großes Fass mit Trinkwasser, und in einem Schrank fanden wir Brot und getrocknetes Fleisch. Gierig machten wir uns darüber her.
    Später ergriff Ni-Katea das Wort.
    »Für die Nacht bleiben wir hier. Einer von uns wird oben auf dem Heuboden schlafen. Durch das kleine Fenster kann er morgen sofort nach Hia-Takee schauen.«
    So ließen sich alle zum Schlafen ins Heu nieder, während Se-Temm auf den Dachboden hinaufstieg und sich dort zur Ruhe legte. Ich ging zur hinteren Tür, um mich zu vergewissern, ob sie gut verschlossen war. Dabei warf ich einen letzten prüfenden Blick nach draußen. Die Blockhütte zeichnete sich als dunkle Silhouette gegen das Licht des Mondes ab. Jetzt erst fiel mir auf, dass statt eines einzelnen Schornsteins drei schmale, ungewöhnlich lange Röhren in den Himmel ragten. Und noch etwas war seltsam: Obwohl ein strenger Wind wehte, wurde der austretende

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