Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
die dicke Eissäule nicht einmal bewegen konnte. Chris bemerkte, dass die Leute innerhalb der Käfige schon zitterten und immer bleicher wurden, also rannte sie zurück ins Büro, den einzigen Raum in der Galerie, der nicht gefroren war, um das Telefon zu erreichen.
Bis Will zurückkehrte, hatte Robin die Stangen von fünf Eiskäfigen zerschlagen.
»Guisbournes Geruch verlor sich auf der Straße draußen«, erklärte ihm sein Seneschall. »Er muss ein Auto für die Flucht genutzt haben.«
»Hast du die Telefonleitungen unterbrochen?« Robin fühlte sich ein wenig besser, als Will nickte. »Nimm Kontakt zum Jardin auf. Wir brauchen ein Dutzend Männer hier, während wir diesen Schlamassel aufräumen und uns um die Menschen kümmern. Informiere auch unsere Freunde bei der Polizei.«
Ringelblumengeruch erfüllte die Luft. »Ich bedauere, Euch mitteilen zu müssen, dass Eure Männer Euch nicht zu Hilfe kommen können, Mylord.«
Robin wandte sich der Contessa zu, die von vier bewaffneten Kyn-Kriegern flankiert wurde. Das verschlagene Lächeln auf ihren Lippen bestätigte seinen Verdacht, aber er gab ihr die Chance, alles abzustreiten. »Ihr wart Teil dieser Sache?«
»Ich hatte vor, Euch das Manuskript abzunehmen«, erklärte Salva. »Unglücklicherweise scheint es, als hätte Nottingham einen besseren Plan gehabt als ich.«
Robin hatte noch nie in seinem Leben eine Frau geschlagen, was er im Moment tief bereute. »Weswegen wollt Ihr das Buch?«
»Meine Familie hat es Nottingham abgekauft, als er sich in Italien niederließ. Mein Vater hat es meiner jüngeren Schwester Beatrice geschenkt, als sie ihre Gelübde ablegte. Es war der einzige weltliche Besitz, der ihr je etwas bedeutet hat, und nach ihrem Tod sollte es mir gehören.« Für einen Moment erschien ein hässlicher Schatten in den Augen der Contessa. »Ich habe siebenhundert Jahre auf diesen Abend gewartet.«
Robin kontrollierte seine Wut. »Offensichtlich, Mylady, werdet Ihr noch ein wenig länger warten müssen. Nun, wenn Ihr erlauben würdet –«
»Ich habe gerade meine Krieger angewiesen, Eure Männer gefangen zu nehmen und Euer Hauptquartier unter ihre Kontrolle zu bringen«, erklärte ihm Salva, als hätte er kein Wort gesagt. »Außerdem habe ich den Partner Eurer sterblichen Frau als zusätzliche Geisel genommen. Ihr werdet Nottingham finden, die Handschrift zurückgewinnen und sie mir bringen.«
»Ihr habt mir nicht zu befehlen, Madam.« Robin beäugte ihre Wachen. »Wenn Ihr meinen Cousin jagen wollt, schickt Eure eigenen Männer hinter ihm her.«
»Meine Männer haben andere Aufgaben.« Salva vollführte eine schnelle Geste, und plötzlich erschienen vier Kupferschwerter in den Händen ihrer Wachen. »Es sollte Euch keine Probleme bereiten, das Buch zurückzuholen. Aber falls Ihr noch weitere Gründe braucht, Nottingham zu verfolgen, denkt an das Leben aller Kyn und Menschen unter Eurem Befehl. Ein Anruf von mir genügt, und meine Männer werden anfangen, sie hinzurichten, immer zwanzig auf einmal.«
Robin kannte die Contessa gut genug, um zu ahnen, dass das keine leere Drohung war. »Ich dachte, Ihr hättet mich als Euren Freund bezeichnet, Salvatora.«
»Eine Frau kann in dieser Welt keine Freunde haben, Mylord. Nicht, wenn sie überleben will.« Sie deutete auf Will. »Ihr könnt die Wahrheit von Eurem Seneschall herausfinden lassen, wenn Ihr wollt.«
Robin nickte Will zu, der sein Handy herauszog und eine Nummer wählte. Er sprach ein paar Sekunden mit jemandem, dann legte er wieder auf.
»Sie haben Sylas erlaubt, mit mir zu sprechen, Mylord«, sagte Will mit angespannter Stimme. »Es ist, wie sie sagt. Ihre Männer haben den Jardin in ihrer Gewalt und halten all unsere Leute in den unterirdischen Tunneln gefangen.«
Chris gab auf, nachdem sie im Telefon des Büros keinen Wählton hörte. Die Telefonleitung war durchtrennt worden oder tot. Sie erinnerte sich an die beiden Agenten, die den Vordereingang bewachten; vielleicht waren sie von dem bizarren Einfrieren der Galerie nicht beeinträchtigt worden. Sie ging Richtung Ausgang, nur um anzuhalten, als sie entdeckte, dass vier Männer mit Schwertern Robin und seine Freundin umringten.
»Ihr werdet mich in Eurem Jardin anrufen, sobald Ihr die Handschrift in Euren Besitz gebracht habt«, sagte die Frau gerade. »Wir werden einen Übergabeort bestimmen, und dann werden meine Männer und ich Euer Territorium friedlich verlassen und Euch keine weiteren Probleme bereiten. Darauf habt Ihr
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