Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
Sie löste die Bänder um ihren Hals und ließ ihre blutbefleckte Maske auf ihren zusammengeknüllten Kittel fallen. »Seine Vergiftungswerte waren abartig, und mein Schwachkopf von OP -Helfer hat ihn vor der Operation voller Blut gepumpt. Aber das Pathogen hat an den Rändern der Wunde mit der Heilung begonnen, sobald ich ihn zugemacht hatte.« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu. »Das bedeutet ja, ich konnte ihm helfen.«
Michael wirkte, als hätte er noch Mühe damit, die ganzen Informationen zu verarbeiten, die sie ihm eben an den Kopf geknallt hatte. »Ich weiß, dass seine Familie sehr dankbar sein wird, chérie .«
»Ich würde mich nicht darauf verlassen«, sagte sie, als sie sich an ihm vorbeidrängte, um zum Waschbecken zu gelangen und sich zu säubern, »nachdem sein jüngerer Bruder gestern auf meinem OP -Tisch gestorben ist.«
Alex wusste, dass sie ihre Wut an Michael ausließ, aber es war ihr vollkommen egal. Er und alle anderen oben unterhielten sich und spielten Billard und vergnügten sich, während sie hier unten die Opfer der Bruderschaft aufschnitt und zusammenflickte. Die einzige Hilfe, die sie hatte, waren Kyn-Pfleger, von denen die meisten noch glaubten, Ärzte würden ihre Patienten mit Blutegeln und Kuh-Urin behandeln. Sie hatte bereits zwei Patienten an Kupfervergiftung verloren, und sie war sich ziemlich sicher, dass sie noch mehr verlieren würde, sobald Gabriel und Nick die nächste Gruppe brachten.
Michael blieb weiterhin an ihrer Seite. »Was kann ich tun?«
»Bis darauf, mich in Ruhe zu lassen? Nicht das Geringste.« Sie trocknete ihre Hände ab und stiefelte aus dem Vorbereitungsraum auf die Krankenstation.
Braxtyn und Geoff hatten versucht, es den Flüchtlingen so bequem wie möglich zu machen, aber Seidenlaken und elegante Himmelbetten konnten nichts daran ändern, dass die meisten von ihnen sich in sehr schlechtem Zustand befanden. Alex hatte Dutzende von Verbrennungen dritten Grades gesäubert und behandelt, von denen einige so schlimm waren, dass die betroffenen Gliedmaßen quasi nur noch aus Kohle bestanden.
Bis jetzt hatte sie keine Amputationen durchgeführt, aber wenn sie keinen Weg fand, dafür zu sorgen, dass verbrannte, verrottende Glieder wieder durchblutet wurden, würde auch das schon bald nötig werden.
In dem Wissen, dass Michael ihr immer noch folgte, hielt Alex am ersten Bett an und zog den Spitzenvorhang zur Seite. Verbände versteckten die Tatsache, dass die Frau im Bett aussah, als hätte jemand ihre obere Körperhälfte in Salzsäure getaucht. Und sie war noch eine der Glücklichen, dachte Alex, während sie die Verbände kontrollierte. Sie war nicht mit der neuen Lieblingsmunition der Bruderschaft beschossen worden, also brauchte sie nur eine Operation zur Wiederherstellung ihres Gesichts.
Augenlider, die von Brandblasen und Narbengewebe entstellt waren, öffneten sich, um den Blick auf wunderschöne blaugrüne Augen freizugeben. »Guten Abend, Mylady.« Die Bandagen dämpften die sanfte Stimme der Patientin, die mit französischem Akzent sprach.
Zumindest sie wird es schaffen , dachte Alex. »Wie fühlst du dich heute, Blanche?«
»Viel besser.« Sie schaute an Alex vorbei und kämpfte dann darum, sich aufzusetzen. »Seigneur Cyprien, es ist mir eine Ehre.«
»Es ist keine so große Ehre; bleib, wo du bist.« Alex zog ein Tablett heran und öffnete eine weitere Verbandspackung. »Ich muss noch ein paar Rücken und Bäuche ausräumen und zunähen, und dann werden du und ich uns ein wenig im OP amüsieren.«
Blanche hob eine ihrer bandagierten Hände, um die dicke Schicht Verbandsmull zu berühren, die ihren gesamten Kopf umgab. »Ich bin dankbar für Eure Bemühungen, Mylady, aber mein Gesicht kann nicht gerettet werden. Es ist am Tag nach dem Feuer so geheilt.«
»Ich will dir nur mal sagen, dass die Bruderschaft den Kopf meines Freundes ein paar Wochen lang mit Kupferstangen bearbeitet hat«, erklärte ihr Alex und deutete über die Schulter mit den Daumen auf Michael. »Genau genommen hatte er gar kein Gesicht mehr, bis ich ihm das hier gebastelt habe.«
»Es ist wahr, Lady Blanche«, sagte Michael. »Meine Sygkenis kann Euch so werden lassen, wie Ihr vor dem Angriff wart.«
»Genau. Ich bin eine Wunderheilerin.« Alex starrte ihn an, bevor sie vorsichtig die Verbände von Blanches rechter Hand löste und das Narbengewebe begutachtete. »Das sieht sehr gut aus. Noch ein paar Hautabrasionen, ein bisschen schneiden und flicken, und du musst
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